Das Miteinander ist für Ormuz von großer Bedeutung und stellt ihn bisweilen auch vor Herausforderungen, die er aber gerne annimmt. „Ich begreife mich in erster Linie nicht als Chef. Klar muss ich Entscheidungen treffen und sehen, dass alles läuft. Aber unsere Hierarchien sind flach, das ist ganz nach meinem Geschmack.“
Kreativität ist Trumpf
Mit der Gründung seines „Concept Vision Stores“ hat Ormuz sich seinen Traum bereits erfüllt. Kreative Köpfe, die mit neuen Ideen in sein Konzept mit einsteigen wollen, sind aber weiterhin willkommen: „Ich habe die kreative Plattform geschaffen, eine Spielwiese. Jetzt können die Leute kommen und sich austoben.“
Der lebendige Austausch, das Knüpfen neuer Kontakte mit Personen, die seine Interessen teilen, gehören für den Künstler zum täglichen Geschäft, seien ihm aber gleichermaßen eine „Herzensangelegenheit“. „Ich verfolge hier ein Konzept, das es so nicht wieder zu finden gibt. Dafür brauche ich aber auch Leute, die meine Ideen verstehen und meine Visionen teilen.“ Abschlusszeugnisse seien für ihn daher weniger entscheidend, als die Leidenschaft und Muße, mit der das Individuum seine Ziele verfolge.
Mit welchem Ideenreichtum Ormuz selbst die Dinge in Angriff nimmt, offenbart sich nicht zuletzt in der Ausgestaltung seines Salons. Metallrohre sind das verbindende Element – sie schlängeln sich in Windungen durch den ganzen Raum. Wer bei Metall nun an den eher kühlen „Industrial Style“ denkt, irrt. „Ich liebe Holz, warmes Licht, braune Farben und Stoffe“, beschreibt Ormuz das Bild, das sich dem Kunden bietet.
In Verbindung mit den Metallrohren verleihen die hölzernen Tische sowie die selbst gebauten und mit weichem Stoff bezogenen Barhocker dem Raum eher den Charakter eines gemütlichen Wohnzimmers: „Dieses Wohnzimmerfeeling, dass man reinkommt und sich willkommen fühlt, ist für mich entscheidend.“
Die Metallrohre, die Ormuz auch zu Stuhlbeinen umfunktioniert hat, sind allerdings nicht nur Dekoration. „In den Rohren im Salon ist ein Stabsauger integriert. Der saugt dann beim Haareschneiden die Überreste vom Boden auf.“
Kreatives mit dem Nützlichen zu verbinden, zu recyceln und vorhandene Materialien in Kunst zu verwandeln, das fällt dem Autodidakten leicht. „Ich habe keine Werkstatt, in der ich arbeite. Mein Salon ist meine Werkstatt. Hier baue ich die Möbel, male und designe.“
Die Integration eines Cafés in seinen Salon empfand Ormuz als ebenso natürlich wie die Eröffnung seiner eigenen kleinen Kunstausstellung. „Ich habe so viele Ideen, vielleicht ist das manchmal auch ein Hindernis.“
Im Café, das im Eingangsbereich seines Salons Platz gefunden hat, schenkt Ormuz nicht nur seinen eigenen Kaffee an seine Gäste aus, sondern bietet die Kaffeebohnen dort auch zum Verkauf an. Obwohl Perfektion nicht an erster Stelle stehe, und Kunst auch ihren freien gestalterischen Raum brauche – bei der Zubereitung seines Kaffees versteht der Friseur keinen Spaß: „Die La Marzocco Siebträgermaschine habe ich aus Florenz mitgebracht, die macht einfach einen hervorragenden Kaffee.“
Das Besondere sei die Auswahl an Monin-Getränkesirupen. „Damit kann jeder Gast seinen eigenen Kaffee ganz nach persönlicher Vorliebe kreieren.“
Neben dem eigenen Kaffee bietet der Haltinger aber auch Kapuzenpullover, T-Shirts und andere Accessoires mit seinem Logo an. „Auf manchen Stücken haben wir auch den Ort mit integriert, das gefällt unseren Kunden.“
Auch als Autor versucht er sich. Im vergangenen Jahr hat er vier Bücher veröffentlicht, die seine Kreativität widerspiegeln. Rezepte für einen besonders guten Kaffee finden sich darin ebenso wie Gedanken, die Ormuz teilen will.
Träumen Struktur geben
„Wie ich alle meine Ideen unter einen Hut bekomme? Das ist manchmal gar nicht so leicht“, sagt Ormuz lachend. Er kann sich als Visionär, aber auch als Geschäftsführer des „positivO.“ keine Verzagtheit erlauben. „Ich bin kein Traumtänzer. Im Gegenteil – wenn ich eine Idee habe, versuche ich, die zeitig umzusetzen und gehe dabei strukturiert vor.“