Weil am Rhein „Kontakte mit Gästen fehlen mir“

Siegfried Feuchter
Peter Biechele, 50 Jahre als Haltinger „Rebstock“-Wirt tätig, genießt heute den Ruhestand. Foto: Siegfried Feuchter

Peter Biechele führte 50 Jahre erfolgreich den „Rebstock“ in Haltingen und engagierte sich in der Kommunalpolitik.

Peter Biechele, ein urwüchsiger Haltinger, der im September 80 Jahre alt wurde, war als gelernter Koch in verschiedenen Häusern im In- und Ausland tätig. Mit 28 Jahren kehrte er ins elterliche Gasthaus zurück, übernahm den „Rebstock“ und baute sowohl den Restaurant- als auch den Hotelbereich nach und nach aus. Unsere Zeitung unterhielt sich mit dem früheren Gastronomen.

50 Jahre waren Sie populärer Wirt im „Rebstock“ und haben das Traditionshaus zu einer beliebten Adresse über Haltingen hinaus gemacht. Vermissen Sie die Gastronomie?

Manchmal schon.

Warum?

Wegen des Menschlichen, den guten Kontakten zu den Gästen und zu den Angestellten, die teilweise mehr als 40 Jahre bei mir waren. Bestes Beispiel sind das Ehepaar Erika und Manfred Graf, das 42 Jahre im „Rebstock“ in führender Position tätig und eine wichtige Stütze war. Ich hatte das Gasthaus 1971 mit sechs Angestellten übernommen und mit 24 Mitarbeitern aufgehört. Stolz bin ich, dass wir an sieben Tage in der Woche geöffnet hatten. Und das ist heute noch so.

Wollten Sie schon immer Koch werden?

Das stand nie zur Diskussion, das war quasi vorprogrammiert. Für meine Eltern stand fest, dass ich einmal den „Rebstock“ übernehmen werde. Denn meine Schwester war 44 Jahre Wirtin im „Badischen Hof“, während mein älterer Bruder nach Kanada ausgewandert war.

Was haben Sie am Wirteleben geschätzt? War die Gastronomie eine Herzensangelegenheit für Sie?

In jedem Fall war sie mir eine Herzenssache. Die Abwechslung gefiel mir, denn täglich hatte man neue Herausforderungen und Kontakte mit vielen Gästen. Vor allem die nächtlichen Gespräche mit Geschäftsleuten, die bei uns übernachteten, waren spannend und interessant. Da habe ich viel über das Geschäftsleben gelernt.

50 Jahre haben Sie das Haltinger Traditionshaus geführt, dann verkauften Sie es und zogen sich in den Ruhestand zurück. Damit endete die Ära Biechele. Haben Sie die Entscheidung schon mal bereut?

Ja. Nach kurzer Erholungszeit haben mir die Kontakte mit den Gästen gefehlt. Dafür besuche ich heute drei Stammtische. Im Endeffekt war es aber die richtige Entscheidung, mit 78 Jahren aufzuhören.

Neben der Gastronomie haben Sie sich auch ehrenamtlich eingebracht und waren zehn Jahre Kommunalpolitiker als Ortschafts- und Gemeinderat. Was ist von diesem Zeitabschnitt geblieben?

Ich habe viel gelernt, vor allem, dass es Sachzwänge gibt und man mit Kompromissen leben muss. Das gehört zur Demokratie. Als Selbstständiger trifft man Entscheidungen, in der Politik muss man Mehrheiten akzeptieren. Als ich 1999 in den Gemeinderat kam, galt nach den Investitionen für die Landesgartenschau die Devise sparen und nochmals sparen. Es war aber eine interessante, spannende Zeit.

Verfolgen Sie noch mit Interesse das kommunale Geschehen?

Nicht sonderlich, das Interesse hat nachgelassen.

Nach dem Rückzug ins Privatleben verstärkten Sie den Männerchor des Gesangvereins. Allerdings war es ein relativ kurzes Gastspiel. Warum?

Drei Jahre war ich aktiv, dann hat meine Stimme nachgelassen, außerdem habe ich ein Augenlicht verloren. Ich hätte an und für sich gerne weiter gesungen, es hat immer Spaß gemacht.

Haben Sie jetzt Langweile?

Überhaupt nicht. Obwohl ich kein ausgesprochenes Hobby habe, ist mir nie langweilig. Ich habe meine Frau Andrea, meine Kinder und Enkelkinder, spiele gern Karten mit meiner Frau und pflege zahlreiche Kontakte und Freundschaften.

Zur Person

Peter Biechele
ist ein Haltinger durch und durch. Mit 28 Jahren hatte er den „Rebstock“, Haltingens ältestes Gasthaus, 1971 von seinen Eltern übernommen. Zuvor hatte er eine Kochlehre in der „Sonne“ Lörrach absolviert, ehe ihn die Wanderjahre fünf Jahre in die Schweiz, zwei Jahre nach Schweden und eine Saison nach Frankreich führten. 50 Jahre führte Peter Biechele den „Rebstock“ mit Restaurant und Hotel und seinen 16 Zimmern erfolgreich, ehe er 2021 das Traditionshaus verkaufte. Der Vater von vier Kindern und achtfache Opa engagierte sich von 1999 bis 2009 in der Kommunalpolitik und saß für die Freien Wähler am Ratstisch von Gemeinderat und Haltinger Ortschaftsrat.

 

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