Weil am Rhein Langfristige Entwicklung im Blick

Ingmar Lorenz
Unter anderem mit dem Projekt „Blauenstraße“ begegnet die Stadt Weil am Rhein der hohen Nachfrage nach Wohnraum. Visualisierung: Strenger Holding GmbH Quelle: Unbekannt

Wohnraum: Stadt Weil am Rhein reagiert mit mehreren groß angelegten Projekten auf hohen Bedarf

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) hat jüngst darauf hingewiesen, wie wichtig gerade im Landkreis Lörrach die Entstehung von neuem Wohnraum ist. Auch in Weil am Rhein steht das Thema weit oben auf der Prioritätenliste. Mit mehreren großen Projekten reagiert man auf den hohen Bedarf.

Von Ingmar Lorenz

Weil am Rhein. 920 Wohnungen sind im Landkreis Lörrach im vergangenen Jahr gebaut worden. Insgesamt rund 326 Millionen Euro wurden investiert.

Die Bezirksvorsitzende der IG BAU Südbaden, Ilse Bruttel, hob jüngst die Bedeutung von zusätzlichem Wohnraum – gerade auch im sogenannten bezahlbaren Segment – hervor. Für die Umsetzung sieht sie zum einen die regionalen Akteure, also Städte und Gemeinden, besonders aber auch die Landes- und Bundesregierung in der Pflicht.

Gleichzeitig, so betont die IG Bau, stehe der Bausektor vor großen Herausforderungen. Knappe Baumaterialien, steigende Energiepreise, die Inflation und der steigende Bauzins kommen zum herrschenden Fachkräftemangel noch hinzu. Indes werde neuer Wohnraum dringend benötigt. Vor allem der Bau von Sozialwohnungen müsse vorangebracht werden.

Bei der Stadt Weil am Rhein kennt man die Notwendigkeiten und die Herausforderungen bei der Schaffung von neuem Wohnraum. „In Sachen Wohnbau sind wir in Weil am Rhein sehr aktiv, zumal wir hier im Dreiländereck Zuzugsregion sind und Wohnraum dringend benötigt wird“, teilt Stadtsprecher Mirko Bähr auf Anfrage unserer Zeitung mit. Nicht einfacher werde die Situation dadurch, dass Weil am Rhein nach Mannheim die am dichtesten besiedelte Stadt Baden-Württembergs ist. „Insofern stehen wenig freie Flächen zur Verfügung.“ Deshalb verfolge die Stadt seit Jahren eine nachhaltige Siedlungsentwicklung.

Vor dem Hintergrund des angespannten Wohnungsmarkts in der dynamisch wachsenden Metropolregion Basel werde es jedoch zunehmend schwerer, ausreichend Wohnraumangebote für alle bereitzustellen. Um bezahlbaren Wohnraum für die Zukunft zu sichern, hat die Stadt ein Potenzialmodell zur langfristigen Siedlung- und Innenentwicklung in Auftrag gegeben, erklärt Bähr. „Mit diesem Instrument werden alle Wohnflächenpotenziale im Außen- und Innenbereich mit Blick auf eine mögliche Verdichtung analysiert und anhand nachhaltiger Gesichtspunkte bewertet werden.“

„Blauenstraße“ als Vorzeigeprojekt

Als „Vorzeigeprojekt“ sei das Baugebiet „Blauenstraße“ in Friedlingen zu nennen, wo auf 9500 Quadratmetern 212 Wohneinheiten gebaut werden sollen. „33 Prozent davon sind sozial gebundene Wohnungen – eine kommunalplanerische Rahmenbedingung, die bereits bei der Grundstücksvergabe vorgegeben wurde.“ Das neue Quartier besteche daneben auch durch seine städtebauliche Vielfältigkeit, so Bähr. So entstehen drei- bis sechsgeschossige Gebäude mit unterschiedlichen Fassadensystemen, ein bis fünf Zimmer große Wohnungen, die teilweise untereinander koppelbar sind, Gemeinschaftsgärten, Aufenthalts- und Spielmöglichkeiten, ein multifunktionaler Gemeinschaftsraum und gemeinschaftliche Dachgärten sowie -terrassen.

Einen Schritt weiter ist die Stadt bereits im Baugebiet Hohe Straße, wo schlussendlich 1000 bis 1200 Menschen Wohnraum finden werden. Mehr als ein Drittel haben hier ihre Wohnungen bereits bezogen. In unmittelbarer Nachbarschaft entsteht das Projekt „Mitten im Leben“, das ein medizinisches Zentrum, eine Pflegeeinrichtung für Menschen mit Behinderungen und 132 Wohnungen vorsieht. „Mehr als 20 Prozent dieser Wohnungen sind gefördert, um sozial verträgliche Wohnungsmieten zu erhalten“, teilt der Stadtsprecher mit. Das etwa 6000 Quadratmeter große Grundstück hat die Stadt im vergangenen September an die Bauherren verkauft.

Neben der bereits erwähnten Hohen Straße gehört auch das (Zukunfts)-Projekt „Otterbach Süd“ zu den derzeit großen Wohn- und Siedlungsbauprojekten. Der Gemeinderat hat sich im Frühjahr für die Wettbewerbsarbeiten von „Hosoya Schaefer Architects“ ausgesprochen. „Das Projekt verfügt über eine hohe städtebauliche Qualität“, betont Bähr. Je nach Realisierungsgrad können dort Wohnungen für 1500 und 2200 Menschen entstehen. Nun gelte es, sich mit der Stadt Basel abzusprechen, die Grundstückeigentümer ist. „Das ist im Übrigen ein gutes Beispiel, wie bauliche Entwicklungen im Dreiländereck grenzübergreifend entwickelt werden kann.“

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