Weil am Rhein Kosten kalkulieren ist schwierig

Saskia Scherer
Für die Handwerker ist es derzeit schwierig, Kosten zu kalkulieren. Foto: RUWI GmbH/ruwi.de

Arbeit: Materialknappheiten und gestiegene Preise wirken sich auch auf Weiler Handwerker aus

Preissteigerungen und Materialengpässe bereiten südbadischen Handwerkern Sorgen, hat die Handwerkskammer Freiburg kürzlich mitgeteilt. Auch Weiler Betriebe bekommen diese Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine zu spüren, wie eine Umfrage unserer Zeitung ergeben hat.

Von Saskia Scherer

Weil am Rhein. Die Preissteigerungen liegen bei bestimmten Materialien bei bis zu 80 Prozent und höher, beim Bewehrungsstahl auch mehr, berichtet Jürgen Allweier, Geschäftsführer des Bauunternehmens Allweier. „Auch wir spüren zum Teil bereits jetzt Materialverknappungen, insbesondere bisher bei Ziegelsteinen sowie im Bereich Schalmaterial und Betonfertigteilprodukte“, ergänzt er.

Bisher beeinträchtigt dies die Arbeiten im Betrieb aber nicht, „da wir zum Teil noch rechtzeitig die Beschaffungen getätigt haben“. Dies könne sich jedoch kurzfristig auch bei ihnen ändern.

Die Auftragslage der südbadischen Handwerksbetriebe ist laut der Handwerkskammer verhalten positiv: Ein Drittel (33,9 Prozent) meldete gestiegene Auftragseingänge, 25,2 Prozent meldeten jedoch Rückgänge. Teilweise könnten keine Angebote mehr abgegeben werden, weil die Kosten unkalkulierbar geworden seien.

Allweier bezeichnet die Auslastung bei sich im Betrieb als sehr gut, sie geht laut dem Geschäftsführer weit über die sonstige saisonale Planung hinaus. Das Erstellen von Angeboten gestaltet sich allerdings überaus schwierig. „Denn die meisten Zulieferer bieten momentan nur Tagespreise an und wir können somit ebenfalls keine längerfristigen Preise beziehungsweise nur mit einer Preisgleitklausel abgeben.“

Im Bereich des Dachdeckerhandwerks kommt es dieses Jahr vermehrt zu extremen Lieferengpässen bei Dachziegeln und Bitumenbahnen, erläutert Thomas Grothe, Geschäftsführer der Firma Grothe Bedachungen in Haltingen. „Die Herstellung der Materialien ist öl- und energieabhängig. Die Lager der Lieferanten sind leergefegt und neue Bestellungen werden nur unter Vorbehalt angenommen.“ Für die nächsten Baustellen sei das Material bestellt und die Lieferung gesichert. „Wie es aber danach weitergeht, ist derzeit offen.“

Aktuell verzeichnet Grothe noch keinen Rückgang beim Auftragsvolumen. Die Probleme bestünden eher darin, die Aufträge auch mit den entsprechenden Materialien zu bedienen. „Die Kosten sind in allen Bereichen enorm angestiegen und sind in der Tat nicht mehr seriös zu kalkulieren. Angebote werden aktuell nur unter Vorbehalt erstellt“, erklärt er.

Auch Martin Ranz, Geschäftsführer der Firma ranz raumkonzepte in Haltingen, bemerkt die Auswirkungen. „Das betrifft jeden“, meint er. Beispielsweise Multiplex- und Siebdruckplatten, sibirisches Sperrholz oder Lärchenleisten seien nun knapp. Kürzlich benötigte er 22 Dreischichtplatten – bekommen hat er 15. „Weil es nicht mehr gibt.“ Irgendwann komme das Material schon, aber man wisse eben nicht, wann. Im Betrieb wirkt sich das in der Form aus, dass andere Arbeiten vorgezogen werden, wenn aufgrund fehlenden Materials nicht weitergemacht werden kann.

Preissteigerungen gebe es jedes Jahr – aber erst seit Frühjahr 2021 im zweistelligen Prozentbereich, berichtet Ranz. „Das ging los mit dem Holz, weil die USA aufgrund des Handelskriegs mit Kanada Holz aus Deutschland kauften, und China ebenfalls. Das war recht heftig.“

Die Auftragslage in der Schreinerei sei aktuell sehr gut. Mit Blick auf die genannte Unkalkulierbarkeit der Kosten treffe es Gewerke mit größerem Materialverbrauch härter. Wenn die immensen Materialkosten die Lohnkosten übersteigen würden, sei das ein Problem. „Das ist bei uns aber nicht der Fall.“ Ein weiterer Vorteil sei, dass das Unternehmen über „mehrere Standfüße“ verfügt: „Wir fertigen zum Beispiel Türen, Möbel und Küchen – da können wir flexibel agieren.“ Nichtsdestotrotz werde alles teurer, sagt auch Ranz. „Und diese Preisgestaltung müssen wir weitergeben.“

Allerdings hat er auch beobachtet, dass die Kunden verständnisvoller seien als vor Beginn der Corona-Pandemie – beispielsweise, wenn es mit einem Auftrag länger dauert.

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