Weil am Rhein Kameraden rücken öfter aus

Saskia Scherer

Feuerwehr: Kommandant Sommerhalter zieht Bilanz. Verbesserungen im Bahnhofsbereich.

Weil am Rhein - 355 Einsätze, bei denen 47 Personen und acht Tiere gerettet wurden, haben die Freiwillige Feuerwehr Weil am Rhein im vergangenen Jahr beschäftigt. Damit sind laut Kommandant Frank Sommerhalter die Grenzen dessen erreicht, was ehrenamtliche Einsatzkräfte leisten können.

„Die Einsatzzahlen steigen konstant an“, erklärte Sommerhalter bei der Hauptversammlung am Freitagabend in der Altrheinhalle in Märkt. Trotz Aufgabenverteilung kämen einzelne engagierte Kräfte auf mehr als 230 Einsätze pro Jahr. Mit den Aus- und Fortbildungen mache das teilweise fünf bis sechs Feuerwehrtermine pro Woche.

Der stellvertretende Kommandant Markus Utke erinnerte unter anderem an den Großbrand im Basler Rheinhafengebiet, die Kollision eines Schiffs mit der Palmrainbrücke, verschiedene Chemikalien-Einsätze und mehrere schwere Verkehrsunfälle mit eingeklemmten Personen. Insgesamt habe 2018 das „komplette Spektrum“ geboten. „Alle Sondergruppen und Züge sowie Ausstattungen kamen zum Einsatz“, so Utke.

Die Wehrleute haben allerdings festgestellt, dass sie immer öfter auch zu Einsätzen alarmiert werden, bei denen auf dem Land niemand auf die Idee käme, die Feuerwehr zu rufen. Bäume auf der Straße würden sich teilweise als kleine Äste herausstellen und bei „brennendem Unrat“ genüge auch mal ein Glas Wasser als Löschmittel. Natürlich seien die Floriansjünger der Meinung, dass sie lieber einmal zu oft als einmal zu wenig gerufen werden sollten. „Aber auch der alte Grundsatz ,Stehe still und sammle dich’ ist vor der Notrufabgabe nicht verboten“, stellte Sommerhalter klar.

Belastend seien die Einsätze, bei denen die Einsatzkräfte zu hilflosen Personen in verschlossenen Wohnungen gerufen werden. Hier appellierte der Kommandant an die Bevölkerung, auf die Mitmenschen in ihrem Umfeld zu achten.

Bahnhofsbereich

Gefahrguteinsätze haben die Weiler Wehr auch 2018 gefordert. „Die Bemühungen zur Optimierung der Gegebenheiten für die Gefahrenabwehr im Rangier- und Umschlagbahnhof, die von Seiten der Verwaltung, Politik und Feuerwehrführung unternommen wurden, haben Wirkung gezeigt“, freute sich Sommerhalter jedoch. Nach zähen Verhandlungen mit der Deutschen Bahn sollen die Löschwasserversorgung und die Beleuchtung im Rangierbahnhof verbessert werden. Eine Fläche zur Behandlung von havarierten Zügen wird gesucht. Außerdem wird ein Kamerasystem in Weil stationiert, mit dem eine schnellere Erkundung und Beurteilung der Lage bei Gefahrstoffeinsätzen möglich ist.

Aufwandsentschädigung

Im vergangenen Jahr wurde die neue Aufwandsentschädigungssatzung eingeführt. „Damit haben wir einen guten Schritt in die richtige Richtung zur Förderung des Ehrenamts gemacht“, lobte der Kommandant. Für den Einsatzdienst gebe es jetzt eine zeitgemäße Entschädigung.

Ausrüstung

Die Schutzausrüstung der Feuerwehr bezeichnete Sommerhalter als „modern und sicher“. 2018 wurde die neue Drehleiter offiziell übergeben, außerdem wurde ein Auto für Dienstfahrten angeschafft. Dieses Jahr stehen die Auslieferung eines HLF-10 für die Abteilung Haltingen sowie die Beschaffung eines TLF-4000 als Ersatz für das alte Tanklöschfahrzeug der Abteilung Stadt an. Außerdem wird ein weiterer Logistik-Gerätewagen angeschafft.

Personal

Vor rund einem Jahr konnte eine weitere Gerätewartstelle besetzt werden, dieses Jahr wird eine weitere Feuerwehr-Sachbearbeiter-Stelle geschaffen. „Diese Stellenmehrung ist notwendig, damit wir den Arbeitsaufwand im hauptamtlichen Bereich stemmen können und die ehrenamtlichen Feuerwehrkräfte weiter entlasten können“, erklärte Sommerhalter.

Feuerwehrbedarfsplan

Eine Fachfirma ist derzeit mit der Fortschreibung des Feuerwehrbedarfsplans beschäftigt. „Er wird voraussichtlich im Mai im Gemeinderat vorgestellt“, kündigte der Kommandant an. Damit würden die Weichen gestellt, dass die Gesamtwehr auch in Zukunft leistungsfähig bleibe. Man hoffe auch, damit die Lösung für die Standortproblematik in Märkt vorantreiben zu können.

Mitglieder

Die Bemühungen, neue Mitglieder für die Feuerwehr zu werben, wurden in den vergangenen Jahren gebündelt und werden jetzt zentral von einer Gruppe für Öffentlichkeitsarbeit gesteuert. Nach wie vor der größte „Lieferant“ von neuen Feuerwehrangehörigen sei die Jugendfeuerwehr, die dieses Jahr übrigens ihr 40-jähriges Bestehen feiert. „Wir bräuchten aber eigentlich doppelt so viele Mitglieder in der Jugendwehr“, meinte Sommerhalter mit Blick auf anstehende altersbedingte Austritte aus der Wehr. Dennoch sei es toll, dass sich dort so viele junge Menschen engagieren.

Ein Bericht über die Ausbildung und Beförderungen folgt.

"Alles andere als eine Selbstverständlichkeit"

Als „die beeindruckendste Bürgerinitiative der Stadt“ bezeichnete Oberbürgermeister Wolfgang Dietz die Weiler Feuerwehr. „Sie stehen mit gutem Willen und Einsatz für Ihre Mitbürger bereit“, lobte der OB – und das an 365 Tagen im Jahr. „Das ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit.“ Man könne sich auf die Feuerwehr verlassen – und diese könne sich im Gegenzug auf Stadt und Gemeinderat verlassen, versprach Dietz.

Brände würden nur noch 16 Prozent der Einsätze ausmachen, dafür schlage die Technische Hilfeleistung mit mehr als 50 Prozent zu Buche, beschrieb der OB die „anspruchsvolle Tätigkeit“. „Das ist kein Draufhalten mit dem Wasserschlauch“, stellte er klar. Die Gesellschaft habe dagegen hohe Erwartungen an die Feuerwehr, das stimme nachdenklich. Dietz appellierte „an den gesunden Menschenverstand“ – auch, was etwa Anforderungen bei Festen angeht.

Beim Thema Bahn galt der Dank des Oberbürgermeisters auch Kreisbrandmeister Christoph Glaisner, der bei der Diskussion sehr unterstützt habe. „Ansätze wurden gefunden, die nun umgesetzt werden müssen.“ Die Stadt werde tun, was nötig ist, damit die Wasserversorgung am Umschlagbahnhof zur Verfügung steht.

Intensive Zeit

Seit 327 Tagen war Kommandant Frank Sommerhalter am Freitag im Amt, wie er verkündete. „Die erste Zeit war sehr intensiv, abwechslungsreich und lehrreich“, blickte er zurück. Die Verantwortung auf den Schultern spüre man schon, und es gebe auch Herausforderungen. „Aber alleine ist man in der Feuerwehr niemand“, konnte er stets auf Unterstützung zählen.

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