Weil am Rhein Geimpfte stehen vor Apotheken Schlange

Zoë Schäuble
Der digitale Impfpass belegt den vollständigen Corona-Impfschutz und kann als QR-Code auf dem Smartphone gespeichert werden. Foto: sba/Sven Hoppe

Corona: Seit Montag wird der digitale Impfpass ausgestellt / Weiler Apotheker kritisieren kurzfristiges Verfahren

Weil am Rhein  -  Der nächste Ansturm hat begonnen: Seit Montag gibt es den digitalen Nachweis für die Corona-Impfungen und die Ärzte sowie Apotheken geben seither die QR-Codes für Geimpfte aus.

In Weil am Rhein haben sich an den vergangenen drei Tagen Schlangen vor den Apotheken gebildet und unter den Apothekern macht sich eine Unruhe bemerkbar. Denn: Die App funktioniert bisweilen alles andere als reibungslos.

Annette Böss, Inhaberin der Park Apotheke, ist seit Montag durchgehend mit der Ausstellung der digitalen Nachweise beschäftigt. „Wir werden überhäuft mit Anrufen, die Kunden stehen vor der Apotheke Schlange.“

Als Apothekerin und Mitglied des Deutschen Apotheker-Verbands sieht sie sich in der Pflicht, ihren Beitrag zur Pandemiebekämpfung zu leisten. „Ich ärgere mich aber, weil die Politik einmal mehr zu viel versprochen hat.“ Die App stürze immer wieder ab und gerade in Bezug auf die Eindeutigkeit des Nachweises bestünden noch immer offene Fragen.

„Was passiert mit den Leuten, die aufgrund einer vormaligen Infektion mit dem Virus Antikörper gebildet haben und nur einmal geimpft werden müssen?“ fragt sich auch Solveig Heller, Stellvertreterin von Thomas Harms in der Apotheke am Rathaus. Für diejenigen gebe es keine gesonderte Rubrik, die belege, dass in diesem Fall eine einmalige Impfung ausreicht.

In der Apotheke am Rathaus wird an acht Arbeitsplätzen an der Ausstellung der digitalen Impfpässe gearbeitet und der Kundenstrom reißt nicht ab. „Vergangenen Donnerstag wurde beschlossen, dass die Apotheken ab Montag die Nachweise ausgeben müssen – da blieb uns kaum Vorbereitungszeit.“ Als „Hauruck-Aktion“ von oben empfindet Heller die neue Maßnahme – und teilt damit die Meinung vieler Weiler Apotheker.

Manche, wie Peter Schiffmann, Inhaber der Markgräfler-Apotheke in Haltingen, haben sich daher gegen die Ausstellung des Nachweises in ihrer Apotheke entschieden. „Ich gehe das ruhiger an. Die Software stürzt ja sowieso gerade andauernd ab – da warte ich lieber noch etwas ab.“

Die meisten seiner Kunden hätten gar kein Smartphone, weswegen er ohnehin PDF-Dokumente drucken müsste. Was einen zusätzlichen bürokratischen Aufwand mit sich brächte. „Momentan könnte ich eine Person zusätzlich einstellen“, unterstreicht Böss die Annahme Schiffmanns.

Obwohl der digitale Impfpass nicht zwingend notwendig ist, ist das Interesse der Bürger am QR-Code hoch. Die sich ergebenden Vorteile für Besitzer des Dokuments sind für Bürger jeden Alters scheinbar verlockend. „Mitte 20- bis Mitte 70-jährige Kunden habe ich schon mit dem digitalen Nachweis ausgestattet, und auch die ältere Generation kommt mit der Verwendung der App zurecht“, bemerkt Julia Hahnemann.

Die Inhaberin der Apotheke am Rheincenter vermutet, dass der Ansturm gerade so enorm sei, weil der digitale Impfausweis das Reisen deutlich erleichtere. Mit der Ausstellung habe es bei ihr bisher keine Probleme gegeben. Die App sei lediglich kurzzeitig überlastet gewesen.

In der Trämli-Apotheke hat Mitarbeiterin Sevim Atici den Kundenansturm ebenfalls bemerkt. „Die Nachfrage ist seit Montag unverändert hoch und wir stellen einige Nachweise aus.“ Zusätzlich zum QR-Code geben sie den Impfpass auch als PDF-Dokument aus, da besonders die älteren Kunden damit besser zurechtkämen.

Wie lange der Ansturm noch dauern wird, ist laut den befragten Apothekern ungewiss. Fakt sei, dass die App die Geduld aller auf die Probe stelle.

Mit dem digitalen Impfpass kann der vollständige Corona-Impfschutz per Smartphone nachgewiesen werden. Bei diesem Digitalzertifikat handelt es sich um eine freiwillige Ergänzung zum weiterhin gültigen gelben Impfheft. Per QR-Code wird der Nachweis in der vom Robert-Koch-Institut (RKI) entwickelten CovPass-App auf dem Smartphone hinterlegt – wer ohne Smartphone ist, kann unter anderem in den Apotheken auch einen PDF-Ausdruck verlangen.

Laut Angabe des RKI sind mittlerweile mehr als 22 Millionen Bürger geimpft – die Zahlen des Deutschen Apothekerverbands (DAV) belegen, dass am Montag bereits 160 000 digitale Ausweise ausgestellt wurden.

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