^ Weil am Rhein: Martin Gruner blickt zurück - Weil am Rhein - Verlagshaus Jaumann

Weil am Rhein Martin Gruner blickt zurück

Saskia Scherer
Bürgermeister Martin Gruner ist nur noch wenige Tage im Weiler Rathaus anzutreffen. Foto: Saskia Scherer

Nach seiner Wahl zum Oberbürgermeister von Waldshut-Tiengen steht für Bürgermeister Martin Gruner in der kommenden Wochen sein letzter Arbeitstag im Weiler Rathaus an.

Das Amt als Bürgermeister in Weil am Rhein hatte Martin Gruner am 1. Juni 2021 angetreten. Im Gespräch mit unserer Zeitung zieht der 55-Jährige Bilanz.

Nach fast zweieinhalb Jahren als Weiler Bürgermeister geben Sie Ihr Amt wieder ab. Mit welchem Gefühl verlassen Sie die 3-Länder- Stadt?

Mit Vorfreude auf die neue Aufgabe, aber auch mit etwas Wehmut. Wo man ist, entstehen immer Verbindungen zu Menschen – und den einen oder anderen werde ich vermissen. Am Ende bereue ich keinen Tag, an dem ich hier war. Jetzt freue ich mich auf neue Herausforderungen. Aber Weil werde ich immer im Auge behalten, wenn ich nach Westen schaue (lacht).

Was gab den Ausschlag, sich in Waldshut-Tiengen als Oberbürgermeister zu bewerben?

Seit 21 Jahren lebe ich mit meiner Familie in Waldshut-Tiengen und habe hier eine starke Bindung zu Freunden und Bekannten. Als sich nun die Möglichkeit und Unterstützung für eine Kandidatur als Oberbürgermeister ergab, habe ich diese Entscheidung nach reiflicher Überlegung gemeinsam mit meiner Familie getroffen. Waldshut-Tiengen ist meine Heimat und damit eine Herzenssache. Natürlich spielt bei einer solchen Entscheidung auch eine Rolle, wie lange man an einem Ort lebt und wie intensiv man mit ihm verbunden ist. 21 Jahre fallen da schon ins Gewicht.

Hat der Posten des Weiler OB, der ja nächstes Jahr frei wird, Sie denn nicht gereizt?

Darüber habe ich mir ehrlich gesagt nie wirklich Gedanken gemacht. Natürlich ist es eine Herausforderung und eine tolle Aufgabe, Oberbürgermeister in Weil zu werden und zu sein – gerade auch mit Blick auf die vielfältigen Themen und Möglichkeiten im Dreiländereck. Aber meine Aufgabe als Baubürgermeister stand für mich immer im Vordergrund.

Nach Ihrer Wahl im März 2021 hatten Sie angekündigt, mit OB Dietz und dem Gemeinderat ein gutes Verhältnis pflegen und einen „gemeinsamen Fußabdruck“ hinterlassen zu wollen. Ist das geglückt?

Wir haben ein gutes, professionelles und konstruktives Verhältnis. Wichtig ist, dass wir in der Verwaltungsspitze miteinander und nicht gegeneinander gearbeitet haben. Und der „Fußabdruck“? Ich bin davon überzeugt, dass überall, wo ein Mensch hinkommt oder tätig ist, er einen „Fußabdruck“ hinterlässt – auch wenn die Zeit nur kurz war.

Als wichtige Themen, bei denen Sie sich einbringen wollen, nannten Sie damals Mobilität, Digitalisierung, Wohnungsbau und Klimaschutz. Was haben Sie dort erreicht, worauf sind Sie stolz?

Als Beigeordneter verstehe ich mich als Teil eines Teams. Erfolge sind daher nicht allein mein Verdienst, sondern – auch angesichts meiner kurzen Amtszeit – vor allem das Ergebnis der engagierten Arbeit meiner Dezernatsmitarbeiter. Was mich freut: Im Wohnungsbau haben wir die Weichen für die großen Investorenprojekte an der Römerstraße und der Blauenstraße gestellt, mit dem Ausbau des Radwegs Alte Straße haben wir die Mobilität für Radfahrer verbessert, die Digitalisierung der Schulen und der Ausbau der Gebäudeleittechnik schreiten voran, die Rathauserweiterung konnte abgeschlossen werden, die Brandschutzsanierung am Kant- Gymnasium macht gute Fortschritte. Mit dem Aufstellungsbeschluss für das Sägischopf-Areal ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einem neuen Feuerwehrgerätehaus und einer neuen Festhalle erreicht – und ja, wir werden auch die Arbeiten an der Dauerbaustelle Heldelinger Straße in Haltingen noch in diesem Jahr abschließen.

Und was hätte generell besser laufen können?

Ich bin davon überzeugt, dass es grundsätzlich immer besser geht – aber oft sind es besondere Konstellationen und Rahmenbedingungen, die ein klareres, besseres Ergebnis verhindern. Wir leben eben in einer sehr komplexen Welt. Für Weil hätte ich mir zum Beispiel gewünscht, die Fußgängerzone erfolgreich einführen zu können. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass das für die Stadtentwicklung von Weil ein großer Schritt in die richtige Richtung gewesen wäre. Aber die Bürgerschaft hat demokratisch eine andere Entscheidung getroffen, die ich akzeptiere und nicht mehr diskutiere.

Gibt es Projekte, deren Abschluss Sie gerne noch persönlich miterlebt hätten?

Ja, natürlich. Es wäre spannend zu sehen, wie sich die Verlängerung der Tramlinie 8 entwickelt. Für die zukünftige Stadtentwicklung sehe ich darin eine große Chance. Ein weiteres Projekt, bei dem ich gespannt bin, wie es weitergeht, ist die Bebauung des Sägischopf-Areals rund um die Haltinger Festhalle und das künftige Feuerwehrhaus.

Was steht an Ihren letzten Arbeitstagen im Weiler Rathaus noch an?

Aufräumen, Übergabe und Verabschiedungen. Am Dienstag leite ich noch ein letztes Mal die Bau- und Umweltausschusssitzung, danach gebe ich die Rathausschlüssel ab.

Was werden Sie an Weil am meisten vermissen?

Liebgewordene Weggefährten – ich hatte es in der ersten Frage schon angedeutet. Ganz konkret sind das viele Mitarbeiter der Verwaltung und auch viele Kollegen des Gemeinderates. Am Ende sind es die Menschen mit denen ich zusammenarbeiten durfte und die mich bewegt und vorangebracht haben. Die Weiler Bevölkerung kann sich glücklich schätzen, denn sie hat eine gute Verwaltung die immer bemüht ist, das Beste aus den nicht immer einfachen Rahmenbedingungen zu machen, das sage ich ohne Einschränkung.

Und was gar nicht?

Die Blechkarawane auf der Hauptstraße.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading