Ja, mein Ergebnis damals war das zweitbeste der SPD auf Landesebene. Das gab natürlich schon kräftig Rückenwind.
Frage: Ein paar Jahre später setzte die Talfahrt der SPD ein, die heute in Baden-Württemberg bei elf Prozent dümpelt. Was sind die Ursachen?
Da gibt es viele. Ein wesentlicher Grund ist die Verschiebung des Parteiengefüges. Es kamen zuerst mit den Grünen, dann mit der Linken und schließlich 2013 mit der AfD neue Parteien hinzu. Viele Stimmen der SPD sind zur Linken und zu den Grünen abgewandert.
Das Parteienspektrum ist nicht mehr stabil wie früher, die Volksparteien zerbröseln. Um so mehr freue ich mich, dass unser Kandidat Jonas Hoffmann im Wahlkreis trotzdem den Sprung in den Landtag geschafft hat und mein Nachfolger wird.
Frage: Was raten Sie Ihrer Partei, um aus diesem Tief wieder hinauszukommen?
Sie muss lauter, klarer und markanter in ihrem Profil werden. Man kann es nicht allen Leuten recht machen. Und sie darf sich nicht im Klein-Klein verlieren. Man muss zur Kenntnis nehmen, dass der Zeitgeist derzeit stark grün geprägt ist. Das wichtige Thema Klimapolitik wird automatisch bei den Grünen verortet. Es ist derzeit schick, Grün zu sein, Grün ist fast ein Selbstläufer. Dagegen müssen wir als SPD Antworten finden und, wie gesagt, unser Profil deutlicher schärfen.
Frage: Sind Sie enttäuscht, dass die SPD an der neuen Regierung nicht beteiligt sein wird und Ministerpräsident Kretschmann lieber mit der CDU regiert?
Was heißt enttäuscht? Natürlich hätte ich eine Ampelkoalition lieber gesehen. Doch mit einer geschwächten CDU kann Kretschmann wohl leichter regieren als in einer Dreier-Koalition.
Frage: Wie ist Ihr Verhältnis zu Winfried Kretschmann?
Persönlich habe ich ein gutes, respektvolles Verhältnis zu ihm, auch wenn wir in der Sache oftmals unterschiedlicher Auffassung waren.
Frage: Wie ist das politische Klima im Landtag?
Es ist im Laufe der Zeit deutlich rauer geworden, auch sind persönliche Angriffe viel ausgeprägter. Manche Landespolitiker gehen andere schon hart an. Aber 20 Jahre Landtag härten ab.
Frage: Werden Sie nach dem Rückzug aus der Landespolitik politisch aktiv bleiben?
Ja, aber nicht an vorderster Front. Im Ortsverein und im Kreis, wo ich dem Vorstand angehöre, werde ich mich weiterhin engagieren. Doch in der vorderen Reihe müssen jetzt Jüngere ran.