Sie haben Schüleraustausche mit England initiiert und organisiert. Wie kam es dazu?
Ich war ein Jahr am Goldsmiths College der University of London und habe als German Assistent angehenden Lehrern Deutsch beigebracht. Dadurch sind vielfältige Kontakte und letztlich die Schüleraustausche mit England entstanden.
Die Kommunalpolitik spielte eine besondere Rolle in Ihrem Leben. Drei Oberbürgermeister haben Sie erlebt. Mit wem kamen Sie am besten zurecht?
Ich hatte mit keinem der drei Oberbürgermeister Probleme, doch am besten kam ich mit Peter Willmann zurecht, mit dem mich auch eine sehr schöne Freundschaft verband.
Haben Sie noch Kontakte zu ehemaligen Ratskollegen und ins Weiler Rathaus?
Wenige. Nur mit Reinhard Hagist, ein guter Freund von mir, stehe ich noch in ständigem Kontakt. Seit ich Pensionär bin, mische ich mich aber nicht mehr in die Kommunalpolitik ein und halte mich zurück. Ich bin gerne zu Hause, reise aber auch sehr gerne.
Wie intensiv verfolgen Sie die Kommunalpolitik?
Ich bin noch sehr interessiert, beziehe meine Informationen aber weitgehend aus der Presse. Es ist aus der Distanz mitunter schwierig, die Entscheidungswege zu einzelnen Projekten und Entwicklungen nachzuvollziehen. Mir ist jedoch keine Fehlentscheidung bekannt. Die Stadt entwickelt sich immer weiter, und die Mobilität nimmt zu. Ich hätte jedenfalls auch für die Tramverlängerung gestimmt.
Was waren in der Rückschau während Ihrer langjährigen Amtszeit die größte Herausforderung und die wichtigste Entscheidung?
Alles, was mit der Eingemeindung zusammenhängt. Das war der Punkt, an dem sich die Stadt stark verändert, aber auch positiv entwickelt hat. Es war damals der richtige Schritt für alle.
Wie hat sich der Politikstil im Laufe Ihrer 43-jährigen kommunalpolitischen Tätigkeit verändert?
Früher waren die politischen Auseinandersetzungen härter, im Laufe der Jahre ging es ruhiger und ziviler zu. Persönlich ist aber nach einem politischen Streit nie etwas hängengeblieben, es ging stets um die Sache. Nach den Sitzungen ging man in den „Schwanen“ zur Nachsitzung und sprach sich beim Viertele oder Bier aus.
Wenn Sie einen Wunsch für die Stadt Weil am Rhein frei hätten, wie sähe dieser aus?
Da fällt mir spontan nichts ein. Es wurde viel gemacht, alles ist auf einem guten Weg. Die Stadthalle wäre ein Wunschtraum, doch das wird er wohl bleiben.
Sie haben auch den Kulturring mit aus der Taufe gehoben und standen lange an dessen Spitze. Was war Anlass für die Gründung dieser Dachorganisation der kulturtreibenden Vereine?
Die Bündelung kultureller Interessen und die Wünsche der Vereine. Es war damals wichtig, ein Sprachrohr gegenüber der Stadtverwaltung zu haben. Der Kulturring war eine Institution und in den ersten Jahren eine Notwendigkeit. Heute ist die Bedeutung durch die veränderten Verhältnisse nicht mehr ganz so groß.
Zur Person
Heinz Kasper,
zweifacher Vater und Opa von vier Enkeln, kam als Siebenjähriger mit seiner Familie aus dem Sudetenland nach Friedlingen. Nach dem Abitur studierte er an der Pädagogischen Hochschule Freiburg, ebenso besuchte er die Universität Basel, um sich in Englisch und Französisch ausbilden zu lassen. Ein Jahr brachte er als Lehrer für Deutsche Konversation an der Londoner Uni zu. 1979 wurde er in Heitersheim jüngster Rektor einer Realschule in Baden-Württemberg, ehe er 1992 in gleicher Funktion die Leitung der Weiler Realschule bis zur Pensionierung 2004 übernahm.
Der Pädagoge
brachte sich in vielfältiger Weise ein, war unter anderem 43 Jahre Gemeinderat und Fraktionschef sowie zwölf Jahre von 1984 bis 1996 Kulturringvorsitzender. In Stuttgart wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen, und Weils Narren würdigten sein vielfältiges Wirken mit dem Fuchs-Orden.