Weil am Rhein Kröten verhindern Baumfällungen

Beatrice Ehrlich
Zäune am Rand der Nonnenholzstraße dienen dem Schutz von Erdkröten, die von den Laichplätzen in den Weiler Wassergärten an ihren angestammten Ort im Wald zurückkehren. Foto: Beatrice Ehrlich

Forstarbeiten im Nonnenholz werden wegen der Krötenwanderung aufgeschoben, aber nicht aufgehoben.

Dass es zu einem vorläufigen Stopp der vom Forst geplanten Hiebarbeiten kam, sei reiner Zufall gewesen, sagt Thomas Schwarze, langjähriger Fachbereichsleiter für Umweltbildung beim Trinationalen Umweltzentrum (Truz) und Geschäftsführer von „Pro Natura“ in Basel.

Eine der Helferinnen seiner „Amphibiengruppe“ war gerade dabei, bei den Zäunen an der Nonnenholzstraße Kröten über die Straße zu tragen, als sie dort im Februar Vertreter der Forstverwaltung getroffen habe. Diese planten Forstarbeiten im südlichen Teil des Nonnenholzes. Bäume, die gefällt werden sollen, wurden mit orangener Farbe gekennzeichnet.

Forstarbeiten wurden letztlich doch gestoppt

Die Hauptwanderzeit der Erdkröten war da schon im Gang, sagt Schwarze. Er rief beim Landratsamt an und erfuhr dort zunächst, dass er davon auszugehen habe, dass die Forstarbeiten nicht gestoppt werden können. Wenig später, Anfang März, erfuhr er, dass die Arbeiten nun doch vorläufig gestoppt werden. Sie sollen später im Jahr, zu einem nicht näher genannten Zeitpunkt stattfinden.

Direkt gegenüber, im südlichen Teil des Nonnenholzes, sind Bäume zur Fällung freigegeben. Foto: Beatrice Ehrlich

Die Wanderzeit der Erdkröten habe in diesem Jahr schon Anfang Februar begonnen, berichtet Schwarze, der sich als Biologe besonders intensiv mit Reptilien und Amphibien auseinandergesetzt hat. Wie alle Amphibien steht die häufig vorkommende Erdkröte unter gesetzlichem Schutz. Allein 1600 Erdkröten aus dem Bereich des südlichen Nonnenholzes haben Naturschützer im über die Straße getragen, damit sie auf dem Weg zu ihren Laichplätzen in den Wassergärten nicht überfahren werden.

Wie alle Amphibien steht sie unter Schutz: die Erdkröte. Foto: wz-Archiv

Die Gärten waren im Zuge der Landesgartenschau 1999 etwas weiter nördlich Richtung Stadtgebiet angelegt worden. Seit 2007 trägt eine aus freiwilligen Helfern bestehende „Amphibiengruppe“ jedes Jahr die Kröten über die Straße.

Amphibiengruppe kümmert sich um Tiere

Wenn die Kröten abgelaicht haben, kommen sie zurück, erläutert der Amphibien-Experte. Aus diesem Grund ist auch auf der Nordseite der Nonnenholzstraße ein Amphibienzaun aufgebaut. Die Rückwanderung erfolge zwar langsamer, dennoch habe er allein am vergangenen Freitag 105 Kröten über die Straße getragen, berichtet Schwarze. Zurück im Wald, würden sich die Tiere unter liegendem Holz oder in Erdspalten verstecken. Waldarbeiten mit schwerem Gerät zu diesem Zeitpunkt würden zu einem regelrechten „Gemetzel“ führen.

Schwarze hofft, dass die Arbeiten frühestens im späten Herbst, im November, stattfinden, wenn sich die Erdkröten in der Winterstarre befinden und der Boden idealerweise gefroren ist. In den Wintermonaten ziehen sich die Kröten in Erdspalten und Mäuselöcher zurück, wo sie besser geschützt seien, führt er aus.

Ideal wären Forstarbeiten während der Winterstarre

Bis etwa Mitte Januar sei dies der Fall. Schwarze kann sich selbst an so massive Baumfällarbeiten, wie sie zuletzt in Weil stattgefunden haben, nicht erinnern. Auch wenn er Verständnis für Maßnahmen zur Verkehrssicherung hat; warum junge und gesund aussehende Bäume in einem solchen Ausmaß gefällt werden mussten, kann er nicht nachvollziehen. Mehr noch, wenn diese Arbeiten gefährdete Arten schaden – neben den Amphibien sind das im Frühjahr Vögel und Fledermäuse. Schwarze wäre froh, wenn Naturschützer wie er oder seine Nachfolger im Truz bei solchen Entscheidungen künftig im Vorfeld hinzugezogen würden.

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