Weil am Rhein Korallen häkeln für die Weltmeere

Saskia Scherer
Die Weilerin Renate Dietz mit den von ihr gehäkelten Korallen für die Ausstellung in Baden-Baden Foto: zVg

Hobby: Die Weilerin Renate Dietz beteiligt sich an einer besonderen Ausstellung / Vier Monate Arbeit

Weil am Rhein - Renate Dietz aus Weil am Rhein häkelt leidenschaftlich gerne. Nun hat sie sich an einem Gemeinschaftsprojekt beteiligt, das derzeit in Baden-Baden im Museum Frieder Burda zu sehen ist. Es handelt sich um ein gehäkeltes Korallenriff – Teil der Ausstellung „Wert und Wandel der Korallen“ von Christine und Margaret Wertheim.

Die beiden Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen aus Los Angeles haben im Vorfeld um Unterstützung für ein „Baden-Baden Satellite Reef“ gebeten. Denn Teil der textilen maritimen Wunderwelten des „Crochet Coral Reef“ (gehäkeltes Korallenriff) der Geschwister Wertheim sollte ein neu zu häkelndes Korallenriff sein, das als Gemeinschaftsprojekt entsteht. Eine Freundin von Renate Dietz’ Tochter Monja Dietz meinte direkt: „Wäre das nicht etwas für deine Mutter?“

Mitbringsel häkeln

Damit lag sie richtig: „Ich fand es toll und war sofort dabei“, erzählt Renate Dietz im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie häkelt sonst viele Mitbringsel und Geschenke. „Das ist schon im Verwandten- und Freundeskreis bekannt“, schmunzelt die Weilerin. „Viele sagen auch, ich soll meine Werke verkaufen. Aber ich häkele nicht auf Vorrat, lieber mit einem bestimmen Anlass.“

Die Gestaltung der gehäkelten Unterwasserwelt interessierte sie, dazu reizte sie die Vorstellung, dass das Endergebnis in einer Ausstellung gezeigt wird. „Und einen Haufen Wollreste hatte ich auch noch.“

Also besorgte sich die 69-Jährige die Häkel-Anleitung, die zum Herunterladen zur Verfügung stand, und probierte einfach drauflos. „Zuerst habe ich kleine Teile angefertigt, um zu sehen, wie es wirkt.“ Diese fotografierte Dietz auch und schickte die Fotos an die Verantwortlichen. „Ich wollte wissen, ob sie in Ordnung sind.“ Die Korallen kamen offensichtlich gut an – die Weilerin wurde prompt gefragt, ob sie auch die Geduld für größere Korallen aufbringe. „Davon habe ich dann fünf gemacht.

"Jede freie Minute gehäkelt"

Insgesamt sind in vier Monaten rund 100 Korallen in ihrer „Zentrale im Wohnzimmer“ entstanden. „Ich habe jede freie Minute gehäkelt.“

Neben der Freude am Häkeln war für Dietz aber auch der gute Zweck wichtig. Die Wertheim-Schwestern wollen mit der Ausstellung schließlich auf das Korallensterben in Folge der globalen Erwärmung aufmerksam machen. „Es ist eine wichtige Intention“, findet die Weilerin. Jedes eingereichte Häkelkunstwerk wird mit einer Spende bedacht, gefördert durch EnBW Baden-Württemberg.

Der Erlös geht an die Umweltorganisation Sea Shepherd Deutschland. Insgesamt 40 000 gehäkelte Korallen gingen in Baden-Baden ein, rund 4000 Personen haben sich beteiligt.

Werke selbst abgeliefert

Ende November war Einsendeschluss. Es galt, einen großen blauen Sack von Weil am Rhein nach Baden-Baden zu befördern. Um das Porto zu umgehen, verbanden Renate Dietz und ihr Mann Bernd ihren Urlaub mit einem Abstecher zum Museum. Allerdings hatte das ausgerechnet an diesem Tag geschlossen. „Also kamen die Korallen mit in den Urlaub und wir haben sie danach hingebracht“, lacht die 69-Jährige.

Seit Januar ist die Ausstellung zu sehen, sie läuft bis Ende Juni. Dietz will mit ihrer Familie noch hinfahren. „Die Korallen ziehen sich durch das ganze Museum, selbst im Aufzug sind welche“, weiß sie. Auf Fotos auf der Homepage hat sie schon Werke von sich entdeckt. „Ich will nicht angeben, aber ich bin schon stolz.“

Aktuell fertigt sie für ein anstehendes Klassentreffen übrigens Glücksschweinchen und Glückskäfer an. Ansonsten stehen keine Projekte an. Ihrem geschulten Auge ist allerdings aufgefallen: „Die Siegersträuße bei Olympia sind ebenfalls gehäkelt. Das wäre auch etwas für mich“, lacht sie.

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