Weil am Rhein Kirche das zweite Zuhause

Weiler Zeitung

Abschied: Empfang für die langjährigen Kirchendiener Emma und Emanuel Michels

Die evangelische Kirchengemeinde St. Georg in Haltingen wird am morgigen Sonntag Emma und Emanuel Michels verabschieden, die seit 1995 die Aufgabe des Kirchendieners mit viel Umsicht ausgefüllt haben.

Weil am Rhein-Haltingen (sc). „Die Kirche ist unser zweites Zuhause geworden“, sagen beide wehmütig. Emma Michels ist 73 Jahre alt, und Emanuel Michels zählt 76 Jahre. Das Alter, vor allem aber die Gesundheit, haben sie dazu veranlasst, die „geliebte Arbeit in der Gemeinde“ aufzugeben.

Das Ehepaar kam 1994 aus Kasachstan mit seinen vier Söhnen und der Mutter nach Haltingen, wo es zuerst Im Rad wohnte. An jedem Morgen habe er die Kirchenglocken läuten hören. Beim Blick aus dem Fenster hat Emanuel Michels zu seiner Frau gesagt: „Komm, ich seh eine Kirche.“ Da hat sich das Ehepaar auf den Weg ins Oberdorf gemacht, um sich die Kirche aus der Nähe anzusehen.

War es ein Zufall? In Höhe des evangelischen Gemeindehauses angekommen, trat der damalige Pfarrer Friedrich Erber aus der Tür und fragte, ob er behilflich sein könne. Und so kam es zum ersten Kontakt. Nach einem halben Jahr meldete sich die Pfarrsekretärin – Emanuel Michler hatte gerade einen sechsmonatigen Sprachkurs absolviert – und fragte an, ob er nicht Interesse habe, das Amt des Kirchendieners zu übernehmen. „Es hat geklappt“, freut sich Emanuel Michler heute noch.

Legendäre Fleischspieße

Gemeinsam mit seiner damals drei Monate alten Enkelin wurde er getauft. In Kasachstan sei dies wegen der politischen Verhältnisse nicht möglich gewesen. Drei Jahre lang war er dann als Kirchendiener in der St. Georgskirche beschäftigt. Seine Frau Emma half damals schon mit, wo immer sie konnte. Schließlich suchte sich Emanuel Michels eine Arbeit, um die Familie ernähren zu können. Von da an übernahm seine Frau Emma die Aufgabe in der Gemeinde, wobei ihr Mann vor allem dann mithalf, wenn handwerkliche Fertigkeiten benötigt wurden. Dies war ihm stets ein Leichtes, war er doch in Kasachstan dafür zuständig, Ersatzteile für Landmaschinen zu organisieren. Seine Frau hatte in der alten Heimat zuletzt als Köchin gearbeitet.

Mit diesem Talent brachte sie sich mit der ganzen Familie besonders beim Gemeindefest ein. Die legendären Fleischspieße sind bekannt und beliebt und auch ein Sohn, der als Kirchendiener in der evangelischen Kirchengemeinde Alt-Weil beschäftigt ist, brät diese Köstlichkeit für die Gäste. Die ganze Familie packt bei solchen Festen mit an.

Urlaub haben sich die Michels nicht geleistet. Einmal waren sie für einige Tage in Tschechien – ein Geschenk ihrer Kinder. Jetzt wollen beide erst einmal auf ihre Gesundheit achten und die Zeit m it ihren zehn Enkeln genießen.

„Ihr habt eure Sache gut gemacht“, sagte Pfarrerin Renate Krüger. Die beiden seien sehr warmherzig, und die Menschen fühlten sich in ihrer Nähe wohl. Nicht der Dienst nach Vorschrift stand im Vordergrund, vielmehr habe das Ehepaar stets gesehen, was zu tun sei und geholfen, wo immer es gebraucht worden sei. In all den Jahren habe man Höhen und Tiefen miteinander erlebt.

Ein Höhepunkt war die Goldene Hochzeit der Michels, die gleichzeitig auch die erste kirchliche Trauung war. In Kasachstan gab es nur eine standesamtliche Hochzeit, die kirchliche wurde in sehr festlichem Rahmen unter Teilnahme der ganzen Gemeinde am 50. Ehejubiläum nachgeholt. „Das war wunderschön“, sagen die Michels, die sich der Gemeinde tief verbunden fühlen. Auch in Zukunft wollen sie nach Möglichkeit helfen, wo immer es notwendig wird.

 Am Sonntag, 25. Februar, wird im Gottesdienst in der St. Georgskirche ab 10 Uhr das Kirchendienerpaar Emma und Emanuel Michelsverabschiedet. Anschließend ist ein Empfang.

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