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Weil am Rhein Graffiti: „Das ist wie eine Droge“

Weiler Zeitung
Beim ersten Galeriegespräch bei Stahlberger unterhielten sich (v.l.) Rosa Lachenmeier, Tonio Passlick und Patrick Luetzelschwab. Rechts Galeristin Ria Stahlberger Foto: Dorothee Philipp Foto: Weiler Zeitung

Galerie-Gespräch: Gelungene Premiere bei Stahlberger mit den Künstlern Lachenmaier und Luetzelschwab

Unter dem Titel „Zwei Länder – gleiche Orte“ zeigt die Galerie Stahlberger zurzeit eine Ausstellung mit Werken von Rosa Lachenmeier aus Birsfelden und Patrick Luetzelschwab aus Weil am Rhein. Am Sonntag hatte Galeristin Ria Stahlberger zu einem Künstlergespräch eingeladen, das Kulturamtsleiter Tonio Passlick moderierte.

Von Dorothee Philipp

Weil am Rhein. Beide Künstlerpersönlichkeiten beschäftigen sich mit Szenerien abseits der üblichen Sehgewohnheiten: Sie finden ihre Motive auf Industriebrachen, unter Brücken, an den Hafenanlagen des Rheins, beide legen ihren Arbeiten Fotografien zugrunde, die sie dann künstlerisch weiterentwickeln. Lachenmaier mit Acrylfarbe, Collagetechniken und verschiedenen Trägermaterialien wie Papier, Leinwand, Metall und Holz, Luetzelschwab mit Siebdruck, Spray und Acryl. Sie kommen aus zwei Ländern und arbeiten mit den gleichen Motiven, die sie aber ganz unterschiedlich in Szene setzen.

Industrielandschaften

Es sei Galeristin Ria Stahlberger gewesen, die diese beiden in einer Ausstellung zusammengebracht hat, betont Passlick. Denn beide seien auch jeweils für sich auf ganz anderen Feldern der Kunst unterwegs. Als erster konkreter Bezugspunkt fällt Passlick der Wasserturm an der Palmrainbrücke auf. Er erinnert daran, dass das monumentale Relikt aus der Zeit der Dampflokomotiven auch vom Modelleisenbahnbauer Faller in seinem Katalog geführt wird, ein berührender Aspekt.

Sowohl Lachenmeier als auch Luetzelschwab haben die Industrielandschaften ihrer Motive schon als Kinder und Jugendliche durchstreift, sie sind beide interessiert daran, wie die Zeit diese „Un-Orte“ verändert und zum Teil in die Vergessenheit geschickt hat.

Für Lachenmeier sind die Fotos der Ausgangspunkt eines langen Prozesses. Die Künstlerin, die lange Zeit an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel unterrichtete und an namhaften Kunstmessen mit Einzelschauen beteiligt war, ist der Ansicht, die Betrachter müssen ihre eigene Geschichte zum Kunstwerk finden.

Ihre Aufgabe sieht sie darin, das Rohmaterial der Fotografie aufzunehmen, weiterzuführen und auch zu stören. In ihren Bildern auf Metall schimmert dieses an manchen Stellen auch ungehindert durch und erzeugt Reflexe. Luetzelschwab arbeitet mit den Medien des Street-Art-Künstlers nach dem Grundsatz, Technik, Form und Material auf einen Nenner zu bringen.

Kunstmarkt

In der Diskussion mit dem Publikum wirft Friedrich Resin, der Vorsitzende des Weiler Kunstvereins, launig die Frage in den Raum, ob Luetzelschwab sich hin und wieder nach jenen Zeiten sehnt, als er im Verborgenen und teilweise Illegalen als Graffiti-Sprayer unterwegs war. Und vielleicht Lust hätte, was aufs Weiler Rathaus zu sprühen? „Das ist wie eine Droge. Die Lust ist immer noch da“, sagt der Künstler. Aber man verändere sich, sei nicht mehr so wild drauf wie früher.

Dann bringt Passlick das Thema geschickt auf die Mechanismen des Kunstmarkts, der etwas mit Geldverdienen zu tun hat. Lachenmeier berichtet von jungen Studenten, die früher, bevor sie etwas Gescheites ablieferten, erst eine schwungvolle Signatur übten, die sie als Markenzeichen bekannt machen sollte. Das sei zum Glück heute nicht mehr so. Sie selbst findet eine Signatur auf dem Bild störend, weswegen sie ihre eigene entweder auf dem Rand oder auf der Rückseite anbringt.

Luetzelschwab hat als Künstlersignatur einen Stempel, wie er verrät. Dass er bewusst das Thema Urbanität und die Topografie am Dreiländereck ausgeklammert hat, erklärt Passlick damit, dass dieser Aspekt Thema eines Galeriegesprächs am 9. Dezember sein soll: Eingeladen sind dann OB Wolfgang Dietz und Lukas Ott, Stadtentwickler der Stadt Basel.

Großes Interesse

Die Premiere des Formats „Galerie-Gespräch“ ist zur Freude von Ria Stahlberger gelungen: Das zeigte nicht nur der interessante und lebhafte Diskussionsverlauf, sondern auch die unerwartet große Zahl der Zuhörer.

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