Weil am Rhein Kleingärten sind sehr gefragt

Saskia Scherer
Rolf Hugle, Vorsitzender der Gartenfreunde, in der Anlage „Entenschwumm“ in Haltingen. Foto: Saskia Scherer

Corona: Aufnahmestopp bei den Gartenfreunden Weil am Rhein. Mitglieder verbringen gerne Zeit im Grünen. Es wird mehr angebaut.

Weil am Rhein - Rückzugsmöglichkeit, Anbaufläche und Freizeitort – Kleingärten sind aus verschiedenen Beweggründen beliebt. Und die Corona-Krise hat das verstärkt: Die Gartenfreunde Weil am Rhein haben angesichts einer ellenlangen Warteliste einen Aufnahmestopp verhängt. Sogar über Zettel am Tor vor dem Vereinsheim versuchen es Interessenten.

In der ersten Phase der Pandemie erhielt Vorsitzender Rolf Hugle fast wöchentlich mehrere Anfragen, wie er sich im Gespräch mit unserer Zeitung erinnert. „Die Warteliste war dann so voll, dass die Wartezeit auf vier bis fünf Jahre gestiegen wäre, hätten wir sie weitergeführt.“ Trotzdem trudeln immer noch Anfragen ein. „Aber es sind keine Gärten frei, und auf der internen Warteliste stehen Dutzende Leute“, betont Hugle. „Vor 2023 braucht niemand mehr anfragen.“ Potenzielle Pächter sollten übrigens aus Weil sein.

Die Gärten werden in der Regel ohnehin nur aus Altersgründen abgegeben, weiß Angelika Broszeit, Obfrau der Gartenanlage „Entenschwumm“ in Haltingen. „Wir hatten schon immer genügend Interessenten, aber es hat enorm zugenommen“, hat auch sie beobachtet. Am Tor vor dem Vereinsheim fanden sich schon Zettel mit der Bitte um Rückruf von Personen, die gerne einen Garten pachten würden.

Apropos pachten: „Das ist ganz wichtig zu wissen: Es wird kein Grund und Boden erworben“, betont Hugle. Nur das, was sich auf dem Grundstück befindet, gehört den Pächtern. Bei einem Wechsel wird der Wert geschätzt. „Der neue Schätzpreis liegt meist unter dem ursprünglichen, ein Garten verliert an Zeitwert, wie ein Auto.“

Mehr Zeit im Garten

In Zeiten von Corona halten sich die Gartenfreunde öfter als sonst auf ihren Parzellen auf, soweit das Hugle und Broszeit beurteilen können. „Sie nutzen die Rückzugsmöglichkeit und verbringen ihre Freizeit dort, vor allem im Sommer ohne Urlaub“, erzählt der Vorsitzende. Die Mehrheit der Pächter habe keinen eigenen Garten am Haus.

Es wird auch mehr angebaut. „Die Menschen haben mehr Zeit, sie kochen mehr und stoßen auf Tipps, zum Beispiel in Gartensendungen“, weiß der Vorsitzende. „Sie probieren mehr aus.“ Das lasse sich auch auf Balkonen beobachten. So mancher habe seinen „grünen Daumen“ entdeckt. In den Kleingärten findet sich alles mögliche: von Klassikern wie Tomaten, Gurken und Zucchinis über Beerensträucher und Obstbäume bis hin zu Exoten wie Kumquats, Sharonfrüchten und Bananenstauden. Sehr gut gedeihe die Feige.

Die negativen Auswirkungen der Pandemie bekommen die Gärtner aber ebenfalls zu spüren: Es können keine Einnahmen generiert werden, weil das Vereinsheim nicht vermietet werden kann und zum Beispiel die Sommerfeste nicht stattfinden. „Die Geselligkeit fehlt“, meint Hugle. Allerdings seien die Gartenfreunde eher eine Interessenvertretung, kein Verein wie ein Sport- oder Musikverein. Die regelmäßigen Gemeinschaftsarbeiten wie Heckenpflege oder Rasenmähen werden derzeit als Einzelarbeiten erledigt. Die Toiletten in den Anlagen mussten geschlossen werden. „Es war sehr schwierig, dies den Pächtern zu vermitteln“, berichtet Hugle. „Aber die Verordnung gibt es vor.“ Außerdem hätten die Weiler Gartenfreunde noch Glück gehabt: „In Frankreich wurden Gartenanlagen komplett geschlossen.“

Die Verantwortlichen legten außerdem jedem nahe, in seinem eigenen Garten zu bleiben. „Das hat auch geklappt“, sagt die Haltinger Obfrau Broszeit. Sie ist unter anderem für die Verwaltung des Vereinsheims zuständig, aber auch für das Management der Parzellen im Allgemeinen und für die Arbeitspläne.

Rechte und Pflichten

Die Gemeinschaftsarbeit ist Teil der Rechte und Pflichten, die in der vereinseigenen Gartenordnung verankert sind. „Es gibt auch jährliche Begehungen, bei denen die Richtlinien kontrolliert werden“, sagt Hugle. Für die Hütten existieren spezielle Bauvorgaben. „Sonst hätten manche drei Stockwerke“, lacht Broszeit. Man darf auch nicht über Nacht bleiben. „Das sind keine Wochenendhäuschen.“ Die Flächen gehören übrigens der Stadt, der Verein hat einen Generalpachtvertrag abgeschlossen und schließt Unterpachtverträge mit den Mitgliedern.

Die Gartenfreunde Weil am Rhein verfügen über fünf Gartenanlagen: Entenschwumm (60 Pächter), Hupfergrube (66), Hellerain (36), Lustgarten (16) und Grün 99 (neun).

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