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Weil am Rhein Herausfordernde Monate gemeistert

Clemens Rimner

Corona: Weiler Schüler berichtet, wie er die Schulzeit im und nach dem Lockdown erlebt hat

Vom Präsenzunterricht in den Lockdown und wieder zurück: Corona hat in den vergangenen Jahren in allen Schulen zu großen Veränderungen geführt. Ein Schüler der neunten Klasse des Kant-Gymnasiums berichtet aus erster Hand.

Als Schüler des Kant-Gymnasiums habe ich die Zeit vor, während und nach den Corona-Einschränkungen intensiv miterlebt. Vor Corona war es ein normaler Schulablauf, wie viele ihn noch kennen: Viel Frontalunterricht, wenig digitale Möglichkeiten und der verzweifelte Versuch, den Lehrplan bis zum Ende des Schuljahrs durchzuarbeiten. Einfach ganz normale Schule.

Den Tag selbst strukturieren

Doch durch den Beginn des Lockdowns hatte sich vieles verändert: Die Schulen waren leer, alle Schüler saßen daheim, und es war alles anders. Anfangs wurden uns alle Aufgaben per E-Mail geschickt, was ziemlich unübersichtlich war. Erschwerend kam hinzu, dass die Lehrer die Aufgaben für die gesamte Woche am Anfang der Woche schickten. Als Schüler war es schlicht unmöglich, den Überblick zu behalten. Wenn ich am Montagmorgen in mein E-Mail-Postfach geschaut habe, waren bereits gut 50 Mails angekommen. Bis ich diese nach Fächern sortiert hatte, war schon ein Teil des Tages vorbei.

Ein weiterer negativer Punkt am Anfang war, dass wir uns unseren Tag selber strukturieren mussten. Wir hatten die Aufgaben und mussten nun schauen, dass wir sie erledigt bekamen. Zusätzlich verlangten die Lehrer oftmals, dass wir die bearbeiteten Aufgaben wieder zurückschickten. Dies war schwieriger als erwartet, denn das Erstellen von PDFs war am Anfang des Lockdowns nicht die einfachste Sache.

Unterricht per Videokonferenz

Doch nachdem dieser erste chaotische Monat gemeistert war, nahte schon die vermeintlich perfekte Lösung: die Lernplattform. Auch meine Schule nutzte für die Kommunikation sowie den Onlineunterricht „Moodle“. Doch dort gab es anfangs auch Probleme. Direkt am ersten Tag stürzte sie ab. Dieser Absturz sollte nicht der einzige bleiben. Während zuvor in meiner Klasse nur zwei Lehrerinnen Onlineunterricht abgehalten hatten – die eine über „Zoom“, die andere über „Jitsi-Meet“ – wurde es durch den Start der Lernplattform und „Moodle“ bedeutend besser. Es konnte das in „Moodle“ integrierte und angeblich sichere Videokonferenzprogramm „BigBlueButton“ genutzt werden. Doch dass es sicher war, wie angepriesen, stimmte nicht. Anfangs hackten sich Personen in „BBB“ ein, um Videos abzuspielen oder den Unterricht zu stören.

Auch zeigte sich ein dreiviertel Jahr später, dass „Moodle“ nicht sicher war: Ein Hackerangriff eines 14-jährigen Schülers aus Rheinland-Pfalz legte die Plattform großflächig lahm. Das Problem zu beheben, dauerte zwar nur knapp zwei Stunden, doch in dieser Zeit konnten wir nichts für die Schule machen, was für uns allerdings nicht sehr bedauernswert war.

Doch nach und nach pendelte sich dieses System ein. Viele Schüler, darunter auch ich, begannen, ein Schema zu entwickeln. Durch die Lernplattform wurde größtenteils alles pünktlich hochgeladen, sodass wir wieder mit dem Stundenplan arbeiten konnten. Diese Struktur war durch das Schicken per E-Mail völlig verloren gegangen. Es gab fast nur noch Videokonferenzen, was ebenfalls half, den Tag zu strukturieren. Ein leider sehr effizienter Trick um die Schüler aus dem Bett zu holen, war, eine Videokonferenz morgens um 7.45 Uhr zu starten und Anwesenheitskontrollen durchzuführen.

Zurück in den Präsenzunterricht

Vor den Pfingstferien 2020 kam die Nachricht, dass die Inzidenzwerte soweit gesunken waren, dass die Schulen wieder öffnen konnten. Jedoch durften erst einmal nur halbe Klassen kommen, es gab geregelte Testungen in der Turnhalle und getrennte Pausenzeiten. Während die eine Hälfte der Klasse im Klassenzimmer sitzen durfte, war die andere daheim und musste darauf hoffen, dass die Aufgaben nicht erst um 13 Uhr nach Schulschluss hochgeladen wurden.

Nach den Sommerferien 2020 waren dann alle wieder im Klassenzimmer, mit Maske, aber immerhin. Das war die Zeit der selbst genähten oder selbst gekauften Stoffmasken. Man sah alle möglichen Kreationen, was auch zu kleinem Schmunzeln unter den Schülern sowie den Lehrern führte. Es gab wieder Tests und Klassenarbeiten, was sehr ungewohnt war.

Lernen zu Hause und in der Schule

Es war schön, die ganze Klasse zu sehen und wieder halbwegs normalen Schulalltag zu erleben. Doch die Freude währte nicht lange: Im Winter kam der zweite Lockdown. Doch diesmal waren wir besser gewappnet. Es wurden digitale Gruppen gegründet und die Aufgaben gemeinsam gelöst. Ein viel genutztes Programm dafür war „Discord“. Anfangs habe ich mich mit meinem besten Freund, dann mit meinen Klassenkameraden und Freunden auf einem „Discord“-Server zusammengeschlossen. Das war dann wie eine Gruppenarbeit, nur für viele Fächer und online.

Nach einem weiteren halben Jahr konnten die Schulen wieder öffnen. Nun war das Testen schon besser geregelt: Es wurde im Klassenverbund getestet, die Testqualität schwankte zwischen sehr schlecht, nicht zu bedienen, in Ordnung und sehr gut. Die Klassen waren immer noch nicht vollständig, und manche Lehrer regelten das auf ihre Weise. Eine unserer Lehrerinnen, welche aus Selbstschutz vor Corona zu Hause geblieben war, hielt Video-Konferenzen über „BigBlueButton“ ab. Durch einen technisch gut ausgestatteten Raum konnte die eine Hälfte der Klasse zu Hause den Unterricht mitverfolgen und die andere Hälfte im Klassenzimmer sitzen und über den Beamer am Unterricht teilnehmen. Es gab eine Kamera im Raum, welche die Funktion hatte, den Schülern sowie der Lehrerin, welche zu Hause war, das Gefühl zu verschaffen, mit eingebunden zu sein. Dies klappte erstaunlicherweise ganz gut.

Ab den Pfingstferien 2021 war dann die gesamte Klasse im Klassenverbund wieder vereint, und es ging die halbwegs normale Schule wieder los. Diesmal ohne selbst genähte, dafür mit FFP2- oder medizinischen Masken. In den Klassenräumen gab es jetzt die sogenannten CO2-Messgeräte. Mit den Masken und den Messgeräten ging es ein halbes Jahr lang, bis nach den Osterferien 2022 die Maskenpflicht in den Schulen entfiel. Inzwischen ist der Unterricht wieder normal, es wird immer weniger auf das Messgerät geachtet und es ist fast wie vor Corona. Fast.

Mehr digitale Möglichkeiten

Denn durch Corona hat sich einiges in den Schulen geändert. Wir Schüler haben mehr digitale Möglichkeiten, wir dürfen oft etwas hochladen oder herunterladen von der Lernplattform und im Unterricht wird zumindest versucht, etwas digitaler zu sein. Es gibt inzwischen Regeln, welche es den Schülern ab einer bestimmten Klassenstufe erlauben, mit Tablets mitzuschreiben. Es werden vermehrt von Lehrern iPad-Koffer benutzt. Man kann also sagen, dass sich einiges verändert hat, jedoch nicht unbedingt zum Negativen, sondern eher zum Positiven.

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