Weil am Rhein Gegen kräftige Etat-Einsparungen

Weiler Zeitung

Corona: Kulturamtsleiter unterstreicht Bedeutung des Kultur- und Kreativbereichs

Weil am Rhein (mcf). Der Kultur- und Kreativbereich hat eine höhere Bruttowertschöpfung als der Maschinenbau, oder auch der Chemie- und Energiebereich. Auf diese besondere Bedeutung hat Kulturamtsleiter Tonio Paßlick angesichts der Corona-Krise und der wirtschaftlichen Folgen bei der FDP-Mitgliederversammlung aufmerksam gemacht. Er hoffe, dass angesichts von kommunalen Etat-Defiziten beim Kultur- und Kreativbereich nicht zu sehr gespart werde. „Ich wünsche meinem Nachfolger, dass er wirtschaftlich und finanziell nicht alleine gelassen wird“, erklärte der scheidende Kulturamtsleiter, der diese Funktion in den vergangenen 34 Jahren mit Leidenschaft und viel Engagement ausübte, wobei er unternehmerisch, aber nicht profitorientiert gearbeitet habe.

Angesichts von Investitionen im Kultur- und Kreativbereich, die sich wirtschaftlich positiv auf andere Bereiche auswirken, steht für Paßlick fest: „Man muss bestimmte Bereiche weiter unterstützen.“ Es gelte, den Wert der Kultur im Auge zu behalten und zu berücksichtigen. Klar sei, dass unterschiedliche Dinge mit Steuermitteln bezuschusst werden, die ansonsten am Markt keine Chance hätten, so auch das Kesselhaus-Projekt als Begegnungsort.

Die Pandemie hat für die städtische Kultur in Weil am Rhein bedeutet, dass ab dem 13. März alle Veranstaltungen abgesagt wurden, auch das Kieswerk-Open-Air und das Internationale Bläserfestival, woraufhin das Kulturamt Kurzarbeit angemeldet hat. Zumindest konnten laut Paßlick die Veranstaltungen für nächstes Jahr gesichert werden, also die Top-Bands des Bläserfestivals und die Techniker für das Freiluftkinoerlebnis. „Mein Nachfolger kann so auf den Vorbereitungen aufbauen.“

Klar ist für den scheidenden Chef aber auch: „Die Abstandsregel ist der Tod von Kulturveranstaltungen.“ Einnahmen durch Besucher gingen aufgrund der deutlich geringeren Anzahl zurück, die Ausgaben bleiben und werden teils wegen der Auflagen auch höher. Beispiel: Im Haus der Volksbildung sind statt 270 Plätze nur 45 Leute erlaubt. Verhandlungen über die Gage der Künstler seien die Folge. „In ihrer Verzweiflung kommen manche.“

Paßlick kennt die Szene mit den vielen selbstständigen Grafikern, Schauspielern und Künstlern. „Es gibt viele Einzelschicksale.“ Daher stand für ihn auch fest, dass man doch irgendetwas tun müsse, um zumindest ein wenig wieder auf die Beine zu stellen. Ein Kulturfördertopf des Landes konnte erfolgreich angezapft werden, womit 11 000 Euro für die laufenden Kesselhaus-Veranstaltungen flossen und durch Kulturamt-Mittel aufgestockt wurden. „Der Hunger nach Live-Erlebnissen war groß bei den Besuchern“, zieht Paßlick ein positives Zwischenfazit. Insgesamt 18 Konzerte sind es, fast alle ausgebucht.

Ob es die beliebten Weihnachtskonzerte geben wird, ist noch unklar. Schließlich sind statt 450 Besuchern nur 54 in St. Peter und Paul erlaubt, in der Ötlinger Kirche statt 220 lediglich 48 Leute zulässig.

Fest eingeplant sind für den Herbst „Face-to-Face- Konzerte“, wo sich von Angesicht zu Angesicht Musiker und Besucher begegnen, was in anderen Regionen Deutschlands angesichts der intensiven Begegnungserlebnisse positiv ankam.

„Sehr gelitten“ haben bislang die Museen, bei denen die Besucherzahl „eingebrochen“ ist. Deutschlandweit liege eigentlich die Besucherzahl doppelt so hoch als bei Fußballspielen. Sowohl die VHS als auch die Musikschule müssen außerdem hoffen, dass sie in den Schulgebäuden unterrichten dürfen, ergänzte Paßlick.

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