^ Weil am Rhein: Jahresrückblick: Wie war Ihr 2023? - Weil am Rhein - Verlagshaus Jaumann

Weil am Rhein Jahresrückblick: Wie war Ihr 2023?

Beatrice Ehrlich
Mal stehen dunkle Wolken, mal helles Licht am Himmel über Weil am Rhein. Foto: Jennifer Ningel

Weiler Bürger und Engagierte blicken mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück.

Sie haben etwas bewegt in Weil am Rhein, im vergangenen Jahr und vielleicht auch darüber hinaus. Aus ihrer ganz persönlichen Perspektive berichten Weiler Bürger, was aus ihrer Sicht 2023 wichtig war.

Patrick Luetzelschwab, Künstler und Leiter der Galerie Stapflehus: Es war ein turbulentes Jahr für mich und sicher auch für viele Menschen um mich herum – mit all seinen Facetten. Ich spüre noch immer viel Trauer, Leid und Angst. Es gibt viele offene Fragen, wohin uns das Weltgeschehen noch führt.

Patrick Luetzelschwab Foto: Mirko Bähr

Dies beeinflusst auch die eigene Empfindung und Wahrnehmung von Glück und Dankbarkeit. Ob das neue Atelier in der Bühlstraße oder die zusätzliche Aufgabe als Leiter der Städtischen Galerie Stapflehus – beides benötigte, in beruflicher Hinsicht betrachtet, viel Zeit und Energie. Mir wurde es in diesem ganzen Prozess wieder bewusst, wie wichtig es ist, Altes gehen zu lassen damit Neues kommen kann – getreu dem Zitat von Hermann Hesse „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“.

Joachim Kempf, Stadtführer: Hinter mir liegt ein zum Glück wenig ereignisreiches Jahr – ohne negative Überraschungen. Ich habe zwei neue Stadtführungen durchgeführt, eine zur Textilindustrie in Friedlingen und eine zur Industrie in Alt-Weil. Das war eine schöne Gelegenheit, noch tiefer in die Geschichte Weils einzusteigen. Auch wenn man denkt, man wüsste schon alles, erfährt doch immer wieder etwas Neues.

Joachim Kempf Foto: zVg

Was mich sehr beschäftigt, sind die beiden Kriege in der Ukraine und in Nahost. Es macht mir Angst, das weltweit immer mehr Politiker mit radikalen Positionen an die Macht kommen, sei es Javier Milei in Argentinien oder Geert Wilders in den Niederlanden. Wir Marine Le Pen die nächste französische Präsidentin sein, Donald Trump der nächste in den USA? In der Gesellschaft und in persönlichen Gesprächen nehme ich zunehmende Rücksichtslosigkeit wahr, etwa wenn es um die Aufnahme von Flüchtlingen geht.

Abid El Moussaoui, Vorstandsmitglied und Co-Trainer beim Bosporus FC Friedlingen: Mein Jahr war besser als gedacht: Ich wurde gut empfangen in Friedlingen und auch in Haltingen, wo ich wohne. Wir haben eine gute Mannschaft aufgebaut, mit neuen Leuten, auch von außerhalb Friedlingens.

Abid El Moussaoui Foto: zVg

Das Thema Integration steht bei uns ganz oben, denn wir haben Spieler aus 13 oder 14 Nationen im Verein. Da gibt es immer wieder kleine Wehwehchen, wo wir nicht nur als Fußballcoach gefragt sind, sondern den jungen Leuten einfach helfen, etwa beim Finden eines Ausbildungsplatzes. Da geht einem das Herz auf, wenn einem das gelingt. Der Plan für 2024 ist, ein Video zu drehen zu meinem Song „Freedlingen“, den ich bei der Eröffnung des Quartierstreffs im Sommer vorgestellt habe. Ein Musikstudio haben wir übrigens hier, gleich unter dem Vereinsheim.

Johanna Pähler, evangelische Pfarrerin: 2023 war für mich ein sehr ereignisreiches Jahr – der Abschied aus der Kirchengemeinde Efringen-Kirchen, der Umzug nach Weil am Rhein-Friedlingen, der Neuanfang an einem anderen Ort.

Johanna Pähler Foto: Beatrice Ehrlich

Am Ende dieses Jahres bin ich dankbar dafür, gut angekommen zu sein, und fühle mich wohl in der neuen Gemeinde und am neuen Ort. Dagegen haben mich die Nachrichten sehr bedrückt und immer wieder mit Sorge erfüllt, die aus der Ukraine, aus Israel und Gaza kamen. Ich hoffe sehr, dass 2024 ein friedlicheres Jahr als das zu Ende gehende wird.

Ulrich Obrist, Ehrenvorsitzender des TV Weil am Rhein: Meine Ämter im TV Weil, davon 31 Jahre als Vorsitzender, lange auch als Abteilungsleiter Basketball, waren ein wichtiger Teil meines Lebens. 1971 bin ich zum ersten Mal als Pressewart in den Vorstand gewählt worden. Jetzt habe ich zwar ein paar Freiheitsgrade hinzugewonnen, bin aber nach wie vor eingebunden.

Ulrich Obrist Foto: zVg

So eine Vereins- oder Verbandsbürokratie kriegt man nicht von heute auf morgen los! Bei unserem Neujahrsempfang, der am 13. Januar stattfindet, bin ich für die Ehrungen zuständig. Wir haben 1300 Mitglieder und 330 Ehrenmitglieder. Da gibt es viele Ehrungen, aber auch Glückwünsche zu überbringen. Dafür haben wir sogar eine Gratulationsschriftführerin. Darüber hinaus stelle ich fest, dass sich alte Kollegen bei mir melden, und ich dadurch neue Anknüpfungspunkte finde. Wie weit diese reichen, wird sich zeigen.

Sila Kelbas, Freiwillige beim TV Weil: Das Jahr 2023 hat für mich viele neue Einblicke gebracht. In meinem freiwilligen sozialen Jahr habe ich tolle Menschen kennenlernen und viel Erfahrung sammeln dürfen. Als ehemalige Vorsitzende des Jugendparlaments freue ich mich über das, was wir erreicht haben.

Sila Kelbas Foto: Beatrice Ehrlich

Ich bin dankbar für meine Familie und Freunde, welche mich im Jahr 2023 begleitet haben. Das Jahr musste ich leider mit einem schweren Autounfall beenden, wobei ich sagen muss, ich hatte Riesen-Glück im Unglück: Auf dem Weg in die Türkei mit dem Auto stand, kurz nach der bulgarischen Grenze, plötzlich ein Auto ohne Licht mitten auf der Autobahn. Rechts daneben stand ein Lastwagen. Es war so dunkel, dass man das nicht sehen konnte. Auf der Standspur war ein Mann, der Signale mit einer Taschenlampe gab, zu spät, denn im selben Moment fuhren wir mit 130 Stundenkilometern in das unbeleuchtete Auto. Ein Krankenwagen brachte uns ins Krankenhaus, ein paar Stunden später sind wir nach Deutschland geflogen, und wurden dort behandelt. Das große Glück war, dass wir überlebt haben. Es war ein schlimmer Unfall, es gab aber nur „leicht“ Verletzte.

Thomas Harms, Gemeinderat und Vorsitzender des Vereins KiHev e. V.: Es bedrückt mich, wie die Situation in der Ukraine sich gerade entwickelt. Wenn ich mit Anatoly Chumak telefoniere und höre, dass er die U-Bahn nicht verlassen und seiner Arbeit im Krankenhaus nachgehen kann, einfach weil er dort nicht sicher ist, dann ist das bedrückend.

Thomas Harms Foto: Beatrice Ehrlich

Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass sich das eines Tages zum Guten wendet. Ich freue mich über positive Rückmeldungen, die ich immer wieder bekomme und Spenden, manchmal auch unerwartet hohe. Diese kommen Menschen direkt im Bereich der Front zugute, dort, wo alles kaputt ist. Seit zwei Jahren bemühe ich mich darum, Hilfsgüter dorthin zu bringen, wo sie am meisten gebraucht werden.

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading