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Weil am Rhein Helfen, wenn der Rauswurf droht

Adrian Steineck
Obdachlosigkeit kann jeden treffen. Die Fachstelle Wohnungssicherung bietet Hilfe an. (Symbolfoto) Foto: Archiv

Wohnungssicherung: Bericht der Fachstelle vorgestellt. Bedarf weiterhin hoch.

Weil am Rhein - Eingreifen, bevor jemand seine Wohnung verliert: Das ist die Intention der Fachstelle Wohnungssicherung, die seit fünf Jahren auch in Weil am Rhein tätig ist. Den Mitarbeitern geht dabei die Arbeit nicht aus, wie dem Jahresbericht zu entnehmen ist.

Bezahlbarer Wohnraum in Weil am Rhein ist knapp. Angesichts dieses Umstands könne es nicht verwundern, dass es eine weiterhin hohe Nachfrage bei der Fachstelle Wohnungssicherung gibt, schreiben die Verantwortlichen Sylvia Ziegler und Stefan Heinz in dem Jahresbericht. Dieser wurde am Montag vom Kultur-, Sport- und Verwaltungsausschuss (KSVA) zur Kenntnis genommen. Eine Diskussion gab es nicht.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 66 Haushalte durch die Mitarbeiter der Fachstelle Wohnungssicherung erreicht, das ist einer mehr als im Jahr 2017. Dabei handelte es sich bei 62 Haushalten (94 Prozent) um solche, die unmittelbar von Wohnungsnot bedroht waren. Ein Haushalt war von Wohnungslosigkeit betroffen, während drei Haushalte nicht vom Verlust der Wohnung bedroht waren.

Abgeschlossen wurden die Beratungen im vergangenen Jahr bei 25 Haushalten. Bei 72 Prozent der Haushalte in dieser Gruppe konnte effektiv geholfen und dem Verlust der Wohnung vorgebeugt werden.

„In einer Zeit, in der es weiterhin extrem schwierig ist, bezahlbaren Wohnraum zu finden, ist jede Wohnungssicherung als Erfolg zu werten“, schreiben Heinz und Ziegler. So ziehe jeder Wohnungsverlust für die Kommune potenziell hohe Folgekosten nach sich.

Mietschulden sind die Hauptursache

Nicht selten würden auch bei Wiedervermietungen die Mieten drastisch steigen, so dass jeder Wohnungsverlust auch den Verlust einer Wohnung im Niedrigpreissegment bedeuten könne.

Bei den Gründen für einen Wohnungsverlust sind mit 63,1 Prozent (2017: 73 Prozent) Mietschulden das Hauptproblem. Gestiegen ist die Zahl der Eigenbedarfskündigungen, und zwar von 7,9 auf 12,3 Prozent. In diesen Fällen sei eine Sicherung der Wohnung nicht möglich.

Risikofaktoren für einen drohenden Wohnungsverlust sind Arbeitslosigkeit, Überschuldung, psychische Probleme, Krankheit und Behinderung. Allerdings sei auch eine Erwerbstätigkeit nicht mehr generell ein Schutz vor Wohnungslosigkeit.

In 60 Prozent der von der Fachstelle erreichten Haushalte leben Menschen mit Migrationshintergrund – diese Zahl ist im Vergleich zum Jahr 2017 gleichgeblieben. Somit liege der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund erneut erheblich über dem Anteil, den dieser Personenkreis an der Gesamtbevölkerung von Baden-Württemberg (27,1 Prozent) ausmacht.

Wiederholt falle hier auf, dass es Migranten offensichtlich schwer fällt, öffentliche Leistungen zu beantragen. Hier spiele neben der Sprache – komplexe rechtliche Sachverhalte stellen bei ungenügender Sprachkenntnis eine Überforderung dar – auch Schamgefühle hinein.

Alleinstehende Männer sind die größte Gruppe

Bei der Einkommensstruktur liegen die Bezieher von Arbeitslosengeld nach dem Sozialgesetzbuch II mit 29,7 Prozent an erster Stelle. Die zweitgrößte Gruppe bilden zum einen die Haushalte mit Einkommen aus Erwerbstätigkeit, zum anderen jene mit sonstigen öffentlichen Unterstützungsleistungen wie Kinder- oder Wohngeld (jeweils 25 Prozent).

Bei der Haushaltsstruktur zeigt sich, dass alleinstehende Männer mit 30,2 Prozent (Vorjahr: 39,1 Prozent) am häufigsten von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Bei der Altersstruktur lässt sich mit 29,8 Prozent (30 Prozent im Vorjahr) ein Schwerpunkt bei den 40- bis 49-Jährigen ausmachen. Hilfe bei Wohnungslosigkeit bietet die Wärmestube in Friedlingen, Colmarer Straße 3, Tel. 74129. Die Fachstelle Wohnungssicherung bietet dort Sprechstunden an. Näheres gibt es im Internet unter www.agj-freiburg.de.

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