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Weil am Rhein Kinder spielen, Mütter lernen

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Haben zusammen ein Betreuungsangebot auf den Weg gebracht: (v.l.) Hauptamtsleiterin Annette Huber, Luigina Pinna, Tom Leischner, Valentina Atanasova, Bettina Schwinn, Sabrina Scherer und Regina Goetz. Foto: zVg/Bähr

Integration: Gemeinsames Betreuungsangebot für Kinder von alleinstehenden Geflüchteten

Die Volkshochschule (VHS) Weil am Rhein, das Familienzentrum Wunderfitz (Wufi) und die Stadtverwaltung Weil am Rhein spannen zusammen und sorgen dafür, dass alleinstehende ukrainische Mütter Integrationskurse besuchen können. Derweil die Mama deutsch lernt, spielt, malt und puzzelt der Nachwuchs unter Aufsicht in einem Raum, den die Wohnbau Weil am Rhein an der Gustave-Fecht-Straße zur Verfügung gestellt hat.

Weil am Rhein. Wie wichtig es ist, dass Geflüchtete einen Integrationskurs belegen, ist unbestritten, heißt es in seitens der Stadt. Wie schwer es aber gerade für alleinstehende Mütter ist, an diesen Kursen teilzunehmen, wenn die Unterbringung des Nachwuchses in diesem Zeitraum nicht gewährleistet ist, erschließe sich nicht auf den ersten Blick. Zugleich ist die Kindergarten-Warteliste in Weil am Rhein lang. Einen freien Platz gibt es meist nicht.

Seit wenigen Wochen ist für Mütter, die ohne Partner nach Weil am Rhein gekommen sind, jedoch eine neue Tür aufgegangen, heißt es in der Mitteilung weiter. Diese befindet sich unweit des Familienzentrums Wunderfitz. Dort gibt es Platz für zehn Kinder. Sie alle sind zwischen zwei und sechs Jahre alt und werden dort von der ausgebildeten Tagesmutter Bettina Schwinn und der russisch sprechenden und ukrainisch verstehenden Valentina Atanasova betreut.

Von Montag bis Freitag sind sie von 8 bis 12.30 Uhr vor Ort und kümmern sich um die kleine Rasselbande, während deren Mütter fleißig pauken.

„Wir bieten seit 17 Jahren Integrationskurse an und immer wieder hatten wir es mit dieser Problematik zu tun. Vor allem Alleinerziehende mussten sich die Frage stellen, wohin mit meinem Kind?“, erklärt Tom Leischner, Leiter der Volkshochschule. „Aufgrund personeller und finanzieller Grenzen hat sich nie etwas ergeben. Diese unbefriedigende Situation hat sich dann verändert, als viele ukrainische Mütter nach Deutschland flüchteten. Viele wollten Integrationskurse belegen, konnten es aber nicht.“ Nun profitiere man von der Finanzierung im Rahmen des Förderprogramms „Integrationskurse mit Kind“.

Leischner: „Der Start ist geglückt.“

Die Volkshochschule, die als Träger fungiert und die Anträge bearbeitet, suchte den Kontakt mit dem Wufi. Schnell sei klar gewesen, dass man gemeinsam etwas auf die Beine stellen wollte. Und dank der Wohnbau Weil am Rhein um Geschäftsführer Andreas Heiler wurde auch die Raumfrage zügig geklärt. Kurzfristig konnte so für eine Übergangszeit nach Zustimmung von Quartiersmanagerin Brigitte Lill der Quartiersraum in Beschlag genommen werden. Die Stadt finanzierte die Möblierung, das Wufi sorgte für das Fachpersonal.

„Wir sind froh, dass diese Betreuung an das Familienzentrum Wunderfitz angekoppelt ist. Dort kennt man sich bestens aus, verfügt über große Erfahrung und ist zur Stelle, wenn es in der täglichen Arbeit zu Problemen kommt“, freut sich Leischner. „Der Start ist geglückt. Wir sind froh, und es war auch unser Wunsch an die Stadt, dass das Familienzentrum noch mehr integriert wird“, meint Regina Goetz, die stellvertretende Geschäftsführerin des Wufi. „Es ist schön, dass wir so schnell etwas auf die Beine stellen konnten“, macht auch Hauptamtsleiterin Annette Huber deutlich.

„Es ist doch sehr erstaunlich, wie offen die meisten Kindern hier sind“, erklärt Sabrina Scherer, die beim Wufi den Fachdienst Kindertagespflege leitet. „Sie stürmen gleich auf das Spielzeug los und knüpfen Kontakte“, weiß sie zu berichten. Das sei nicht selbstverständlich. Denn: Viele haben Dramatisches erlebt auf der Flucht aus ihrer Heimat. „Ein Junge redete bei der Ankunft nicht mehr. Jetzt spricht er wieder. Er fühlt sich integriert“, erzählt Goetz.

Langfristige Lösung gewünscht

Das Förderprogramm läuft erst einmal bis Ende 2023. Was dann kommt, ist offen. Dennoch ist für alle Beteiligten klar, dass es das Ziel sein muss, dieses Betreuungsangebot während der Integrationskurse langfristig anzubieten. „Der bürokratische Aufwand ist enorm, aber er lohnt sich“, meint Leischner. „Für uns ist am allerwichtigsten, dass nun der Besuch des Integrationskurses nicht mehr daran scheitert. Dass die Eltern wissen, dass ihr Kind in dieser Zeit gut versorgt ist.“

Für die Deutsch-Integrationskurse zeichnet bei der VHS Luigina Pinna verantwortlich. Sie koordiniert sämtliche Anfragen und klärt auch ab, ob noch Betreuungsplätze frei sind. Die Nachfrage sei enorm und auch das Angebot groß. Bei der VHS Weil am Rhein laufen derzeit insgesamt zwölf Integrationskurse. Daher bekommt Pinna ab September personelle Unterstützung. Und auch in Sachen Kinderbetreuung gibt es Verstärkung. Die VHS wird einen dritten Antrag stellen. Dann sollen nicht mehr zehn, sondern 15 Kinder im Kindergartenalter während der Kurse betreut werden.

Zusammen mit der Stadt Rheinfelden ist die Stadt Weil am Rhein die einzige Kommune im Landkreis, die derzeit ein solches Angebot bereithält, teilt die Stadtverwaltung abschließend mit.

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