Weil am Rhein Haushaltshelfer kreieren Kunstwerk

Jürgen Scharf
Bestaunten die malenden Saugroboter (von links): OB Wolfgang Dietz, die Künstler Beate Fahrnländer, Cerstin Thiemann und Christoph Geisel sowie Kulturamtsleiter Peter Spörrer. Foto: Jürgen Scharf

Künstliche Intelligenz mal arbeiten zu lassen, das war das Thema zum Abschluss des Kultur-Mai bei „Painting Robots“. Ein malerisches Experiment der Kunstschaffenden Beate Fahrnländer, Cerstin Thiemann und Christoph Geisel.

Wenn ein Haushaltshelfer zum Künstler wird, kann es sich nur um einen Saugroboter handeln. Das sah man zum Abschluss vom Kultur-Mai der beiden Städte Weil am Rhein und Lörrach in der Werkhalle von 3Land-Parkett in Haltingen, wo eine Kunstperformance der drei Kunstschaffenden Beate Fahrnländer, Christoph Geisel und Cerstin Thiemann viele Interessierte anzog. Im Einsatz waren drei Saugroboter, die, von Geisel ferngesteuert, über vier aneinandergeklebte Bahnen mit über 16 Quadratmetern fuhren und malerische Spuren hinterließen.

Im ganzen Raum roch es nach frischer Lackfarbe. Die malenden Roboter waren mit Lackstiften für Graffiti bestückt, die einen schönen Seidenglanz auf dem Papier hinterließen. Die runden flachen Apparaturen zogen über weiß grundiertem braunem Packpapier ihre Bahnen. Zwei ließen sich fernsteuern, eines der Geräte war ganz autonom, machte was es wollte. Dieses konnte das Publikum anschubsen und es lief und lief, bis es wieder aufgeladen werden musste.

Der Mensch muss lenken

Statt dass sie einen Schmutzhaufen wegwischen mussten, durften die Maschinen konzentrische Kreise drehen, Farbschlieren produzieren und mit Wischer die Farbe verwischen – eine andere Verwendung als sonst.

Roboter, die Künstler ersetzen? So einfach geht das nicht. Der Mensch musste sie erst einmal instruieren, mit Farbe ausstaffieren und lenken, damit sie ihren kreativen Automatismus starten konnten. Wie meinte doch Cerstin Thiemann: „Wir treffen damit den Zeitgeist auf den Kopf, lassen die künstliche Intelligenz tanzen.“ Geisel ergänzte, dass hier künstliche Intelligenz auf andere Intelligenz treffe.

Das Faszinierendste an dieser Kunstaktion war das farbgestische Experiment, der Zufall als motorisch gesteuerter Malprozess, das Neuartige, die Freude, dass es so perfekt geklappt hat. Oberbürgermeister Wolfgang Dietz erinnerte an die Geschichte dahinter, dass dieses Projekt eigentlich für die gemeinsame Kulturnacht mit Lörrach gedacht war, die aber nicht zustande kam.

Erfolgreicher Kultur-Mai

Dietz fand die Aktion etwas Besonderes an einem besonderen Ort und sehr ungewöhnlich: „Es mag gefallen oder nicht, gelingen oder nicht – entscheidend ist das Experimentelle“, so Dietz. Der OB meinte aber auch, am Ende des Tages sei es doch immer der Mensch und nicht die künstliche Intelligenz.

Der Weiler Kulturamtsleiter Peter Spörrer hielt einen Rückblick auf den erfolgreichen Kultur-Mai, sprach den gelungenen Austausch mit Lörrach beim Abend „Rock, Barock und Kunst“ an, wo der Rockchor Ötlingen sang, die Alte-Musik-Spezialisten Barbara und Christian Leitherer einen gut besuchten Barocktanz-Kurs durchführten und zwei Kesselhaus-Künstler Performances boten. Als beeindruckendes Erlebnis bezeichnete Spörrer das „Klangbad in der Kirche“ mit der Lörracher Stadtmusik.

Wie Cerstin Thiemann verriet, haben die drei Künstler eine Woche lang mit den ausgedienten Saugrobotern geübt und man sah das Ergebnis an den Wänden: interessante abstrakte Farbkunst mit gestisch-rhythmischer Bewegung, impulsivem Kurven- und Linienfluss in zurechtgeschnittenen Bildformaten, die man kaufen konnte. So günstig kriegt man sonst Kunst des Action Painting nicht.

Elektronische Musik

Die räumliche Bewegung der kleinen malenden Maschinen stellte Anton Schleidt mit elektronischer Musik klanglich dar.

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