Weil am Rhein Kreativen Ort aufgespürt

Weiler Zeitung
Tonio Paßlick (links) vermittelte bei der Stadtführung den „spiritus loci“ (Geist des Ortes) des Kulturzentrums Kesselhaus in Weil am Rhein. Foto: Joachim Pinkawa

Stadtführung: Tonio Paßlick bringt Teilnehmern Geschichte des Kesselhauses näher

An einem etwas ungewöhnlichen Termin – einem Montagnachmittag – empfing der Stadtführer und ehemalige Kulturamtsleiter Tonio Paßlick die Gäste zur Stadtführung „25 + 1 Jahre Kulturzentrum Kesselhaus“. Der Termin bezog sich dabei auf den 6. September 1991, als mit einer Theaterpremiere als erste Veranstaltung das Kulturzentrum Kesselhaus auf sich aufmerksam machte.

Von Joachim Pinkawa

Weil am Rhein. Im Mai 1995 wurde die letzte Etappe auf dem Weg zum soziokulturellen Kulturzentrum Kesselhaus mit der Einweihung der Ateliers und des Kulturcafés abgeschlossen und mit einem fünfwöchigen Regio-Kultursommer gefeiert. Paßlick schilderte, mit welcher Euphorie damals urbane Kultur im Grenzbereich vorangetrieben wurde. Er erzählte von Menschen und Projekten, die Furore machten, von Theaterstücken, die in einem Gebäude des Schwarzenbach-Areals uraufgeführt wurden, bevor das Gebäude abgerissen wurde und von einer Oper auf sieben Bühnen. Des Weiteren ging es um internationale Künstler in Friedlingen.

Bis zum Niedergang der Textilindustrie

„Am Kesselhaus“ und „Im Schwarzenbach“ – „Wer wird in nicht allzu ferner Zukunft diese Straßenbezeichnungen auf dem Stadtplan von Weil am Rhein noch erklären können?“, richtete Paßlick eine rhetorische Frage an die Gäste im Innenhof des Areals am Kulturcafé. Von Paßlick kam die Antwort, dass diese Namen für „ein erstaunliches Kapitel städtisch geplanter Strukturveränderung stehen“. Zukunftssichernde Voraussicht sei mit vorsichtiger Bewahrung historischer Prozesse beispielhaft verbunden worden. „Die deutsche Filiale einer der weltgrößten Textilfabriken (Schwarzenbach AG) war jahrzehntelang eine der Säulen der regionalen Industriekultur.“

Das Konzept zur Transformation von niedergegangener Industrie zu Arbeit und Kultur hatte Paßlick als Kulturamtsleiter entwickelt und gemeinsam mit dem damaligen Bauamtsleiter Helmut Limberger realisiert. Paßlick konnte mit vielen Details zur Entwicklung des Quartiersprojekts Friedlingen und zur ehemaligen Textilfabrik Schwarzenbach AG sowie der Schusterinsel und des Schwarzenbach-Areals aufwarten. Er berichtete von Webstühlen, atemberaubender Entwicklung der Firmen, Beschäftigten, Gebäude und Einwohnern seit 1924, der Weltwirtschaftskrise und dem Niedergang der Textilindustrie bis in die 1980er- Jahre.

Miteinander von Arbeiten und Kultur

„Ich habe gespürt, dass dies ein kreativer Ort ist“, bekannte Paßlick zur Idee der Umgestaltung des Areals. „Heute gilt das Kesselhaus mit seinen global operierenden Unternehmen und mit dem internationalen Kulturzentrum als vorbildliches Beispiel für ein gelungenes Miteinander von Arbeiten und Kultur.“ Veranschaulichen und sinnlich wahrnehmen konnten die Gäste im Areal die teils bewahrte historische Architektur, den Hauch der Geschichte im Museum Weiler Textilgeschichte mit ursprünglich erhaltener Schlosserei und Schreinerei, aber auch einen Blick in die Ateliers der Künstler Elisabeth Veith und Guiseppe Masini werfen. „Das Kulturzentrum Kesselhaus wird auch künftig mit Kunst, Kleinkunst, Theater, Tanz, Kunsthandwerk, Musik und vielen anderen kreativen Lebensbereichen diesen Ort prägen“, brachte Paßlick abschließend seine Hoffnung für die Zukunft zum Ausdruck.

Zur Stadtführung gekommen waren auch der jetzige Kulturamtsleiter Peter Spörrer und Museumskuratorin Barbara Brutscher sowie vom Kesselhaus-Verein die Vorsitzende Ute Delatorre und weitere Mitglieder.

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