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Weil am Rhein „Kultur braucht man zum Leben“

Saskia Scherer
 Foto: Saskia Scherer

Interview: Carolin Lefferts will als neue Vorsitzende im Kesselhaus große Kunst für den kleinen Geldbeutel bieten

Seit gut einem Monat ist Carolin Lefferts die neue Vorsitzende des Vereins „Kulturzentrum Kesselhaus“. Nachdem Ute Delatorre und deren Stellvertreter Tonio Paßlick sich nicht mehr zur Wiederwahl gestellt hatten, drohte dem Verein zunächst das Aus, weil sich erst keine Nachfolger fanden. Nun geht es mit neuen Ideen weiter.

Von Saskia Scherer

Weil am Rhein. Im Interview wirft Lefferts nicht nur einen Blick voraus, sondern erzählt auch, was Kultur eigentlich für sie bedeutet und was sie am Kesselhaus schätzt.

Frage: Wie kamen Sie dazu, den Vorsitz des Kesselhaus-Vereins zu übernehmen?

Seit zehn Jahren plane ich die Angebote für die „Herbstzeitlosen“, die Älteren der VHS, und ich habe dabei gemerkt, wie gut es mir gefällt, Kulturveranstaltungen zu organisieren – sei es ein Konzert oder ein Kunsthandwerkermarkt. Kunst und Kultur sind so spannend. Mit den Veranstaltungen im Kesselhaus kann ich – anders als bei den Herbstzeitlosen – auch jüngere Menschen ansprechen.

Frage: Was hat sich in den ersten Wochen getan?

Im Sommer bin ich immer verreist, deshalb hatte ich noch nicht die Möglichkeit, mich richtig einzuarbeiten. Es geht für mich aber zunächst darum, ein Netzwerk aufzubauen, die Menschen kennenzulernen und miteinander zu verbinden. Es soll offene Türen geben. Ich möchte zum Beispiel auch noch in die Ateliers im Kesselhaus gehen. Wenn Künstler Wünsche haben, freue ich mich darüber, wenn sie mich ansprechen. Vielleicht lässt sich eine Idee nicht gleich verwirklichen, aber ich kenne dann wenigstens bereits die Vorstellungen.

Frage: Haben Sie schon Ideen für neue Veranstaltungen?

Auf jeden Fall soll der Aspekt der Trinationalität mit hineinspielen. Wir wohnen perfekt – es wäre schade, dies nicht zu nutzen. Ansonsten gibt es so Vieles. Ich habe Ideen für Halloween, kann mir Töpferkurse vorstellen und für Jüngere eine „Silent Disco“, bei der jeder seine Musik hören kann. Das finde ich klasse. Der neue zweite Vorsitzende, Taylan Kahraman, ist auch um einiges jünger als ich, er wird sicher ganz andere Impulse setzen. Das wird interessant. Wir werden uns ausprobieren. Und wir schauen, wie es läuft. Ich stelle mir große Kunst für den kleinen Geldbeutel vor, denn Kultur soll erschwinglich sein. Ich möchte außerdem Hand in Hand mit anderen Vereinen arbeiten.

Frage: Was schätzen Sie am Kulturzentrum Kesselhaus?

Das Kesselhaus ist so vielseitig und hat so ein breites Angebot. Es wird von Menschen aus der ganzen Region besucht. Dort treten sowohl Newcomer als auch etablierte Künstler auf. Und man nimmt von den Veranstaltungen etwas mit, finde ich.

Frage: Kulturelle Veranstaltungen haben in der Corona-Zeit vielen Menschen gefehlt. Wie wichtig ist Kultur für Sie persönlich?

Kultur ist für mich ein weites Feld. Ich besuche zum Beispiel auch im Urlaub kulturelle Veranstaltungen, um diese zu unterstützen. Und ich bringe etwas mit nach Hause, ohne etwas im Koffer zu haben. Ich finde das Wort „systemrelevant“ furchtbar, aber die Kultur ist es definitiv. Sie ist nicht nur das Sahnehäubchen auf der Torte – Kultur braucht man zum Leben. Kultur ist für uns da, sie ist unser Herzstück. Sie vermittelt auch ein Gefühl von Gemeinschaft, zum Beispiel beim Besuch im Theater. Solche Veranstaltungen können auch ein Ort der Zuflucht sein.

Frage: Fürchten Sie, durch mögliche Einschränkungen im Herbst in Ihrer Arbeit wieder ausgebremst zu werden?

Klar habe ich Angst vor Lockdowns. Die Pandemie hat die ganze Branche durcheinandergewirbelt. Es ging nichts mehr. Aber es sind auch neue Formen entstanden, es wurde Mut gefasst zu neuen Formaten. Zum Beispiel kleine Konzerte, die gab es im Kesselhaus auch. Es gibt die Kultur vor und nach Corona.

Frage: Wie bringen Sie den Vereinsvorsitz und Ihre Arbeit mit den „Herbstzeitlosen“ zeitlich unter einen Hut?

Die „Herbstzeitlosen“ organisiere ich ja alleine – ich habe zwar mein Team, das mir bei den Veranstaltungen hilft, aber die Planung stammt von mir. Im Kesselhaus-Verein kann ich auf ein eingespieltes Team bauen. Ich kenne auch die meisten und schätze sie. Sie sind alle für mich da. Tonio Paßlick und Ute Delatorre haben ein großes Erbe hinterlassen, aber auch etwas, auf das man aufbauen kann. Es ist ein gut funktionierender Verein, ich bin herzlich und wärmstens aufgenommen worden. Wir werden gemeinsam etwas Schönes machen. Ich freue mich sehr auf den Start!

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