Weil am Rhein Lehrer sind zusätzlich gefordert

Ingmar Lorenz und Saskia Scherer
 Foto: pixabay/Elchinator

Bildung: Zweigleisiges Modell vor Weihnachten beschäftigt auch Weiler Schulen

Das Kultusministerium hat jüngst beschlossen, dass die Weihnachtsferien nicht vorverlegt werden. Allerdings besteht für die Schüler die Möglichkeit, sich ab Anfang nächster Woche in eine selbstgewählte Quarantäne zu begeben und Aufgaben von zuhause aus zu erledigen. Unsere Zeitung hat bei den weiterführenden Schulen in Weil am Rhein nachgefragt, wie sich die Bildungseinrichtungen auf die Situation vorbereiten.

Von Ingmar Lorenz und Saskia Scherer

Weil am Rhein. In allen befragten Schulen war zunächst einmal angesagt, dessen Inhalt an das Kollegium, die Schüler und die Eltern zu kommunizieren. Über entsprechende Schreiben habe man etwa die Eltern informiert, berichten Tatjana Ullrich, Rektorin der Realschule Dreiländereck, sowie Martin Haas, Schulleiter am Kant-Gymnasium. Auch Silke Wießner, Leiterin des Oberrhein-Gymnasiums, legt dar, dass die Schüler via Elternbriefe, Informationen durch das Klassenlehrer-Team sowie über die Homepage auf dem Laufenden gehalten würden. Die Gemeinschaftsschule konnte auf ihre Schul-App zurückgreifen, berichtet Rektor Burkhard Keller.

Arbeitsbelastung steigt

Die Resonanz auf die Möglichkeit der freiwilligen Quarantäne fällt an den Weiler Schulen unterschiedlich aus und ist auch je nach Klasse und Alter der Schüler verschieden. Man werde trotz der neuen Regelung voraussichtlich den Großteil der Schüler an der Realschule in den drei Tagen vor den Weihnachtsferien in Präsenz unterrichten, erklärt Ullrich. Am OGW gibt es bis jetzt keine Anfragen. An der Gemeinschaftsschule sind es 25. „Dabei fällt auf, dass einige das Ziel, sich in selbstgewählte Quarantäne zu begeben, verwechseln mit der Absicht, früher in die Ferien zu fahren“, meint Keller.

Für die Lehrer bedeute der vom Kultusministerium vorgegebene Weg für die Tage vor den Weihnachtsferien unzweifelhaft eine Steigerung der Arbeitsbelastung. Denn neben dem Präsenzunterricht müssen sie auch Aufgaben für die Schüler, die zuhause bleiben, zur Verfügung stellen und diese anschließend auswerten. Wie Haas betont, handele es sich nicht um Distanzunterricht, bei dem zum Beispiel die Inhalte, die im Klassenzimmer vermittelt werden, per Video gestreamt werden und so von zu Hause aus abrufbar sind. Das sei weder technisch noch mit Blick auf die Arbeitsbelastung der Lehrer darstellbar, bestätigt Ullrich. „Distanzunterricht können wir nicht leisten, weil ja der ganz überwiegende Teil der Schüler in Präsenz da ist“, sagt auch Keller.

Statt einer Art Videokonferenz bekommen die Schüler daher über eine sogenannte Cloud, also einen virtuellen Speicher, Zugriff auf Aufgaben, die sie dann in den eigenen vier Wänden bearbeiten und die dann wiederum von den Lehrkräften ausgewertet werden. Der Umgang mit den dafür notwendigen digitalen Plattformen sei sowohl für die Schüler als auch die Lehrer inzwischen kein Problem mehr, erklärt Ullrich, die zuversichtlich ist, dass man das zweigleisige Lernen beziehungsweise Lehren vor den Weihnachtsferien gut meistern werde.

Prüfungen nachschreiben

Unabhängig von der technischen Machbarkeit steht Haas der Übertragung des Unterrichts ins heimische Wohnzimmer skeptisch gegenüber, weil aus seiner Sicht dabei viele rechtliche Facetten nicht geklärt sind. „Das Klassenzimmer ist ein geschützter Raum“, erklärt er. Wenn nun Inhalte online gestreamt werden, sei unklar, wo diese letztlich landen könnten.

Der Schulleiter des Kant-Gymnasiums hat hinsichtlich des Arbeitsaufwands für die Lehrer aber auch die Zeit danach im Blick. Denn in den Tagen vor den Weihnachtsferien stehen noch Prüfungen ins Haus, die jene Schüler, die kommende Woche nicht mehr am Präsenzunterricht teilnehmen werden, nachschreiben müssen. Auch dabei werden die Lehrer zusätzlich gefordert sein. An der Gemeinschaftsschule waren Simulationsprüfungen geplant, die nun abgesagt worden sind.

Wäre es vor dem Hintergrund der aufwändigen Organisation also womöglich besser gewesen, die Ferien bereits am Montag beginnen zu lassen? Die Schulleiter halten sich mit einer Bewertung zurück. Allerdings: Mit Blick auf den Aufwand bei der Organisation wäre es in jedem Fall die einfachere Lösung gewesen, legt Ullrich dar. Und Haas bestätigt: „Das bindet enorm viel Arbeitskraft.“

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