Weil am Rhein Lausfliegen verbergen sich in Federn

Weiler Zeitung

Natur: Armin Wikmann unterstützt ein Projekt der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden

Weil am Rhein - Die Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden führt ein Untersuchungsprojekt zu Lausfliegen. Dabei geht um Vogellausfliegen als Vektoren von Krankheitserregern. Die Vogelberinger in ganz Deutschland wurden von den Vogelwarten um Mitarbeit gebeten – auch der Weiler Armin Wikmann ist dabei.

Konkret geht es um das Absammeln der Vogellausfliegen (von Mauerseglern, Schwalben nur Stichproben) in der diesjährigen Fangsaison und im Jahr 2021. Sammelröhrchen und eine Anleitung zur Vorgehensweise wurden geliefert.

Einsatz in Weil

Die Mauersegler-Kolonie an der Karl-Tschamber-Schule wird bereits seit 1996 von Beringer Wikmann begleitet. Bei der wissenschaftlichen Vogelberingung werde vor allem die Brutbiologie und das Ansiedlungsverhalten von Mauersegler und Alpensegler untersucht, teilt er mit. Um diese Vogelarten vorübergehend zu fangen, zu untersuchen und mit einer individuellen Markierung (Vogelring) zu versehen, wird vom Regierungspräsidium Freiburg eine befristete Sondererlaubnis beziehungsweise Beringungsbescheinigung ausgestellt. Diese Kolonie sei deshalb besonders gut geeignet, um an diesem Lausfliegenprojekt teilzunehmen.

Wie jedes Jahr wurden die beinahe flüggen Jungvögel untersucht, vermessen und beringt. Dabei gelang es dem Beringer, insgesamt sechs Mauersegler-Lausfliegen Crataerina pallida sowie eine Alpensegler-Lausfliege Crataerina melbae einzufangen. Dieses sei jedoch ein nicht ganz einfaches Unterfangen, weil die Lausfliege versuche, sich mit Hilfe ihres flachen Körperbaus geschickt im Gefieder zu verstecken. Ist der Fang geglückt, kommen die Lausfliegen in vorher mit einer speziellen Lösung gefüllte Probenröhrchen. Diese werden markiert und an die Hochschule zur Auswertung geschickt.

Sobald die ersten Ergebnisse vorliegen, werden diese allen Beteiligten mitgeteilt. Weil dieses Projekt auch noch im Jahr 2021 läuft, ist vorerst noch nicht mit Ergebnissen zu rechnen. Sobald es ausreichend Erkenntnisse gibt, werde die interessierte Öffentlichkeit darüber informiert, kündigt Wikmann an.

Bei der stattgefundenen Beringung wurde auch ein erwachsener Mauersegler kontrolliert. Dank des angebrachten Vogelrings konnte festgestellt werden, dass dieser im Jahr 2016 hier in Weil schlüpfte. Er wurde beringt, flog zur Überwinterung nach Afrika und kehrte nach zwei Jahren 2018 erstmals zurück nach Weil. Dort konnte er wieder gefangen werden und machte sich wieder auf den langen Weg. „Welche Überraschung, dass er auch dieses Jahr wieder den Weg in unsere Gefilde fand um erfolgreich zu brüten“, meint Wikmann.

Die Lausfliegen

Lausfliegen gehören zu den stationären oder temporären Parasiten. Sie sind etwa sieben bis zehn Millimeter große, flach gebaute Insekten. Es gibt laut Wikmann flugunfähige und flugfähige Arten. Mit kräftigen Beinen und großen Krallen können sie sich im Gefieder gut bewegen und auf der Haut des Vogels haften. Einige Arten sind einheimisch, andere wandern vor allem aus dem Süden ein. Vögel mit besonderen Nestern, wie die Mauersegler und Alpensegler, haben eigene Lausfliegen.

Sie können sich derart gut im Gefieder verstecken, dass man sie kaum entdeckt. Ihre Lebensdauer beträgt vier bis sechs Monate. Die Lausfliegen überkriechen von den Alttieren auf die Nestlinge. Lausfliegen gebären lebend, entwickeln sich über Larven bis zur Verpuppung. Diese überwintern meist in den Nestern der Vögel und entwickeln sich erst weiter wenn die Nester wieder besetzt werden. Lausfliegen saugen Blut von ihren Wirten. Dabei kann es auch bei starkem Befall zu Todesfällen kommen. Außerdem wird das Federwachstum gestört. Aber sie können wie alle Blutsauger auch Krankheitserreger übertragen. Bei Zugvögeln hat das interkontinentale Auswirkungen.

Das Projektgebiet

Das Projektgebiet der Hochschule umfasst ganz Deutschland. Ziel des Projekts unter Projektleiter Professor Markus Freick und Professor Matthias Jentzsch ist es, mittels molekularbiologischer Methoden festzustellen, in welchem Umfang bestimmte, human- und veterinärmedizinisch bedeutsame Erreger in polyxen lebenden (mit mehreren Wirtsarten) Vogel-Lausfliegen sowie in Mausersegler- und Schwalben-Lausfliegen vorkommen.

Die Ergebnisse des Projekts sollen zu Hinweisen und Lückenschlüssen bei der Eindämmung von human- und/oder veterinärhygienisch relevanten Epidemien beitragen. Aufgrund ihres hohen zoonotischen Potenzials, ihres nachgewiesenen Vorkommens im Einzugsgebiet und ihrer Nutzung von Vögeln als Reservoir-Wirte werden konkret drei virale Erreger (West-Nil-Virus, Usutu-Virus und Sindbis-Virus) für die Untersuchungen ausgewählt.

Zusätzlich sollen die gesammelten aviären Lausfliegenspezies auf bakterielle Pathogene untersucht werden, für die Wildvögel eine besondere Rolle als Reservoir und bei der Verbreitung spielen.

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