Weil am Rhein Keine Bildungsverlierer trotz Pandemie

Alisa Eßlinger
Die Tafel bleibt unbeschrieben: Die Grundschüler wurden wegen des zweiten Lockdowns früher in die Weihnachtsferien geschickt. Foto: sba/Dietmar Gabbert

Lockdown: Weihnachtsferien, Halbjahreszeugnisse, Vorkehrungen und Spannungen – Schulleiter zur Lage an den Grundschulen

Weil am Rhein - Für dieses Jahr bleiben die Tafeln leer und die Stühle hochgestellt: Die Weiler Grundschüler sind coronabedingt in den vorgezogenen Weihnachtsferien. Die Hoffnung aber bleibt, dass der Unterricht im Januar wieder aufgenommen werden kann. Doch auch wenn der Lockdown verlängert würde, bleiben die Schulleiter hinsichtlich der Benotung gelassen. Sie glauben auch, dass die Zeit gut aufgeholt werden kann.

Die Zeit nach den Weihnachtsferien wird sowohl für die Schüler als auch für die Lehrer stressig werden, prophezeit die Leiterin der Karl-Tschamber-Schule, Susan Leonhardt. Schließlich müssen die Klassenarbeiten, die wegen des Lockdowns ausgefallen sind, in nur vier Wochen nachgeschrieben werden. Doch Leonhardt hebt hervor, dass insgesamt „nur“ vier Tage des regulären Schulunterrichts ausgefallen sind. „Das sollte nicht ins Gewicht fallen.“

Verhalten stärker benoten

Auch mit dem Blick auf die sich nähernden Halbjahreszeugnisse bleibt sie gelassen. „Wir berufen uns nicht nur auf die Schulnoten, sondern auch auf das Klassenverhalten, welches wir sonst etwas stärker in die Benotung einfließen lassen.“

Für die Zeit nach den Ferien ist die Grundschule bereits vorbereitet. „Wir haben darauf geachtet, dass die Kinder alle Materialien wie zum Beispiel die Schulbücher zu Hause haben“, sagt Leonhardt. So bekommen die Schüler eine „Maskottchenmappe“, in der die Aufgaben für die ersten drei bis vier Tage stehen. Falls der Lockdown verlängert würde, müsste wieder Fernunterricht angeboten werden. „Wir lassen uns überraschen, aber wir hoffen natürlich, dass wir ab dem 11. Januar wieder wie gewohnt unterrichten können.“

Die Lehrer stehen auch während des Lockdowns auf Abruf bereit. Zum einen übernehmen sie die Notbetreuung und zum anderen bereiten sie ihren Unterricht vor und nach.

Die Hermann-Daur-Schule in Märkt kann keine Notbetreuung anbieten, da die nötigen ÖPNV-Verbindungen nicht gegeben sind. „Zwei Eltern hatten sich überlegt, ihr Kind anzumelden, aber sie konnten noch etwas anderes organisieren. Ich bin daher sehr froh, dass die Eltern verständnisvoll sind, mitdenken und mithelfen“, sagt die Schulleiterin Anna Kruse.

Besser aufgestellt

Die Grundschule ist daher seit Mittwoch geschlossen, doch die Lehrer bleiben mit den Eltern vernetzt, denn die Schule hat sich bei der Online-Plattform „Sdui“ angemeldet. „Sdui ist für Grundschüler einfacher zu bedienen. Dadurch haben wir auch die Möglichkeit, Einzelgespräche mit den Kindern zu führen und Unterricht anzubieten“, erklärt Kruse. Wichtig sei dies vor allem, wenn der Lockdown verlängert würde. „Jetzt sind wir besser aufgestellt als im ersten Lockdown.“

Bereits in den Wochen vor den verlängerten Ferien wurde versucht, die Klassenarbeiten zügig zu schreiben. Doch nicht alle blieben vor den vorgezogenen Ferien verschont. „Wir brauchen die Noten“, sagt Kruse im Hinblick auf die vierte Klasse. „Wir versuchen, die ausgefallenen Arbeiten im Januar nachzuschreiben, schließlich geht es um die weiterführenden Schulen.“

Bedenken, dass die Schüler die verlorene Zeit nicht aufholen können, hat Kruse nicht. „Das kriegen wir hin. Schlussendlich fehlen nur drei reguläre Schultage. Wenn es wie geplant weitergeht, können wir wieder gut an unseren Unterrichtsplan anknüpfen. Schade ist es nur um die zwei Tage, an denen wir uns gemeinsam mit den Kindern auf Weihnachten eingestimmt haben.“

In Habachtstellung

Davon, dass der Lockdown verlängert werden könnte, lasse sich die Schulleiterin noch nicht „verrückt machen“. Die Wochenpläne würden zur Not über die Plattform vergeben. Erst Anfang Januar würde sie sich in Habachtstellung begeben und schauen, was passiert. „Aber dann müssen wir unter Umständen schnell reagieren.“

Auch die Hans-Thoma-Schule in Haltingen wird „situativ und der entsprechenden Lage angemessen reagieren – soweit es geht“, sagt Schulleiterin Gabriele Sautter. Allerdings gehe sie davon aus, dass es ab Januar noch keine Normalität geben wird, schließlich sei der Winter noch lang. Dennoch würden die Erfahrungen aus dem ersten Lockdown helfen und damit die Organisation der Schulabläufe vereinfachen.

Für die Schulleiterin steht aber fest, dass die vorgezogenen Ferien auf unterschiedliche Weise eine Auswirkung auf die Schulleistung haben werden. Gleichzeitig sagt sie: „Angesichts der Pandemie-Lage ist die Schließung der Schulen vor Weihnachten absolut notwendig. Die Infektionszahlen steigen, und daher ist eine flächendeckende Kontaktminimierung angesagt.“

Sozialverhalten angespannt

Ab dem 11. Januar wird es normal weitergehen, vermutet der Leiter der Rheinschule in Friedlingen, Bernhard Nopper. „Ich plane nichts, wenn ich nicht weiß, ob ich es auch umsetzen kann.“

Was den zweiten Lockdown betrifft, ist Nopper zwiegespalten: „Zum einen glaube ich nicht, dass die vorgezogenen Ferien, auch wenn wir dadurch Zeit verloren haben, eine dramatische Auswirkung auf die Leistungen haben werden. Andrerseits finde ich den sozialen Aspekt viel schlimmer.“ Ihm falle auf, dass die Kinder häufiger überreagieren. Außerdem herrsche viel mehr Spannung und Aggressivität. „Die Unruhe und Ängste der Eltern übertragen sich auf die Kinder. Und sie kriegen das mit, aber können das Maß der Realität nicht verstehen“, erklärt er. Diese Belastung könnte sich auch auf die Leistungen auswirken.

Bildung weiterhin gegeben

Doch mit Blick auf die Zwischenzeugnisse bleibt Nopper gelassen. „Die Klausuren werden wir noch alle unterbekommen und sonst wird einfach ein Deutsch- Test weniger abgefragt. Das sollte kein Problem sein. Es gibt noch andere Arten, die Leistungen festzustellen als durch Klassenarbeiten.“

Dass die Kinder als „Bildungsverlierer“ in der Corona-Krise betitelt werden, hört Nopper nicht gerne: „Natürlich haben die Kinder es schwerer, aber wir müssen auf dem Teppich bleiben. Noch läuft alles und wir haben die Möglichkeit, Fernunterricht anzubieten. Was sollen da die Kinder sagen, die in Kriegsgebieten aufwachsen?“ Der Rektor weiß, dass die Corona-Zeit nicht einfach für Eltern und Kinder ist, aber gleichzeitig sagt er auch: „Die Kinder holen das wieder auf.“

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