Weil am Rhein In den Bann der Masken gezogen

Jennifer Ningel
Jörg Heitz arbeitet an seiner neuesten Maske. Foto: Jennifer Ningel

Als Maler war Jörg Heitz bekannt, hat bei verschiedenen Ausstellungen mitgewirkt. Als ihm das Malen nichts mehr geben konnte, weil er etwas Dreidimensionales brauchte, ist der Weiler auf das Schnitzen von Masken umgestiegen.

Im Urlaub in Österreich sieht Jörg Heitz Krampusmasken in einem Fenster und wird in ihren Bann gezogen. „Krasse Masken. Wer macht das?“, fragt er sich. „Ich habe mich dann online damit befasst“, erzählt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Heitz fertigt daraufhin seine erste Maske und merkt: das funktioniert.

Um sein Schnitzen zu optimieren, hat er einen Lehrgang in Kärnten besucht, wo der Krampusbrauch heute noch zelebriert wird. Dieser Lehrgang hat ihm vor allem bei technischen Fragen geholfen, denn gerade Ohren und Nase gestalteten sich bei seinem ersten Versuch schwierig.

Mit Übung wird es besser, Begabung gehört aber dazu

„Es wird besser, je mehr man macht“, sagt Heitz. „Ich glaube, man muss es können. Dann hat man weniger Probleme.“ Damit meint er ein gewisses Grundtalent, über das ein Maskenschnitzer verfügen müsse. „Wenn man Grafikdesign studiert, sollte man ja auch zeichnen können“, ergänzt der gelernte Grafikdesigner.

Dennoch: „Jede Maske ist eine neue Herausforderung.“ Denn schon am Anfang kann man sich einiges verbauen. Zuerst wird das Gesicht grob auf den Holzblock gezeichnet, Heitz nutzt Zirbe oder Linde. Der Block, der vorher schon spitz nach vorne ausläuft, wird mit einer Kettensäge grob zu einer Maske beschnitten. Es folgt die Bearbeitung mit dem Schnitzeisen. Dabei kann schon mal ein Ohr oder die Nase abbrechen, ebenso Zähne, berichtet Heitz. „Da muss man vorsichtig sein.“ Ausbessern lässt sich das aber. So kann eine abgebrochene Nase wieder angeschraubt und mit etwas Modelliermasse können Unebenheiten ausgeglichen werden.

Ist das Gesicht fertig geschnitzt, wird die Maske umgedreht und ausgehöhlt. Nochmal ein heikler Schritt, denn die Maske wird auf einer Holzkonstruktion befestigt. Es folgen Einschnitte mit der Kettensäge. Diese Blöcke trennt er dann mit dem Schnitzeisen aus der Maske heraus. „Da kann man schon mal zu weit schneiden“, sagt der Maskenschnitzer.

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt

Beim Ausschmücken der Maske sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Heitz verwendet echte Hörner, Haare und Felle. Hinzu kommen bei einigen Masken Glasaugen und andere Ergänzungen. Das Anbringen der Teile erfordert einiges an Arbeit. So wird in die Hörner, sie sind innen hohl, ein Holzstück eingesetzt. Beides verleimt er und schneidet das Ende soweit ab, dass der Abschluss grade ist. Dann verschraubt Heitz Hörner und Maske. Außen wird der Übergang mit Modelliermasse ausgeglichen.

Manche Masken haben Glasaugen. Foto: Jennifer Ningel

Die Augen leuchten, der Kiefer bewegt sich

Bei den Haaren kann der Künstler sich zwischen einer Kopfhaube entscheiden, die bereits fertig ist, oder er setzt die Haare einzeln an. In diesem Fall fixiert Heitz sie mit Modelliermasse. „Dann sieht es aus, als würden sie aus dem Kopf kommen.“

Die Modelliermasse kommt auch zum Einsatz, wenn der Maskenschnitzer sich für Glasaugen entscheidet. Dann muss er die Augenlider formen. „So haben die Augen etwas echteres“, sagt er. Bei einer Hexenmaske können die Augen durch die eingesetzten LEDs auch leuchten. Noch nicht in seiner Sammlung ist eine Krampusmaske, die einen beweglichen Kiefer hat. „Das will ich noch machen.“

Mit oder ohne Klarlack – die Masken sehen echt aus

Zum Bemalen nutzt Heitz Acrylfarben. Zuerst grundiert er die Masken mit weißer Farbe. Darauf lässt sich dann alles aufbauen. Den Effekt mit dem fließenden Blut erzielt der Schnitzer, indem er die rote Acrylfarbe mit etwas Wasser vermischt. Gegebenenfalls überzieht er die Krampusmasken am Ende noch mit Klarlack.

Beim Schnitzen kommen Ideen für das Aussehen

Für eine Maske benötigt Heitz ungefähr eine Woche, wenn er sich Zeit lässt. „Es kommt darauf an, wie aufwendig die Maske ist.“ Das Zeichnen des Entwurfs läuft eher nebenbei, erklärt er. Es läuft im Hinterkopf mit – und dann setzt der Künstler sich hier und da eine halbe Stunde hin und bringt die Idee zu Papier.

Bei manchen Masken arbeitet Heitz mit Fellen. Foto: Jennifer Ningel

Seine Inspiration holt der Maskenschnitzer teilweise von anderen Krampusmasken, schlussendlich entsteht die Maske aber beim Schnitzen: Da kommen Heitz neue Ideen. Bei einer Maske wusste er am Anfang nur, dass sie große Ohren und eine lange Nase haben soll. Die Idee mit den Baumpilzen kam dann beim Arbeiten. Für seine Einzelmasken überlegt Heitz sich auch Hintergrundgeschichten und entwirft Kostüme.

Wer eine Krampusmaske erstehen will, muss etwas Geld in die Hand nehmen. Denn Holz ist teuer. Es muss zum Bearbeiten trocken sein und daher lange lagern. Sonst bekommt es Risse. „Man rechnet pro Zentimeter ein Jahr“, erklärt Heitz. Und auch das weitere Material – Hörner, Felle, Glasaugen – ist teuer. Ohne Hörner können seine Werke bei 300 Euro anfangen, sonst eher bei 450 Euro aufwärts. Grundsätzlich kann der Künstler auch Masken für Fasnachtscliquen schnitzen. Die grundlegende Frage sei aber, was sie wollen und ob das auch für ihn passt.

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