Weil am Rhein Kleine Rampe, große Wirkung

Marco Fraune
Sehen eine deutliche Verbesserung für Rollstuhlfahrer oder auch für Eltern mit Kinderwagen (v.l.): Rosa und Kornelius Kamerling sowie Tatjana Bollinger. Foto: Marco Fraune

Barrierefreiheit: Wunsch der Rollifreunde wird nach einem Jahrzehnt Wirklichkeit. Noch Defizite in Stadt.

Weil am Rhein - Für die Rollifreunde Weil am Rhein ist ein lang gehegter Wunsch nun in Erfüllung gegangen. Vor dem Kaufring hat die Stadt eine neue Rampe gebaut, die nun lange Umwege für Rollstuhlfahrer oder Rollatoren-Nutzer nicht mehr erforderlich macht. Defizite gebe es in Weil am Rhein aber weiterhin, erklärte gestern die Vorsitzende der Rollifreunde, Rosa Kamerling, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Schon im Jahr 2008 hatte die Rollstuhlfahrerin das Anliegen, eine Rampe als schnellere Verbindung über den kurz vor dem Schlaufenkreisel gelegenen Zebrastreifen zu errichten. „Angeblich war das wegen dort verlegter Leitungen nicht möglich“, erinnert sich Kamerling. Immer wieder sei sie vertröstet worden, später auch als Mitglied des Behindertenbeirats, der sich ebenfalls mit dem Thema befasste. „Für Handrollstuhlfahrer oder mit einem Rollator ist es schwierig“, weiß sie um die langen Umwege, die in Kauf genommen werden mussten. „Die lange Geschichte hat nun aber ein glückliches Ende gefunden.“

Einhundertprozentig glücklich könnten die Rollstuhlfahrer aber noch nicht sein. Auf der Kaufring-Straßenseite befindet sich im Gegensatz zur gegenüberliegenden Seite noch eine leicht erhöhte Bordsteinkante. Wenn Rollstuhlfahrer diese Barriere überfahren, schmerzt es im Körper, bemerkt die Rolli-freunde-Vorsitzende am eigenen Leib. Hier hofft sie noch auf eine kleine Nachbesserung.

Barrieren beschäftigen die Rollifreunde und den Behindertenbeirat trotz der neuen Rampe weiterhin. „Es gibt viele Beispiele.“ Kamerling verweist exemplarisch auf den Liegnitzer Weg, wo weiterhin der Bordstein eine Barriere bildet. Und das, obwohl hier wegen Glasfaserarbeiten zuletzt schon der Gehweg aufgerissen war, reagiert Kamerling mit Unverständnis. „Dort kommt man weiter nicht auf den Gehweg.“ Auch bei der Danziger Straße in Richtung Kindergarten Don Bosco würden die Bordsteine im Weg stehen. „Vielfach sind es die hohen Bordsteine, die für uns Barrieren darstellen“, wirbt die Rollifreunde-Vorsitzende für mehr Beachtung der Behinderten-Belange.

Positiv sei zuletzt gewesen, dass nach einer Begehung mit dem Behindertenbeirat zwischen Läublinpark und Berliner Platz eine monierte Barriere zeitnah beseitigt wurde. Kamerling: „Es dauert insgesamt aber zu lange bis zu einer Umsetzung, wenn auch nicht immer gut zehn Jahre.“

Stadtweit sieht sie noch „Luft nach oben“ bei der Barrierefreiheit. Selbst in Friedlingen, wo im Rahmen der Tramlinien-Verlängerung die Hauptstraße komplett neu gestaltet wurde, gebe es noch Defizite, kritisiert Rollifreunde-Schriftführerin Tatjana Bollinger.

Eine öffentliche Behindertentoilette fehlt

Doch nicht nur die Beseitigung von Barrieren ist ein Anliegen der Rollifreunde. Kamerling stört, dass es in Weil am Rhein keine öffentliche Behindertentoilette gebe. Nur am LGS-Parkplatz sei an der Basler Straße eine vorhanden, die aber nicht jederzeit frei zugänglich sei. Das Rathaus oder die „Einkauf-Insel“ hält sie hingegen für eine schlechte Alternative, da die Wege für die behinderten Menschen sehr weit seien. Die „nette Toilette“ in den Geschäften könnten zwar genutzt werden, doch eine öffentliche Behindertentoilette sei zusätzlich sehr wichtig.

Etwas Hoffnung schöpft Kamerling aus einer noch anstehenden Begehung mit dem Behindertenbeirat, die noch in diesem Jahr erfolgen soll. Dann geht es in einer weiteren Etappe vom Berliner Platz in Richtung Innenstadt, um Barrieren zu erkennen und eine Verbesserung herbeizuführen.

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