Weil am Rhein „Ich hätte nie gedacht, dass ich 100 werde“

Weiler Zeitung
Elsbeth Brachwitz wird heute 100 Jahre alt. Foto: sc Foto: Weiler Zeitung

Jubilarin: Elsbeth Brachwitz feiert heute Geburtstag / Von Berlin über den Kaiserstuhl nach Weil

Weil am Rhein (sc). Elsbeth Brachwitz feiert heute ihren 100. Geburtstag. Zu ihren Ehren wird es im Pflegeheim Markgräflerland, wo die Seniorin wohnt, eine Feier mit Kaffee und Kuchen sowie Gästen geben.

In Wittgendorf/Niederschlesien wurde die Jubilarin geboren. Mit 15 Jahren ging sie nach Berlin, wo sie als Haushaltshilfe im Haushalt des Pelz- und Kürschnermeisters Rings gearbeitet hat. Parallel zu dieser Arbeit war sie auch im Pelzgeschäft ihres Arbeitgebers tätig. „Ich habe die oberen Tausend in dieser Zeit kennengelernt“, erinnert sich die Jubilarin. Die hohe Welt habe sie gesehen, das Leben der reichen Leute, aber auch erlebt, wie es ist, wenig zu haben und im Straßengraben zu übernachten.

Mit ihrer kleinen Tochter, die 1944 geboren wurde, habe sie während des Krieges mehrfach von Berlin nach Wittgendorf fliehen müssen. 300 Kilometer Wegstrecke mit dem Kinderwagen legte sie damals jeweils zurück. Bis 1945 arbeitete sie weiter beim Kürschnermeister Rings in Berlin. Auch nach dem Krieg blieb ihr Lebensmittelpunkt in Berlin. Vier Jahre später kam ihr Ehemann, den sie 1941 geheiratet hatte, aus der Gefangenschaft in Polen zurück.

Durch häufige Familienurlaube in den Kaiserstuhl inspiriert, beschloss die Familie 1981, nach Vogtsburg zu ziehen. Diese Zeit ist der Jubilarin in guter Erinnerung. Viele der dort ansässigen Winzer habe sie kennengelernt. Um näher bei ihrer Schwester zu sein, zog das Paar 1988 nach Weil am Rhein. Leider verstarb der Ehemann vier Jahre später.

Ein Oberschenkelhalsbruch zwang Elsbeth Brachwitz, ins Pflegeheim zu ziehen. Dort nimmt sie gerne an den unterschiedlichen Aktivitäten teil, besonders den Musikveranstaltungen. „Ich mag die etwas modernere Musik“, sagt die Jubilarin, die gerne bei den Liedern mitsingt. Elsbeth Brachwitz freut sich, dass ihr Neffe Hans-Dieter Sperling sich rührend um sie kümmert. Die Zeit des Lockdowns empfand sie als sehr schwierig.

Gefragt, wo es schöner gewesen sei, in Berlin oder am Kaiserstuhl, stellt sie fest, beides habe auf seine Weise einen Reiz. Sie habe nie gedacht, dass sie 100 Jahre alt werde, das habe sie eigentlich „nie gewollt“. Dennoch habe das Leben sie immer fair behandelt. „Auf und Abs gehören zum Leben.“

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