Weil am Rhein Gemeinsam die Gefahren bannen

Weiler Zeitung
Die Nähe zwischen Flüchtlingesunterkunft und Bahnbaustelle birgt Konfliktpotenzial. Foto: Siegfried Feuchter Foto: Weiler Zeitung

Konflikt: Unerlaubtes Betreten der Bahnbaustelle und der Gleise auch durch Flüchtlinge hat für Ärger gesorgt

Von Carina Stefak

Kinder aus der Notunterkunft am Sägischopf haben an der angrenzenden Bahnbaustelle gespielt und sich dadurch zumindest theoretisch in Gefahr gebracht. Auch haben Personen unerlaubt die Gleise überquert und die Kabelbrücke als Abkürzung genutzt. Das hat für Diskussionsstoff gesorgt und zu einem Zuständigkeitsgerangel zwischen Bahn und Notunterkunftsleitung geführt. Ein Schlichtungsgespräch mit Ortsvorsteher Michael Gleßner hat nun den Nebel gelichtet.

Weil am Rhein-Haltingen. Kindliche Neugier, technisches Interesse und die Bequemlichkeit, den „direkten“, wenn auch unerlaubten Weg statt des Umwegs zu nehmen, waren die Beweggründe, als Bewohner der Notunterkunft – aber auch Einheimische – dort aufgefallen sind, wo sie nichts zu suchen haben: an der Haltinger Großbaustelle der Bahn und teilweise sogar auf den Gleisen. Das hat für Ärger gesorgt.

Die Vorgeschichte

Als Ortsvorsteher ist Michael Gleßner ständig mit der Bahn im Gespräch. Im Rahmen dieses Austauschs war seiner Aussage nach von der Bahn moniert worden, dass Kinder in der Nähe der Baustelle gespielt, Personen die Gleise überquert und die Kabelbrücke als Abkürzung genutzt hätten. Auch war laut dem Ortsvorsteher von beiden Seiten – Bahn und Notunterkunftsleitung – von „Einzäunungen“ als Lösung die Rede, was jedoch mit Blick auf die Größe der Bahnbaustelle wie auch der Anlage der Notunterkunft unrealistisch ist. Die Bahnbaustelle ist laut Gleßner viel zu lang, um Baustelle und Gleisbett einzuzäunen, und auch Unterkunftsleiter Bernhard Heyl hält einen Zaun für undenkbar. „Wir wollen die Menschen nicht einsperren.“ Außerdem würden Flucht- und Rettungswege blockiert.

Das Problem

Eigentlich ist die Sache klar: „Auf dem Areal hat niemand was verloren. Es ist gesetzlich nicht erlaubt, die Bahngleise zu betreten“, stellt Michael Gleßner klar. Das weiß Bernhard Heyl, und das wissen die Erwachsenen. „Aber Kinder sind nun mal Kinder. Und da die Zäune an der Baustelle tagsüber bislang offen sind, ist die Gefahr eben da, dass sie hingehen“, so Heyl.

Er vertritt die Auffassung, ein Zaun an der Bahnbaustelle müsse nicht den ganzen Tag offen stehen, man könne ihn tagsüber geschlossen halten. „Die Maschinen könnten morgens rein- und abends rausfahren, sonst ist da eigentlich kein Verkehr.“ Der Ortsvorsteher gibt zu bedenken, dass dies für die Arbeiter, die vielleicht doch mehrmals hin- und herfahren, in der Praxis zu umständlich sei und der Zaun wahrscheinlich ständig offen stehe.

Die Lösungsfindung

Ein Gespräch war notwendig geworden, weil der Aspekt der Haftbarkeit im Fall eines Unfalls bislang offenbar nicht allen Parteien klar war. Noch wichtiger war aber, eine vernünftige Grundlage zu schaffen und eine praktikable Lösung zu finden, die bereits im Vorfeld verhindert, dass Menschen überhaupt in Gefahr kommen. Hierzu hatte Notunterkunftsleiter Heyl bereits vor dem Gespräch deutlich gemacht, dass er auf Kooperation setzt. Dies hat er auch beim gemeinsamen Gespräch mit Michael Gleßner, einer Vertreterin der DB Projektbau und dem Sicherheits- und Gesundheitskoordinator deutlich gemacht und vorgeschlagen, dass die Sicherheitsdienste zusammenarbeiten.

Das Personal, das auf Bahnseite die Baustelle überwacht, kümmert sich laut Ortsvorsteher Gleßner zwar nur darum, dass die für Bauarbeiter geltenden Sicherheitsbestimmungen auf der Baustelle eingehalten werden, ist aber – anders als die Security-Kräfte der Einrichtung – permanent vor Ort. Diese kümmern sich um die Belange an und in der Unterkunft. „Natürlich gehen unsere Leute auch mal um die Anlage herum, aber sie können nicht ständig die Bahnlinie im Blick haben.“

Das Ergebnis

Ergebnis des Schlichtungsgesprächs ist nun, dass die Baustellenzufahrt geschlossen gehalten wird, solange niemand rein oder raus muss. Ein Schild weist dennoch darauf hin, dass weder Durchfahrt noch Durchgang erlaubt sind. Der Bauzaun bleibt auch nach Abschluss der Arbeiten erhalten, solange die Baustelle noch zugänglich ist. Gleßner: „Wahrscheinlich, bis die Schallschutzwand steht.“

Das blaue Mutter-Kind-Schild nahe der Rampe zur ehemaligen Festhallenbrücke, das auf einen Fußweg hinweist und auf das sich einige Flüchtlinge berufen haben, wird schnellstmöglich abgebaut. Das Personal, das im Auftrag der Bahn auf Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen durch die Bauarbeiter achtet, nimmt auch die Randbereiche in den Blick und schließt sich bei Bedarf mit der Security der Unterkunft kurz, die die Menschen abholt.

Schließlich will Notunterkunftsleiter Heyl den Bewohnern noch einmal erklären, wie wichtig ihr Fernbleiben von der Baustelle ist. Auch ist für Ende März eine große Infoveranstaltung in englischer Sprache mit arabischer, persischer und französischer Übersetzung in der Festhalle geplant, bei der die Bewohner der Unterkunft ausführlich über die Baustelle aufgeklärt werden sollen.

„Das ist ein Jahrhundertbauwerk“, sagt Ortsvorsteher Michael Gleßner, der Verständnis dafür hat, dass die Dimension des Projekts und die Umsetzung der Bauarbeiten während des fahrenden Betriebs mit 180 Zügen am Tag den Flüchtlingen nicht klar sein könne. „Sowas kennen sie bestimmt nicht“, sagte Gleßner, der sich gleichzeitig darüber freut, dass unter den Flüchtlingen einige Ingenieure und Hochspannungselektriker sind, die sich sehr dafür interessieren, was in ihrer Nachbarschaft vor sich geht.

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