Weil am Rhein Große Pläne für Märkter Remondis-Standort

Saskia Scherer
Bei Remondis in Märkt sind Veränderungen geplant. Foto: /Stefan Jansik

Das Recyclingunternehmen Remondis sieht in Märkt bauliche Veränderungen vor. Der Recyclinghof für private Anlieferungen, den der Landkreis dort betreibt, müsste dann weichen.

Zum einen sei der Recyclinghof ohnehin zu klein und zum anderen benötige das Unternehmen den Platz dann selbst, erklärte Niederlassungsleiter Stefan Jansik am Mittwochabend im Märkter Ortschaftsrat. Der Landkreis ist bereits seit längerem auf der Suche nach einem alternativen Standort, weil der Recyclinghof aus allen Nähten platzt (siehe Bericht rechts).

Bio-Abfall umschlagen

Remondis will am Standort an der Rheinstraße eine Umschlaganlage für Bio-Abfall und Straßenkehricht errichten, in der Bio-Abfall in größere Transporteinheiten umgeschlagen sowie in Ausnahmefällen gelagert würde. Außerdem soll nichts mehr im Freien gelagert werden, deswegen sind eine neue Lagerhalle für bereits genehmigte Abfälle (Gewerbeabfall, Metallschrott, Papier, Pappe, Bauschutt und Gips) sowie überdachte Umschlagboxen geplant. Auch ein Verwaltungs-/Sozialgebäude soll entstehen – laut Jansik handele es sich dabei aber vermutlich lediglich um zwei Container. Des Weiteren will Remondis die Mengenanteile bei der Aufbereitung von Altholz ändern. „Der Standort ist in die Jahre gekommen, wir wollen investieren“, betonte Jansik. Er sprach von drei bis vier Millionen Euro. Der Umbau soll im Jahr 2026 abgeschlossen werden.

Bisher gebe es im Landkreis keinen Biomüll-Umschlag, sondern dieser werde vom zuständigen Entsorger gesammelt und in die Biovergärungsanlage, die Remondis in Freiburg betreibt, transportiert und dort verwertet. Das sorge für sehr viele Transporte, erklärte Jansik auf Nachfrage unserer Zeitung. Mit dem Umschlag in Märkt könnte wesentlich mehr Bio-Abfall pro Laster zur Anlage in Freiburg gebracht werden – der Niederlassungsleiter sprach von 26 statt 14 Tonnen.

Kreis plant eigene Anlage

Nun ist es allerdings so, dass der Landkreis Lörrach eine eigene Biovergärungsanlage betreiben will: „Gemeinsam mit dem Nachbarlandkreis Waldshut soll auf dem Gelände der Deponie Lachengraben (Grenze zum Landkreis Lörrach) laut Kreistagsbeschluss beider Landkreise der Bau und Betrieb einer eigenen regionalen Biovergärungsanlage umgesetzt werden“, erklärt Anna Sebastian, Sprecherin der Abfallwirtschaft Landkreis Lörrach. „Das wäre frühestens 2027 möglich.“ Hierfür wurde eine Machbarkeitsstudie sowie eine standortbezogene Vorplanung inklusive Wirtschaftlichkeitsbetrachtung durchgeführt. Auf Empfehlung einer beauftragten Kanzlei sollen beide Landkreise für die Ausschreibung und die vertragliche Durchführung der Beauftragung eine GmbH gründen. „Dies ist gerade in der Vorbereitung“, berichtet Sebastian.

Sollte die Ausschreibung so offen sein, dass nicht nur Angebote für eine neue Anlage, sondern auch für die Verwertung in einer bereits bestehenden Anlage abgegeben werden können, will Remondis letzteres tun, kündigte Jansik an – um den Betrieb des Unternehmens in Freiburg weiterhin auszulasten. Realisieren die Landkreise die eigene Biovergärungsanlage, wäre der Biomüll-Umschlag in Märkt obsolet. „Wir würden die Halle dann anders nutzen“, sagte Jansik.

Aktuell sei die Erstellung des Genehmigungsantrags in Arbeit, berichtete er auf Nachfrage von Ortsvorsteher Stefan Hofmann. Geruchs-, Lärm- und Staubprognosen seien erstellt. „Die ersten 50 000 Euro haben wir bereits investiert.“

Die Prognose für die Geruchsemissionen habe ergeben, dass die „Geruchsstunden“ im direkten Umfeld so gering ausfallen dürften, dass man unter die Irrelevanzschwelle falle. Von einer „Geruchsstunde“ ist laut Jansik die Rede, wenn mehr als sechs Minuten lang etwas in der Luft wahrnehmbar ist.

Holcim-Areal noch im Spiel

Im vergangenen Jahr wurde der Plan (wieder) ins Spiel gebracht, den Märkter Recyclinghof auf das Gelände der ehemaligen Holcim-Kiesgrube zu verlegen. „Es besteht nach wie vor die Aussicht, auf diesem Areal einen Recyclinghof einrichten zu können. Die baurechtlichen Entscheidungen stehen aus“, erklärt Anna Sebastian, Sprecherin der Abfallwirtschaft Landkreis Lörrach, nun auf Nachfrage unserer Zeitung. Eine Alternative gebe es derzeit nicht. Herrscht nun angesichts der Pläne von Remondis Zeitdruck? „Der Abfallwirtschaft liegen derzeit keine weiterführenden Informationen seitens der Firma Remondis vor. Wir gehen davon aus, dass uns der Vertragspartner rechtzeitig informiert und gemeinsam der zeitliche Verlauf geklärt wird“, teilt die Sprecherin dazu mit.

Im schlimmsten Fall könnte es zu einem vorübergehenden Engpass kommen. „Grundsätzlich besteht diese Gefahr bei allen Recyclinghöfen, deren Flächen sich nicht im Eigentum des Landkreises befinden und für die der Eigentümer gegebenenfalls eine andere Nutzung beabsichtigt.“

Auswirkung auf Verkehr

Die Änderungen und Erweiterungen bei Remondis würden sich auch auf den Verkehr auswirken. Aktuell gebe es dort hauptsächlich Pkw-Verkehr, laut Niederlassungsleiter Stefan Jansik rund 30 Anlieferer pro Stunde (46 800 pro Jahr). Dieser entfiele komplett. Aber natürlich sei auch mit zusätzlichem Verkehr durch Transportfahrzeuge zu rechnen.

Die Remondis-Laster fahren laut Jansik nicht mehr durch Märkt. Ortschaftsrat Christoph Schröder regte an, das schriftlich festzuhalten. Jansik kann sich dies als Genehmigungsauflage vorstellen.

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