Nach den Gründen fragen
„Wenn Mitglieder uns den Rücken kehren, dann schreiben wir sie persönlich an und fragen auch nach den Gründen“, erklärt Gerd Möller, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde. Nicht immer erhalte er Rückmeldung. Falls doch – und das sei besonders in jüngster Zeit aufgefallen – nenne das Gros der ehemaligen Mitglieder politische und medial stark bearbeitete Themen, wie den unlängst aufgedeckten Missbrauchsskandal der Kirche. Möller: „Eher selten liegen die Gründe innerhalb der eigenen Kirchengemeinde.“
Auch die Kirchensteuer, pflichtet Möller Hoffmann bei, sei ein viel genannter Austrittsgrund. Obwohl er Austritte in allen Altersschichten beobachte, sei das Phänomen bei der jüngeren Generation verstärkt. „Viele Eltern lassen ihr Kind zwar taufen, aber im weiteren Verlauf des Aufwachsens spielt der Glaube dann oft keine große Rolle mehr.“ Es verwundert Möller daher nicht, dass gerade die Jugendlichen den Bezug zur Kirche verlieren. „Diesbezüglich hat sich in den vergangenen 20 Jahren einiges verändert.“ Die Kirche als Institution, als Ort, an dem man Geborgenheit erfahren könne, trete immer mehr in den Hintergrund.
Unverständlich findet der katholische Pfarrer auch, dass die Stadt die Austritte verwaltet. „Eigentlich sollte das Aufgabe der Kirche sein.“ Denn so habe man die Chance, mit den Menschen in einen Austausch zu treten, die Gründe zu erfahren. „Und“, das ist Möller besonders wichtig, „so bekämen wir die Möglichkeit, zu lernen und unter Umständen eine Veränderung zu bewirken.“