Nach dem Abriss des 16-geschossigen Wohnhochhauses in einigen Jahren sollen wieder neue Wohnungen an dieser Stelle gebaut werden. In welchem Umfang, steht aber noch nicht fest. „Da wird auch noch die Stadtplanung mitreden“, sagt der Wohnbau-Geschäftsführer.
Wie es zu der Entscheidung gekommen ist, das 1969 fertiggestellte Hochhaus abzureißen, erläuterte Geschäftsführer Andreas Heiler gestern wie folgt: „Da wir das Hochhaus im Liegnitzer Weg 8 grundlegend sanieren wollten, hatten wir eine so genannte Grundlagenermittlung beim Architekturbüro Mayer und Bährle beauftragt. Diese hat ergeben, dass bei einer Sanierung in die Grundstruktur des Gebäudes eingegriffen werden muss. Dadurch würde das Hochhaus seinen baurechtlichen Bestandsschutz verlieren, und bei den Sanierungsmaßnahmen wären unter anderem die heute gültigen Erdbebennormen zu beachten.“
Die Untersuchungen haben dann den Anfangsverdacht erhärtet, dass „im Fall eines schweren Erdbebens in unmittelbarer Nähe des Gebäudes“ auch Schäden an dem Hochhaus zu befürchten seien. Deshalb beauftragte die Wohnbau den Bauingenieur und Gutachter Dr. Luigi Martino, die Erdbebensicherheit zu überprüfen. Denn heutzutage gelten strengere Anforderungen an die Standsicherheit von Gebäuden als dies zum Zeitpunkt des Baus der Fall gewesen ist.
Aufgrund der Ergebnisse dieses Gutachtens schaltete die Stadt einen weiteren Experten ein: Prof. Dr. Jan Akkermann, Geschäftsführer von Krebs & Kiefer Ingenieure. Er konnte zwar die im ersten Gutachten von Martino festgehaltenen Befürchtungen zur Standsicherheit des Hochhauses bei einem schweren Erdbeben nicht nachvollziehen, bestätigte aber dessen Schlussfolgerungen: „Eine Sanierung des Gebäudes Liegnitzer Weg 8 wäre nur mit erheblichen Eingriffen in die Tragstruktur möglich, was unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht darstellbar ist.“
„Vorgaben der neuen Normen erfüllt das Hochhaus nicht“
Die strengeren Anforderungen an die Standsicherheit erklärt Wohnbau-Geschäftsführer Heiler wie folgt: „Ziel der neuen Normen ist es, immer auf Basis neuerer Erkenntnisse das Sicherheitsniveau zu erhöhen. Die Vorgaben der neuen Normen erfüllt das Hochhaus nicht, weil es bereits 1969 errichtet worden ist.“ Weil diese statischen Probleme im Erdbebenfall nur mit immensem Aufwand hätten behoben werden können, nahm die Wohnbau Abstand von einer Sanierung und entschied sich für einen Abriss.
Dass es für die Bewohner dieses Hochhauses nicht einfach wird, eine neue Wohnung auf dem angespannten Wohnungsmarkt zu finden, ist den Verantwortlichen der Wohnbau und der Stadt auch bewusst. Deshalb bietet die Wohnbau sanierte Wohnungen aus ihrem Bestand an. Bürgermeister und Wohnbau-Geschäftsführer Rudolf Koger sagte gestern Abend bei der Mieterversammlung zu, dass sich Wohnbau und Stadt gemeinsam dafür einsetzen, dass die betroffenen Mieter „angemessene Ersatzwohnungen beziehen können“.