Weil am Rhein „Keine Entscheidung gegen Weil“

Ingmar Lorenz
Bürgermeister Martin Gruner Foto: Stadtverwaltung/Bähr

Bürgermeister Martin Gruner kandidiert in Waldshut-Tiengen. Das hat die Gemeinderatsfraktionen überrascht. Gruner selbst betont, dass es eine rein persönliche Entscheidung sei.

Für Gemeinderat und Verwaltung sei es – unabhängig vom Wahlausgang – keine einfache Situation, da derzeit eine Vielzahl wichtiger Infrastruktur- und Planungsmaßnahmen in Gruners Verantwortungsbereich anstehen, teilt Oberbürgermeister Wolfgang Dietz mit. Was die künftige Ausrichtung angeht, gelte es zunächst das Wahlergebnis abzuwarten. „Danach wäre zügig zu entscheiden, wie die Aufgaben zum Wohle der Stadt Weil am Rhein erledigt werden.“

Bürgermeister Martin Gruner selbst betont, dass die Entscheidung, für das Amt des Oberbürgermeisters in Waldshut-Tiengen zu kandidieren, keine Entscheidung gegen Weil am Rhein und die Bürger der 3-Länder-Stadt war. „Es ist eine Entscheidung für Waldshut-Tiengen“, erklärt er. Dort sei er persönlich sehr verwurzelt.

In Weil am Rhein fühle er sich wohl. „Die Arbeit als Beigeordneter bereitet mir nach wie vor sehr viel Freude.“ Die Entscheidung, in Waldshut-Tiengen zu kandidieren, habe nichts mit seiner Arbeit in Weil am Rhein zu tun.

Stellungnahmen der Fraktionen

Martin Fischer erklärte für die Grünen-Fraktion, dass der Weggang Gruners bedeuten würde, dass Weil am Rhein einen guten Baubürgermeister verliere. Falls Gruner in Waldshut-Tiengen gewählt wird, würden die Grünen dafür plädieren, über eine Neubesetzung seiner Stelle erst nach der Oberbürgermeisterwahl in Weil am Rhein im nächsten Jahr zu befinden. Denn es sei gegebenenfalls Zeit für eine Neustrukturierung.

„Ich war überrascht“, sagt Thomas Harms für die FDP-Fraktion. Es gebe ihm zu denken, dass es in jüngster Zeit immer wieder Mitarbeiter in hohen Positionen aus Weil wegziehe, beziehungsweise, dass es nicht gelinge, die Leute zu binden. „Der dauernde Wechsel ist kein gutes Omen.“ Dadurch entstehe auch der Eindruck, dass Weil am Rhein als Sprungbrett für den nächsten Karriereschritt gesehen werde.

Matthias Dirrigl (SPD) lobt die bisherige Zusammenarbeit mit Gruner. Auf der einen Seite habe er Verständnis für das Handeln des Bürgermeisters. Auf der anderen Seite drohe die Verwaltung eine kompetente Führungsperson zu verlieren. Denn Gruner bringe viel Sachverstand mit. Der Weggang Gruners könne die Stadt Weil am Rhein vor Herausforderungen stellen, wobei im nächsten Jahr ohnehin viele Veränderungen anstehen werden. „Ich bin aber zuversichtlich, dass wir gute Lösungen finden werden.“

Für die UFW-Fraktion sagt Eugen Katzenstein, dass Gruners möglicher Weggang sehr bedauerlich sei. „Die Gründe für seine Entscheidung können wir aber nachvollziehen.“ Mit dem möglichen Weggang von Gruner, der Weiler OB-Wahl nächsten Jahres, einem möglichen altersbedingten Ausscheiden des Ersten Bürgermeisters sowie den Kommunalwahlen müsse sichergestellt werden, dass Hintergrundwissen an die Nachfolger übergeht. „Eine Neuausschreibung der Bürgermeisterstelle muss nun intern fraktionsübergreifend diskutiert werden.“ Dabei könne die Stadt womöglich eine höhere Anzahl an Bewerbungen erhalten, wenn feststehe, wer für die Nachfolge von OB Dietz in Frage komme.

Claus Weibezahl (CDU) zeigt sich von Gruners Kandidatur ebenfalls überrascht. Zugleich könne er die persönliche Entscheidung aber auch nachvollziehen. Sollte Gruner tatsächlich gewählt werden, sieht Weibezahl auf Weil am Rhein schwierige Zeiten zukommen. Denn zum einen blicke die Stadt zahlreichen Großprojekten entgegen. Zum anderen stehen mit den Wahlen im nächsten Jahr auch in Weil am Rhein Veränderungen bevor. „Ich hätte mir ein weiteres Engagement Gruners in Weil am Rhein durchaus vorstellen können“, so Weibezahl. Die Zusammenarbeit sei gut gewesen. „Er ist ein Mann, der den Ausgleich sucht.“

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