Weil am Rhein-OB-Wahl Gleiche Bildungschancen fördern

Beatrice Ehrlich
Die Belange der Jugend sind ihr ein besonderes Anliegen: Diana Corinne Hartwig. Foto: Beatrice Ehrlich

Mit der OB-Kandidatin Diana Corinne Hartwig im Gespräch über ihre Pläne und Schwerpunkte im Wahlkampf schließt unsere Reihe zur Oberbürgermeisterwahl.

Man könne viel Gutes sehen in Weil, sagt die Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl Diana Hartwig. Wir sitzen zusammen im Café „Fratelli“, gleich gegenüber des Quartierstreffs in der Hauptstraße in Friedlingen, wo unser Foto entstanden ist. „Ich beobachte einen positiven Wandel.“ Früher habe es mehr Kriminalität gegeben. Vor allem Friedlingen habe sich sehr gemacht. Die Bewohner des Stadtteils seien zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen, was sicher auch dem Bau der Tramstrecke zu verdanken sei: Sie habe den Stadtteil aufgewertet, ist die 28-Jährige überzeugt. Eine Verlängerung der Tram bis Alt-Weil strebt sie jedoch derzeit nicht an, doch dazu später.

Mehr Freizeitmöglichkeiten für Jung und Alt

Mehr Freizeitmöglichkeiten für die Weiler zu schaffen, steht ganz oben bei den Vorhaben, die sie als Oberbürgermeisterin gern umsetzen würde. Einen Raum für Senioren, Treffpunkte für Jugendliche – für alle Generationen bestehe Handlungsbedarf, findet sie. In Friedlingen gebe es zwar eine überdachte Fußballhalle. Doch was sei mit denen, die nicht so gern Fußball spielen?, stellt sie als Frage in den Raum.

Hartwig will die Inklusion voranbringen. Bei der Barrierefreiheit gebe es Nachholbedarf. Am Bahnhof in Weil sei „gefühlt“ immer ein Aufzug kaputt. Denen das Leben zu erleichtern, die es schwer haben, betrachtet Hartwig als weiteres Kernthema ihrer Kampagne. Dabei denkt die Rechtsfachwirtin, die berufsbegleitend Wirtschaftsrecht an einer Fernhochschule studiert, zum Beispiel an die Förderung von Kindern aus bildungsfernen Haushalten.

Ältere Schüler sollen jüngeren helfen

Bei der Bildung sollte Geld keine Rolle spielen, tue es aber doch, meint sie, etwa wenn es darum gehe Nachhilfeunterricht zu finanzieren. Das Weiler Jugendparlament sei an einem innovativen Konzept dran, hat sie erfahren. Hier sollen ältere Schüler die jüngeren unterstützen. Die Kosten würde dann die Stadt übernehmen. Diana Hartwig weiß, wie es ist, wenn man zuhause keine Unterstützung erhält. Auch ihre Eltern, Fleischfachverkäuferin und Fliesenleger, hätten nicht studiert. Als dritte von fünf Töchtern des Paars ist Diana Hartwig ihren Weg über die Hauptschule und die zweijährige Wirtschaftsschule ganz allein gegangen.

Alleinkämpferin sei sie auch im Wahlkampf, sagt Hartwig. Sie werde von keiner Partei oder Gruppierung unterstützt. Ihre Wahlkampf-Internetseite und den Terminkalender betreut sie selbst.

„Alleinkämpferin im Wahlkampf“

Sie ist Mitglied der CDU, weil sie deren Grundüberzeugungen teilt. Im Wahlkampf weicht aber auch ihre Schwester Michelle nicht von der Seite, die bei allen Aktionen dabei ist und diese fotografisch festhält. So auch beim „wandernden Stand“: Statt eines stationären Infostands legen die beiden eine Route fest, die sie abgehen und dort Leute ansprechen. „Das kostet viel Überwindung“, räumt sie ein, aber die meisten fänden es gut. Auf Wahlplakate verzichtet sie, auch aus Nachhaltigkeitsgründen.

An ihrem Arbeitsplatz, einer großen Anwaltskanzlei in Lörrach, wurde ihr die Betreuung der Auszubildenden anvertraut. Sich Zeit nehmen, „Learning by Doing“ sieht sie auch als geeignetes Vorgehen im Umgang mit Mitarbeitern. „Man muss sich Zeit nehmen“, sagt sie. Sie sei
den Menschen nah auf persönlicher Ebene, haue aber schon auch mal auf den Tisch.

Die Tramverlängerung will sie auf später verschieben

„Pain Point“ Tramverlängerung: Dies sei ein großer Budgetposten und ihrer Ansicht nach derzeit nicht finanzierbar, sagt Hartwig. Wer nach dem Bau und der Anschaffung der Tram deren Instandhaltung und Wartung bezahlt, stehe in den Sternen. „Da jetzt Geld reinzupumpen, ohne zu wissen, wie es weitergeht, halte ich für schwierig.“ Dabei lehnt sie das Projekt nicht grundsätzlich ab. Viele würden sich ja eine Tramverlängerung bis zur Vitra wünschen. Deshalb würde sie lieber noch fünf bis zehn Jahre warten, und dann statt der abgespeckten Version mit der Wendeschleife am Läublinpark gleich den ganz großen Wurf wagen. Um genauer herauszufinden, wer so etwas unterstützt, müssten die Bürger mehr beteiligt werden, etwa in einem Bürgerentscheid.

Die meisten Anwohner der Hauptstraße würden die Tram nicht wollen, ist ihr Eindruck. Das frei werdende Geld im städtischen Haushalt würde sie lieber für Dinge einsetzen, die sichtbarer und greifbarer sind: den Ausbau in Schulen und Kitas, die Schaffung neuer Räume, wo welche fehlen, Barrierefreiheit.

In eigenen Worten

Das bin ich:
 „Ich bin ein Mensch wie jeder an‘dere auch. Ich habe Ecken und Kanten wie jeder und bin individuell auf meine eigene Weise.“

Das zeichnet mich aus:
 „Ich bin wissbegierig. Ich bin noch lange nicht an dem Punkt in meinem Leben angelangt, wo ich nicht noch mehr lernen und wissen will. Ich lerne jeden Tag etwas dazu und es gibt keinen Tag in meinem Leben, an dem ich nicht etwas gelernt hätte.“

Dafür brenne ich:
„Für alles: für das Leben, dafür Menschen kennenzulernen, ihre Meinungen zu hören und mit ihnen zu debattieren. Überhaupt spielt der Kontakt mit den Menschen eine wichtige Rolle für mich.“

 

 

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