^ Weil am Rhein: Im Einsatz gegen wilde Müll-Entsorgung - Weil am Rhein - Verlagshaus Jaumann

Weil am Rhein Im Einsatz gegen wilde Müll-Entsorgung

Siegfried Feuchter

60 Säcke Müll privat gesammelt

„Sind Sie nicht der Mann, der immer wieder den weggeworfenen Müll einsammelt?“ fragt ein Passant, als er mit seinem Hund unter der Autobahnbrücke an dem in Friedlingen lebenden Schweizer Hans-Rudolf Hort und an Stadtrat Andreas Rühle vorbeigeht, kurz stehen bleibt und diese beispielhafte Aktion und Horts Engagement lobt. „Das verdient große Anerkennung.“

Diesem Bürger wie auch dem Friedlinger Stadtrat ist nicht entgangen, dass an manchen Straßen und in Grünanlagen viel weniger achtlos weggeworfene Zigarettenkippen, leere Flaschen, Scherben, Getränkedosen, Papier und Kartons herumliegen. Zwei- bis dreimal pro Woche mit jeweils bis zu vier Stunden war Hans Rudolf Hort in jüngster Vergangenheit unterwegs, um den Unrat aufzulesen und in die vom Betriebshof bereitgestellten Müllsäcke zu verstauen.

60 Säcke Abfall eingesammelt

Seit der Veröffentlichung in unserer Zeitung über diesen nicht alltäglichen Einsatz hat der 56-Jährige, der, wie er sagt, „Müll hasst“, in verschiedenen Quartieren, auf Plätzen und in Grünanlagen sowie entlang des Bahndamms unter der Autobahnbrücke gut 60 Säcke mit eingesammeltem Abfall gefüllt. Dabei arbeitet er mit dem städtischen Betriebshof zusammen, dessen Mitarbeiter zwar auch ständig für eine saubere Stadt unterwegs sind, jedoch bei der Fülle an Aufgaben nicht überall sein können. „Ich bin beeindruckt, wie sauber es beispielsweise entlang der Landesgrenze im Küchenacker aussieht“, freut sich Rühle, der von Anfang Hort unterstützt. Hort hat zwar schon viel Lob für seine Aktion erhalten, auch von Friedlinger Geschäftsleuten, doch die Resonanz auf seinen Appell an die Bürger, ihn beim Einsammeln des Abfalls zu unterstützen, war bislang bescheiden. Zwar hätten sich vereinzelt Personen gemeldet, doch zum vereinbarten Termin war er dann doch meistens auf sich allein gestellt.

Aktion zieht Kreise

Die Aktion zieht nun weitere Kreise. So war sie auch Thema im Friedlinger Stadtteilverein, bei desen Zusammenkunft der Initiator ebenfalls anwesend war. Tenor: Die Leute müssen verstärkt und immer wieder für das Thema Umwelt und eine saubere Stadt sensibilisiert werden. Deshalb soll die Privatinitiative von Hans-Rudolf Hort, der seit sieben Jahren in Friedlingen lebt und den Stadtteil mit seiner Grenzlage schätzen gelernt hat und sich hier wohlfühlt („ein cooler Stadtteil“), möglichst auf eine breitere Basis gestellt werden. „Gemeinsam und in einem größeren Rahmen können wir mehr bewirken“, sagt Andreas Rühle mit dem Hinweis, auch das Gespräch mit der Rheinschule zu suchen. Bei einem Besuch des Jugendzentrums habe er unlängst Jugendliche gefragt, was sie in Friedlingen vermissen würden. Unter anderem nannten die jungen Leute „Sauberkeit“.

Rheincenter sagt Unterstützung zu

Bei Alev Kahraman, der Centermanagerin des Rheincenters und stellvertretenden Vorsitzenden des Stadtteilvereins, ist die Aktion von Hort ebenso sofort auf Gegenliebe gestoßen und sie hat ihm auch Unterstützung zugesagt. Sowohl der Initiator als auch Rühle hoffen nun auf eine gemeinschaftliche Aktion. „Eine saubere Stadt muss doch allen Bürgern am Herzen liegen.“

Viele haben offensichtlich das notwendige Umweltbewusstsein noch nicht verinnerlicht, wie der überall anzutreffende Unrat und Müll belegt, beklagen Hort und Rühle. Vielfach werden Zigarettenkippen und Abfall nicht nur gedankenlos weggeworfen, oft werden, vor allem im Bereich der Wertstoffbehälter unter der Autobahnbrücke, ganze Müllsäcke, Matratzen und sonstiger Abfall einfach wild entsorgt. Gefüllte Abfallsäcke werden nachts dorthin gefahren, wie Anlieger schon beobachtet haben. Für Andreas Rühle liegt ein Grund dafür in den stark gestiegenen Müllgebühren des Landkreises. Dadurch würden manche Leute sich auf billige Art und Weise ihres Mülls entledigen, um die Gebühren zu sparen.

Lob für den Betriebshof

Der Stadtrat lobt die umsichtige Arbeit des Betriebshofs („er unternimmt im Rahmen seiner personellen Möglichkeiten einiges“). Sogar an den Sonntagvormittagen seien Mitarbeiter unterwegs, um entlang der Hauptstraße und vor allem im Rheinpark den Müll einzusammeln. „Denn vor allem an den Sonntagen sieht es an manchen Plätzen schlimm aus“, wissen Rühle und Hort aus eigener Anschauung.

Neben dem üblichen Abfall wie Zigarettenkippen, Fast-Food-Kartons, Papier, Getränkedosen und Flaschen hat Hort bei seinen jüngsten Säuberungsaktionen beispielsweise auch alte Handys, leere Geldbeutel, Schlüsselbunde oder sogar alte Personalausweise gefunden. „Statt dies ordnungsgemäß zu entsorgen, wird leider alles einfach weggeworfen“, stellt der 56-Jährige fest.

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