Weil am Rhein Individuell und gemeinsam

Marco Fraune
Das soziokulturelle Zentrum Kesselhaus Foto: zVg Foto: Weiler Zeitung

Interview: „Tag des offenen Ateliers“ im Kesselhaus

Weil am Rhein- Im Kulturzentrum Kesselhaus öffnen die dort beheimateten Künstler ihre Ateliertüren. Geboten wird am Sonntag eine große Bandbreite an künstlerischen Herangehensweisen und Ausdrucksformen. 23 Ateliers sind dabei. Einen Ausblick gibt Ateliersprecher Klemens Grund im Gespräch mit unserer Zeitung.

Frage: Der Tag des offenen Ateliers dient dazu, der Öffentlichkeit Einblicke zu ermöglichen. Was gibt es zu sehen?

Das Kesselhaus ist ein soziokulturelles Zentrum mit Café, Proberäumen, Museum, Theaterwerkstätten und natürlich auch den Ateliers. Diese sind durchaus ein intimer Ort des Künstlers, wo er sich zurückzieht und kreativ arbeitet. Und da ist die Neugier natürlich groß, wenn sich Passanten im Kesselhaus verirren und auf uns stoßen. Beim Tag des offenen Ateliers besteht daher die Möglichkeit, hier genauere Einblicke zu erhalten. So können neue Arbeitsergebnisse gezeigt werden oder es wird auch deutlich, was aktuell ansteht. In diesem Jahr feiert das Textilmuseum außerdem am Wochenende das 25-jährige Bestehen. Vielleicht spiegelt sich das auch in einigen Werken der einzelnen Künstler. Da dürfen sich Besucher überraschen lassen.

Frage: Verirren sich ansonsten zu wenige an der Kunst Interessierte ins Kesselhaus?

Wie gesagt, es ist eine Art intimer Raum. Dennoch kommen immer mal Leute, die neugierig sind. Für die Künstler ist es jedoch nicht immer passend, wenn Fremde kommen. So ein Tag bietet daher eine gute Gelegenheit, sich auf Interessierte vorzubereiten und die Kunst aufzubereiten.

Frage: Und mal aufzuräumen.

Das spielt auch eine Rolle. Es gibt aber auch Künstler, die das Chaos zeigen wollen. Ich bin eher dafür, einmal aufzuräumen und gezielt die Kunst zu zeigen. Der kreative Prozess im Allgemeinen ist definitiv etwas sehr Individuelles. Zu Ergebnissen kann man durch genaue Recherche, Überlegungen und das Interesse an Themen kommen. Die andere Herangehensweise ist das Zufallsprinzip. Dabei ist das Chaos auch ein Werkzeug, um Kunst zu schaffen. Das kann man nicht werten, was besser ist.

Frage: Bisherige Künstler gehen, neue kommen: Was hat sich im vergangenen Jahr in den Ateliers getan?

Wir haben aktuell drei neue Künstler: Die Japanerin Akane Moriyama beschäftigt sich mit Textil im Raum, arbeitet raumgreifend, die Werke sind wie Textilvorhänge. Doch das Spektrum geht bis hin zur bildhauerischen Arbeit. Im Atelier 8.1 ist Giuseppe Masini anzutreffen. Von Hause aus Musiker spielt er im Orchester Basel die Violine. Doch er entwickelt sich in autodidaktischer Weise der Malerei hingebend und der Bildhauerei, beispielsweise fertigt er Tonskulpturen, die gebrannt und bemalt werden. Sehr originell, kreativ und farbenfroh. Der dritte Künstler ist Logan Allen, ein Amerikaner und seines Zeichens Architekt. Im Moment nutzt er das Atelier als Recherche-Studio für seine praktische Arbeit, die Publikationen beinhalte.

Frage: Wie bewerten Sie denn, dass nun die Fotografische Gesellschaft in der Ateliergemeinschaft beteiligt ist?

Ich begrüße, dass wir versuchen, alle Disziplinen zu repräsentieren, von den bildenden Künsten über Malerei bis zur Fotografie. Es ist auch gut, dass es sich um eine dynamische Gruppe handelt. Die Mitglieder widmen sich der Fotografie, in einer Zeit, in der Fotografie inflationär verwendet wird, Stichwort Handy-Fotografie. Das ist sehr zu begrüßen. Außerdem bietet die Fotografische Gesellschaft Dreiland auch Öffnungszeiten an den Wochenenden. Außerdem betreut die FGD am Sonntag wieder eine kleine Galerie, die sich im Eingangsbereich befindet. Dort können sich alle Künstler beteiligen und kleinformatige Werke für kleines Geld anbieten. Die Idee ist, ein demokratisches Kunstwerk erwerben zu können.

Frage: Sie sind eine Ateliergemeinschaft. Inwiefern ist es eigentlich eine Gemeinschaft?

Es ist eine Gemeinschaft von Individuen und Künstlerpersönlichkeiten. Das ist nicht wertend gemeint. Wir sind nicht immer einer Meinung. Rein formal sind wir individuelle Mieter. Ab und zu gibt es aber den gemeinsamen Kesselhaushock und einmal im Jahr den Tag des offenen Ateliers. Darüber hinaus bilden sich durchaus persönliche oder individuelle Freundschaften. Manchmal fragt man auch um Rat, oder man hilft, etwas aufzuhängen. Es herrscht eine nette Atmosphäre unter den Künstlern auf freundschaftlicher Ebene, ohne dass es zwanghaft ist. Wenn es einen Wechsel gibt, wird zudem darauf geguckt, dass es passt.

Frage: Welche Ziele verfolgen Sie in den nächsten zwölf Monaten – also bis zum nächsten Tag des offenen Ateliers?

Einige Künstler sind bei der Regionale vertreten oder haben ihre eigenen Veranstaltungen. In diesem Jahr gab es im April eine Ausstellung in Hüningen im Triangle. Noch ist nicht spruchreif, ob wir das wiederholen, oder ob wir einen anderen Ort bespielen. Grundlage ist die Städtepartnerschaft und die grenzüberschreitende Freundschaft. Dem wollen wir noch neuen Schwung geben. Selbstkritisch merke ich aber auch an, dass wir als Ateliergemeinschaft ein bisschen an Überalterung leiden. Damit fehlt es manchmal an Dynamik. Daran arbeiten wir aber. Wichtig ist schließlich, dass eine kulturelle Einrichtung aktiv ist und vital bleibt.

Info: Der „Tag des offenen Ateliers“ findet am Sonntag, 1. Dezember, von 11 bis 18 Uhr statt. Die Begrüßung erfolgt ab 11 Uhr im Kulturcafé durch OB Wolfgang Dietz. 23 Ateliers beteiligen sich. Im Atelier von Logan Allen wird mit Taiko Amont zusätzlich eine japanische Gastkünstlerin sein.

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