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Weil am Rhein „Man steht ständig unter Anspannung“

Siegfried Feuchter
Wandern, Sauna, Fahrradfahren – auch im Ruhestand wird dem ehemaligen Feuerwehrkommandant Klaus Gempp nicht langweilig. Foto: Siegfried Feuchter

Was macht eigentlich Klaus Gempp? Der 64-Jährige war 40 Jahre Feuerwehrmann mit Leib und Seele, davon 20 Jahre Kommandant. Für seine großen Verdienste um die Feuerwehr war der frühere Stadtrat zum Ehrenkommandanten ernannt worden.

Eine „höchst seltene Lebensleistung“ hatte Oberbürgermeister Wolfgang Dietz Klaus Gempp bei der großen Feier zu dessen Verabschiedung 2018 bescheinigt. Unsere Zeitung sprach mit dem ehemaligen langjährigen Kommandanten und Stadtrat.

Sie waren 40 Jahre unermüdlich tätiger Feuerwehrmann, davon 20 Jahre ehrenamtlicher Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr. Was hatte Sie zu solch starkem Engagement für die Allgemeinheit motiviert?

Den Anstoß in jungen Jahren bekam ich von meinem Vater, der ebenfalls in der Feuerwehr aktiv war. Dadurch habe ich viel über die Feuerwehr erfahren und mich dafür interessiert. Denn die Feuerwehr zeichnet eine tolle Kameradschaft, Verlässlichkeit und Hilfe für andere aus. Über die Jugendfeuerwehr, die ich viele Jahre geleitet habe, erhielt ich nach dem Besuch entsprechender Lehrgänge nach und nach immer mehr Aufgaben. Es hat Spaß gemacht.

Vermissen Sie heute die Feuerwehr, die Ihnen in all den Jahren ans Herz gewachsen ist?

Nein, denn es war eine sehr zeitintensive Aufgabe. Drei Abende in der Woche waren ohne die Einsätze verplant. Allein die Verwaltungsarbeit für die Feuerwehr hat mich zeitweise rund 25 Stunden pro Woche in Anspruch genommen. Es gab zu meiner Zeit als Kommandant noch keine hauptamtliche Verwaltungskraft. Heute frage ich mich schon, wie ich das zeitlich alles neben meinem Beruf geschafft habe. Denn jetzt merke ich erst, wie stark mich die Feuerwehr beansprucht hat. Als Kommandant steht man auch ständig unter Anspannung und hat eine hohe Verantwortung.

Sind die Herausforderungen an einen Kommandanten in einer Grenzstadt wie Weil am Rhein mit Autobahn, Eisenbahn und Rheinhafen besonders groß?

In jedem Fall sind diese besonders groß, wenn man nur an die Bahnanlage mit dem Transport von Gefahrgütern und den großen Autobahnabschnitt mit den Unfällen am Stauende denkt. Da benötigen die Feuerwehrleute viel Wissen und eine gute Ausstattung. Wichtig waren mir auch immer gute Kontakte zur Basler Berufsfeuerwehr, die uns bei Gefahrgutunfällen unterstützt hat. Feuerwehreinsätze sind immer mit Gefahren verbunden. Ich selbst war viermal bei Einsätzen verletzt worden. Unter anderem erlitt ich einen Knöchelbruch, und bei einer Verpuffung habe ich mir den Arm verbrannt.

Hinzu kommt sicher auch eine psychische Belastung bei gravierenden Ereignissen.

Ja, vor allem bei Unfällen mit Personenschaden oder tödlichen Unfällen. Das geht einem immer nach und ist belastend. Deshalb war ich froh, dass ich den damaligen Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde, Herbert Rochlitz, als Feuerwehrseelsorger gewinnen konnte. Er war ein Glücksfall für unsere Feuerwehr.

Was haben Sie in erster Linie am Feuerwehrdienst geschätzt?

Die Kameradschaft. Der Zusammenhalt ist groß, man zieht an einem Strang und kann sich gegenseitig aufeinander verlassen. Und über die Feuerwehr hinaus entstehen auch schöne Kontakte und Freundschaften.

Das Amt des Kommandanten ist mit vielen Entbehrungen und hoher Einsatzbereitschaft Tag und Nacht verbunden. War es schwierig, ihren Beruf als Geschäftsmann und das Ehrenamt unter einen Hut zu bringen?

Das war in der Tat teilweise sehr schwierig. Mein Vorteil war, dass mein Bruder und unsere Ehefrauen in unserem Familienbetrieb tätig sind, sodass ich flexibel reagieren konnte. Der Aufwand war schon sehr hoch, weshalb oft die Familie zurückstecken musste. Umso mehr genieße ich es jetzt, mehr Zeit für die Familie und die beiden Enkel zu haben.

Oberbürgermeister Dietz hat Ihnen bei der Abschiedsfeier unter anderem „durchdachtes konzeptionelles Handeln und emotionales Stehvermögen“ sowie „kaum einholbare Maßstäbe gesetzt zu haben“ bescheinigt. Ist solch dickes Lob und die bisher nur an Sie in Weil am Rhein vergebene Staufermedaille des Landes Entschädigung für all den Einsatz?

Es macht einen schon stolz, wenn von außen gesehen wird, was die Feuerwehr leistet und wenn das dann noch honoriert wird.

Haben Sie seit Ihrem Rückzug noch Kontakt zur Feuerwehr?

Ja, ich bin Mitglied der Altersabteilung. Und zu meinem Nachfolger Frank Sommerhalter habe ich gute Kontakte. Aber einmischen tue ich mich nicht.

War es nützlich für die Kommandantentätigkeit, dass Sie zuvor neun Jahre als Stadtrat kommunalpolitische Erfahrungen gesammelt haben?

Als ich 1989 in den Gemeinderat gewählt wurde, war ich damals mit 30 Jahren der jüngste Stadtrat. Als ich Feuerwehrkommandant wurde, musste ich die kommunalpolitische Tätigkeit aufgeben. Beides war zeitlich nicht zu vereinbaren. Dass ich in dieser Zeit die Entscheidungsträger persönlich kennenlernte, war schon hilfreich für die Anliegen der Feuerwehr. Und vor allem mit OB Dietz hatten wir einen tollen Unterstützer. Die Zusammenarbeit mit ihm war hervorragend.

Können Sie den Feuerwehr-Ruhestand und die damit gewonnene Freizeit genießen?

Sehr sogar, auch wenn mich unser Geschäft noch stark bindet. Ich tue etwas für meine Fitness, gehe ins Studio, fahre Fahrrad, wandere und gehe mit Freunden in die Laguna-Sauna. Und mit meiner Frau unternehme ich gerne Reisen. Also langweilig wird es mir bestimmt nicht. Die Zeit mit meiner Familie, meiner Frau, den Kindern und Enkeln, ist für mich sehr wertvoll.

Zur Person

Klaus Gempp, ein gebürtiger Altweiler, ist 64 Jahre alt. Der Betriebswirt und Familienvater von zwei erwachsenen Kindern führt zusammen mit seinem Bruder Jürgen ein Elektrofachgeschäft in Alt-Weil. Ehrenamtlich engagierte er sich vier Jahrzehnte in der Feuerwehr, 20 Jahre davon stand er als Kommandant und Stadtbrandmeister an der Spitze. Außerdem gehörte Klaus Gempp neun Jahre von 1989 bis 1998 dem Gemeinderat der Freien Wähler an.

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