Weil am Rhein Menschen helfen seit 112 Jahren

Saskia Scherer
Der DRK-Ortsverein Weil am Rhein-Haltingen feiert sein Notruf-Jubiläum – 112 Jahre. Foto: DRK

Seit 1911 sind Rotkreuzler aus Weil am Rhein und Haltingen im Einsatz für die Bürger. Somit feiert der mittlerweile fusionierte DRK-Ortsverein in diesem Jahr sein sogenanntes Notruf-Jubiläum – 112 Jahre.

Aus diesem Anlass hat der DRK-Ortsverein Weil am Rhein-Haltingen extra eine Broschüre herausgegeben, in der auch die Historie beleuchtet wird. Während des Kriegs zwischen Italien und dem heutigen Libyen wurden im Jahr 1911 die „Freiwillige Sanitätskolonne Weil“ und die „Freiwillige Sanitätskolonne Haltingen“ gegründet, heißt es darin. Mit den Weltkriegen standen kurz darauf große Bewährungsproben an: Die Mitglieder mussten an die Front, und die meisten kamen nicht mehr zurück. Doch die Rotkreuzler ließen sich nicht unterkriegen, heißt es weiter. Sie bauten die Gruppe wieder auf, und das DRK wurde zu einer anerkannten nationalen Rotkreuzgesellschaft der gesamten Bundesrepublik.

Im Jahr 2014 fusioniert

Im Jahr 2014 schlossen sich die Vereine Weil und Haltingen zusammen – und feiern nun, knapp zehn Jahre später, gemeinsam das Notruf-Jubiläum. Seit der Fusion ist auch Vorsitzender Klaus-Michael Effert dabei. Er hatte sich früher beim Malteser Hilfsdienst in Göppingen engagiert. Als Initiator des Binzener Frühlingsmarkts hatte er regelmäßig Kontakt mit den DRKlern – und wurde von Bereitschaftsleiter Stefan Ohm angesprochen, ob er sich nicht vorstellen könne, die Führung des neuen Ortsvereins zu übernehmen.

„Die Ortsvereine sind zusammengewachsen, das haben wir gut geschafft“, sagt Effert heute. Er als Vorsitzender sehe sich aber eher als Beiwerk. Der Verein werde vor allem durch den Akt der Bereitschaft getragen. Der ehrenamtliche Ortsverein hat derzeit 72 aktive Mitglieder, die sich in die Bereiche Bereitschaft, Sozialdienst und Jugend gliedern.

43 ehrenamtliche Helfer gehören der Bereitschaft an, die für Alarmeinsätze sowie Veranstaltungen die medizinische und technische Absicherung übernehmen. „Wir sind froh, dort so viele Aktive zu haben“, sagt Effert. Diese seien im ganzen Landkreis unterwegs – eines der jüngsten Beispiele ist der Wohnungsbrand in Friedlingen am Dienstag. Auch beim MPS-Festival am Wochenende werden DRKler im Hintergrund im Einsatz sein. In der Corona-Zeit waren die Mitglieder etwa an Test-Stationen und bei Impf-Aktionen aktiv.

Der Sozialdienst ist zum Beispiel bei Blutspende-Terminen gefordert, kümmert sich dort um die Verpflegung, erklärt Effert. „Oder die Mitglieder machen Besuche an Weihnachten.“ Aber auch während der Pandemie hätten sie geholfen. „Die Bereiche gehen ineinander über“, sagt der Vorsitzende. 15 Frauen gehören dem Sozialdienst an.

Das Jugendrotkreuz hat derzeit ebenfalls rund 15 Mitglieder, weiß Effert. Sie sind zwischen acht und 16 Jahre alt. Der Vorsitzende lobt die aktive Leiterin. Wie gut es laufe, komme auch darauf an, wer der Gruppe vorsteht, meint er. Ansonsten sei es wie bei anderen Vereinen schwierig, was die Flexibilität der jungen Menschen angeht. „Wir sind aber gut dabei.“ Mädchen blieben der Sache eher treu.

Lob für Zusammenarbeit

Und wie hat sich die Arbeit des DRK über die Jahre verändert? „Die Herausforderungen werden nicht kleiner“, sagt der Vorsitzende. Natürlich müsse man unterscheiden zwischen Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen. „Wenn erstere nicht können, rücken wir aus.“ Die Zeiten einzuhalten, werde aber immer schwieriger.

Die Zusammenarbeit mit anderen Blaulicht-Organisationen bezeichnet Effert als hervorragend – „auch über die Grenzen von Weil hinaus“.

Details

Nicht nur in Weil im Einsatz
Der DRK-Ortsverein Weil am Rhein-Haltingen ist im vergangenen Jahr 105-mal von der Integrierten Leitstelle Lörrach alarmiert worden. Die Einsatzkräfte betreuten oder behandelten insgesamt 235 Personen, wovon sie 26 in ein Krankenhaus transportierten. Die einsatzreichsten Monate waren Dezember (18 Einsätze) und Februar (17). Alarmstichworte lauteten etwa „Hausnotruf“, „Krankentransporte“, „Medizinische Notfälle“, „Brandeinsätze“ und „Chemieeinsätze“. Im Jahr 2022 kamen etwa 210 Einsatzstunden zusammen. 40 Prozent der Alarmierungen fanden an Wochenenden statt, 70 Prozent wurden tagsüber abgearbeitet (also zwischen 7 und 19 Uhr). Einsatzorte waren unter anderem Weil am Rhein (53), Lörrach (19), Binzen (sieben), Efringen-Kirchen (vier), Eimeldingen (drei), Basel (einer) und München (einer).

Neues Fahrzeug
Einen Festakt hat der DRK-Ortsverein Weil am Rhein-Haltingen zum 112-jährigen Bestehen nicht geplant. Allerdings wollen die DRKler die Bürger im September einladen, wenn sie ihren neuen Gerätewagen Transport erhalten haben. „Wir stellen das Fahrzeug vor und wollen die Bevölkerung über unsere Arbeit informieren“, kündigt Vorsitzender Klaus-Michael Effert an. Den Gerätewagen mit Allrad benötigt der Ortsverein, um stets das richtige Material und die richtige Ausrüstung an Einsatzorte transportieren zu können – für die bestmögliche Hilfeleistung. Die Notwendigkeit habe man unter anderem erkannt, als DRK-Mitglieder aus der 3-Länder-Stadt ins Ahrtal fuhren, um dort zu helfen, berichtet Effert. Die Kosten belaufen sich auf rund 140 000 Euro, die der ehrenamtliche Ortsverein selbst stemmen muss. Staatliche Unterstützung gebe es nicht.

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