Weil am Rhein „Lockdown light“ für Ungeimpfte

Zoë Schäuble
Unabhängig von der Inzidenz ist ein negativer Test in Baden-Württemberg seit dieser Woche Zugangsvoraussetzung für viele Bereiche des Alltags. Geimpfte und Genesene sind von der Testpflicht davon ausgenommen. Foto: sba/Sebastian Gollnow

Statt Inzidenzwert sind 3Gs für Corona-Maßnahmen entscheidend . Weiler Betriebe sehen darin eine Hürde für die Gäste

Weil am Rhein -  Seit gestern gilt in Baden-Württemberg und damit auch in Weil am Rhein die 3G-Regel für viele Alltagsbereiche. Das heißt: Die 7-Tage-Inzidenz spielt keine Rolle mehr für die Frage, welche Einschränkungen und Maßnahmen nötig sind. Statt dessen gilt die Bedingung "Getestet, Geimpft oder Genesen" pauschal als Zugangsvoraussetzung für weite Bereich des öffentlichen Lebens. 

Unter anderem wird die 3G-Regel nun wieder angewendet für Besuche in Museen, Galerien, Bibliotheken, Hotels, Fitnessstudios, Schwimmbädern, Kosmetikstudios, Restaurants, Krankenhäusern, Seniorenheimen, im Theater oder beim Friseur.

Was diese Neuerung für verschiedene Weiler Betriebe bedeutet, zeigt eine Umfrage unserer Zeitung.

"Aufwand für die Ungeimpften zu groß"

Dass das ein Problem darstellt, vermutet Vedat Ates, Geschäftsführer des Veamed One Fitnessstudios an der Poststraße. „Noch sind die Tests kostenlos, aber sobald die Leute dafür zahlen müssen, werden wir das an der ausbleibenden Kundschaft merken.“ Den Aufwand für die Ungeimpften hält Ates für zu groß: „Es werden sich weniger Leute im Fitnessstudio anmelden.“

Bei seinen Kunden beobachte er: „Einige sind verunsichert und haben Angst vor einer Ansteckung, viele sind deutlich zurückhaltender, was die Studiobesuche anbelangt.“

Termine werden abgesagt

Die Sorge, den bisherigen leichten Anstieg an Kunden nun möglicherweise wieder einzubüßen, treibt auch Andrea Büchele, Geschäftsführerin des Friseursalons Haargenau Giordano an der Hauptstraße, um. „Es hatte sich gerade wieder ein wenig normalisiert. Durch die neuen Regelungen rechnen wir mit einem Rückgang der Kunden in den kommenden Wochen.“

Schon seit Ende der vergangenen Woche sei es im Salon deutlich ruhiger geworden und Kunden hätten Termine abgesagt. „Besonders für Kunden aus der Schweiz ist die Situation nur schwer nachvollziehbar, weil bei ihnen andere Regelungen gelten.“ Dass ein Test für den Friseurbesuch nun wieder Pflicht für Ungeimpfte ist, erschwere die ohnehin angespannte Situation, so Büchele.

„Jede Hürde verschlimmert die Situation"

Das Laguna Badeland, das an sommerlichen Tagen wie am vergangenen Samstag normalerweise bis zu 2500 Gäste empfängt, läuft seit Langem nicht im Normalbetrieb. „Jede Hürde, die aufgebaut wird, verschlimmert die Situation zusätzlich“, weiß Geschäftsführer Carl Stephan Matti.

Mit den nun gültigen 3Gs könne man davon ausgehen, dass weniger Leute das Bad besuchen werden. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Jahren verzeichne man im Laguna für dieses Jahr massive Rückgänge bei den Besucherzahlen. „Am Samstag haben wir nur rund 650 Gäste empfangen.“

Badegäste verhalten sich rücksichtsvoll

Dafür seien die Menschen, die das Bad besuchen, rücksichtsvoll und achteten die Regeln, beobachtet Matti. Die Maskenpflicht gilt für die Badegäste nur im Foyer. „Dennoch tragen manche sie auch im Gastronomiebereich, der sich ja im Nassbereich des Bads befindet.“

Weniger Gäste erwartet

Als „Lockdown leicht“ bezeichnet Yusuf Arslan, Inhaber und Koch im Restaurant „Yusuf’s“ an der Hauptstraße, die derzeitige Situation. „Noch weiß ich nicht, wie ich die Lage einschätzen soll. Es sind zwar mehr Leute geimpft, aber für uns ist es dennoch ein Rückschritt.“

Arslan ist überzeugt, dass künftig weniger Leute den Weg in sein Restaurant finden. „Die Bereitschaft, nur um Essen gehen zu können, den Test selbst zu bezahlen, halte ich für gering.“

Kosten für Test unverhältnismäßig

Die Kosten für einen Test seien unverhältnismäßig und besonders die jüngeren Leute seien häufig noch nicht geimpft.  Seit Wochen hatten Politiker die Ständige Impfkommission (Stiko) zu einer Überarbeitung ihrer (Nicht-)Empfehlung für Kinder und Jugendliche gedrängt. Gestern nun hatte sich das Gremium für eine Impfung für 12- bis 17-Jährige ausgesprochen.

Arslan nutzt in seinem Restaurant die Luca-App noch nicht für die Kontaktdatenerfassung und Personennachverfolgung. „Das werden wir jetzt aber umstellen. Ich müsste ja sonst noch jemanden zusätzlich einstellen, der die Kontakterfassung übernimmt.“

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