Weil am Rhein Irma Herbster war fördernd und fordernd

Weiler Zeitung

Nachruf: Trauer um die langjährige Kantorin, Musikerin und Konzertorganisatorin

Weil am Rhein-Haltingen (jop). Vor fast auf den Tag genau zehn Jahren organisierte sie ihr letztes Haltinger Konzert, aber in Vergessenheit geraten ist sie in ihrem Lebensmittelpunkt Haltingen deshalb noch längst nicht. Am vergangenen Montag ist Irma Herbster, die langjährige Kantorin der evangelischen Kirchengemeinde Haltingen, Musikerin und Organisatorin von zahlreichen weit über die Region hinausstrahlenden Konzerten im Alter von 93 Jahren sanft entschlafen. Einen Tag nach der Beerdigung am kommenden Freitag wäre sie 94 Jahre alt geworden.

Ihr Leben und Wirken ist das Beispiel eines Menschen, der zwar den Wurzeln seiner Kindheit verhaftet geblieben ist, dabei aber die Welt zu sich nach Hause geholt hat. Zeitlebens wohnte sie im Elternhaus in Haltingen, das viele international renommierte Musiker gesehen und beherbergt hat. Als Markgräflerin dachte sie gar nicht daran, ihr alemannisches Idiom aufzugeben, auch als sie mit jungen Jahren in Heidelberg Musik studierte und Kantorin ihres Heimatortes wurde.

Vor 31 Jahren gab Irma Herbster ihren Abschied als Leiterin des Kirchenchors Haltingen, aber damals hatten sich schon die Haltinger Konzerte als eine der wichtigsten Konzertreihen der weiteren Region etabliert. Schon in jungen Jahren gut befreundet mit dem Lörracher Ehepaar Ostertag, wusste sie auch deren hochmusikalische Kinder, den international gefeierten Cellisten Martin Ostertag und den Bariton Albrecht Ostertag für ihre Konzertreihe zu gewinnen. Durch die vielfältigen Kontakte speziell von Martin Ostertag und die regionalen Beziehungen von Irma Herbster zu Musikern der Musikakademie und der Orchester in Basel profitierte die Region von der Möglichkeit, einmalige Konzerte in der Kirche St. Georg zu erleben.

In das Kirchenjahr und die Gottesdienste streute Irma Herbster immer wieder kleine Konzerte ein, die sie gemeinsam mit hervorragenden Musikern der Region gab, deren Entwicklung sie förderte. Ein Beispiel ist die Weiler Altistin Silke Marchfeld, die wie viele andere der empathischen und zugleich zielstrebigen Irma Herbster keinen Wunsch abschlagen wollte.

Dafür setzte sie sich auch unermüdlich für die Qualität der Kirchenorgel ein. Schon 1956 wurde eine neue Orgel eingebaut. 1980 erhielt die Kirche von der gleichen Orgelbaufirma G. F. Steinmeyer & Co. eine neue Orgel, die konzertfähig war.

Selbst nie verheiratet, blieben ihre Schüler und Musikfreunde immer Teil ihrer großen musikalischen Familie. Viele ehrenamtliche Organisten in der Region hatte sie ausgebildet – wie Gerhard Dietrich aus Efringen-Kirchen, der sich jüngst nach 51 Jahren Orgelspiel verabschiedete. Oder Lena Silbereisen, die in den Dörfern des Reblands den Orgeldienst versieht. Nur zwei Beispiele von vielen.

Irma Herbster wird für viele Menschen als Quelle der Musik in Erinnerung bleiben, als engagierter Mensch, der fördernd und fordernd vielen Musikfreunden prägend schöne Stunden verschafft hat.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading