Weil am Rhein Ganz besondere Klangwirkung

Jürgen Scharf
Das Ensemble Willa Musica gab nach drei Jahren wieder ein Benefizkonzert mit Barockmusik in Ötlingen. Foto: Jürgen Scharf

Benefizkonzert: Willa Musica spielen für guten Zweck / Mehr als 2000 Euro als Spende

Ein erlesener Hörgenuss war das Adventskonzert in der vollbesetzten Ötlinger St. Galluskirche am Nikolausabend. Nach drei Jahren Abstinenz konnte die Tradition erstmals wieder weitergeführt werden.

Von Jürgen Scharf

Weil am Rhein-Ötlingen. Zugleich war es ein Benefizkonzert des Lions Clubhilfswerks für die Ausbildung von Sterbe- und Trauerbegleiter der Ambulanten Hospizgruppe Dreiländereck, deren Vorsitzender Flötist Tonio Paßlick ist. Die gesamten Einnahmen – etwas mehr als 2000 Euro aus Eintritt und Kollekte – waren für diesen guten Zweck, wies der Weiler Lionsclub-Präsident Friedrich Resin auf das Projekt hin.

Die vier Barockspezialisten Barbara und Christian Leitherer, Dieter Lämmlin und Tonio Paßlick kennt man unter dem Ensemblenamen „Willa Musica“. Sie spielten sich in ungewöhnlicher Besetzung durch ein Programm hochbarocker Werke und boten eine kurzweilige Stunde im Klangbild alter Instrumente, die ihren eigenartigen Reiz entfalten konnten.

Das war ein perspektivenreicher Barockabend mit schönen klanglichen Farbwirkungen vom Chalumeau über Blockflöte und Diskantgambe, Virginal bis zum Sopranino. Die vier ausgewiesenen Barockkenner haben jedes Stück individuell anders und spannend dargestellt, mit ihrer profunden Stilkompetenz im Bereich der originalen Aufführungspraxis. Ein Gewinn war, dass Leitherer und Paßlick einiges zu den Stücken und Instrumenten sagten.

Wie lebendiges Gespräch

Gleich drei Werke vom Barock-Großmeister Georg Philipp Telemann standen auf dem Programm: zuerst eine Ouvertüre für das Chalumeau und Bassbegleitung mit Gambe und Virginal, und zuletzt ein „Trietto“ für zwei Blockflöten und Basso continuo, die den (gelegentlich bestrittenen) Rang Telemanns bestätigten. Wie sich die beiden Flötisten in dem Trietto in der hohen Lage die „Bälle“ zuspielten, das war eine ausgefeilte facettenreiche Zwiesprache, gleichsam wie ein lebendiges Gespräch, hinreißend virtuos und in stupender Technik.

Leitherer setzte verschiedene Instrumente ein, die er meisterhaft beherrscht, darunter als Rarität ein großes Basson-Chalumeau, das er in einer Telemann-Sonate aus der ungewöhnlichen Sammlung „Der getreue Musikmeister“ zusammen mit seiner Frau Barbara Leitherer an der Diskantgambe vorführte. Aus zwei Heften hat er diese Sonate zusammengefügt, die auf dem höchst seltenen Instrumentarium eine ganz besondere intime Klangwirkung entfaltete.

Aber es war vor allem der Abend der Blockflöte. Leitherer und Paßlick, zwei Blockflötenvirtuosen, gaben hier Einblick in das Barock-Flötenrepertoire. Etwa im Duettieren bei Sammartini oder in den Variationen über das in Frankreich sehr beliebte Lied „Joseph est bien marié“, das die Weihnachtsgeschichte mit ironischen Formulierungen von Joseph, der eine „gute Partie“ mit Maria gemacht hat, behandelt.

In diesen Variationen fiel der schlanke, klare Flötenton der Interpreten auf, die teils solierend, teils dialogisierend hervortraten. Ihr leichthändiges Spiel und die betörende Tongebung machten das Zuhören zum reinen Vergnügen. Dank der geschmeidigen, vitalen und charmanten Musizierweise ließ sich leicht verschmerzen, dass sie das Lied nicht gesungen, sondern rein instrumental vortrugen.

Kapriziös klangen zwei Miniaturen für Sopranino und Cembalo des französischen Clavecinisten François Couperin. Paßlick bot die galanten Klanggirlanden mit schönster Phrasierung und Sinn für Verzierungskunst dar.

Weihnachten ganz nahe

Barbara Leitherer an der Gambe und Dieter Lämmlin am Cembalo sorgten an diesem Abend für die wache, doch immer den Bläsersolisten dienende Begleitung. Lämmlin wechselte einmal seinen „Arbeitsplatz“ und spielte an der historischen Merklin-Orgel mit zartem Cantus firmus einfühlsam und kontemplativ das adventliche Choralvorspiel „Nun komm, der Heiden Heiland“ von Johann Sebastian Bach. Da war Weihnachten schon ganz nahe.

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