Weil am Rhein Mietmarkt macht Menschen zu schaffen

Marco Fraune

Jahresbericht: Fachstelle Wohnungslosenhilfe unterstützt Haushalte / Wohnungsverlust abwenden / Viele Migranten betroffen

Weil am Rhein - Die Arbeit der Fachstelle Wohnungslosenhilfe hat in mehreren Fällen erreicht, dass Menschen nicht auf der Straße landen. Angesichts des immer knapper werdenden bezahlbaren Wohnraums in Weil am Rhein sei hier jeder Fall ein Erfolg. Denn der Mietmarkt stellt ein Problem dar.

Für die Stadtverwaltung steht fest, dass die statistische und inhaltliche Auswertung der Wohnungslosenhilfe-Tätigkeit als solche nicht zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum beiträgt. Doch der Bericht zeigte auf, dass genau diese Schaffung unbedingt weiterverfolgt werden müsse. Die Zusammenarbeit mit der Fachstelle wertete Rechts- und Ordnungsamtsleiterin Ellen Nonnenmacher auch als „sehr konstruktiv“, wie sie im Kultur-, Sport- und Verwaltungsausschuss erklärte. Die Fachstelle könne auch viel früher beim möglichen Verlust der Wohnung gegensteuern, da ihr die Fälle deutlich eher bekannt würden.

68 Haushalte erreicht

Im vergangenen Jahr sind 68 Haushalte erreicht worden, einer mehr als im Vorjahr. Insgesamt konnte bei 85,7 Prozent der Haushalte (Vorjahr: 72 Prozent) effektiv geholfen und eine Obdachlosigkeit verhindert werden, führt Wohnungslosenhilfe-Leiter Stefan Heinz im Bericht schriftlich aus.

„In einer Zeit, in der es weiterhin extrem schwierig ist, bezahlbaren Wohnraum zu finden, ist jede Wohnungssicherung als Erfolg zu werten. Jeder Wohnungsverlust zieht für die Kommune potenziell hohe Folgekosten nach sich“, weiß Heinz. Nicht selten würden die Mieten bei Wiedervermietung drastisch steigen, so dass nicht nur ein Wohnungsverlust zu verzeichnen sei, sondern ebenso der Verlust einer Wohnung im Segment der Niedrigpreiswohnungen, schildert Heinz weiter.

Wenn Wohnungen nicht gesichert werden konnten, lagen die Gründe laut dem Bericht meist in unangemessenen Mietpreisen im Sinne der Sozialgesetzgebung, Stichwort Hartz IV. So gewährt das Jobcenter keine Darlehen zur Übernahme der Mietschulden, wenn die laufende Miete nicht angemessen sei. „Zu solchen Situationen kommt es häufig, wenn ein Familienmitglied auszieht, bei Arbeitslosigkeit oder bei Eintritt der Rente“, erläuterte Heinz. Auch würden häufig zu teure Wohnungen angemietet, da kein preisgünstiger Wohnraum vorhanden ist. „Dann sind Mietschulden schon absehbar.“

Soweit sich jedoch Haushalte bei Krisen, Schwierigkeiten mit den Behörden oder mit dem Vermieter frühzeitig an die Fachstelle wenden, bestünden gute Chancen, dass die Wohnung gesichert werden kann. Solange der Wohnungsmarkt weiter angespannt sei, stoße auch die Fachstelle jedoch an ihre Grenzen.

Besonders betroffen vom sich anbahnenden Verlust der Wohnung waren laut dem Wohnungslosenhilfe-Leiter Migranten und Ausländer. Dies liege offenbar an der größeren Hemmschwelle, Hilfe in Anspruch zu nehmen, so Nonnenmacher. Eine Stigmatisierung werde befürchtet. Mehr als 56 Prozent der Haushalte seien zudem Familien mit Kindern.

Die Bewertungen

Um den Zugang zur Fachstelle sorgte sich im Ausschuss auch Andres Rühle (UFW), wobei OB Wolfgang Dietz schilderte, dass die Einrichtung bei den im sozialen Bereich Tätigen bekannt sei. Doch die öffentliche Hand müsse sich durchaus an die eigene Nase fassen, dass die Feinheiten der Sozialgesetzgebung für viele Bürger schwer verständlich seien.

Als bedrückend bezeichnete Wolfgang Roth-Greiner (FDP), dass der Anteil der von Altersarmut Betroffenen in der Statistik von acht auf elf Prozent gestiegen ist. „Das ist kein gutes Zeichen.“

Zuschuss statt Obdach

Froh, dass die Stadt einen Zuschuss zahlt, zeigte sich Matthias Dirrigl (SPD). Die OB unterstrich aber, dass der Bereich der Sozialverwaltung Sache des Landratsamts sei. „Wir sind der Überzeugung, dass die Wohnungslosenhilfe aber unterstützt gehört.“ Zugleich folgte daraus eine Entlastung für die Stadt, da diese bei einer aus dem Wohnungsverlust resultierenden Obdachlosigkeit als Ortspolizeibehörde verpflichtet sei, diesen Menschen Obdach zu bieten, was aber nicht gleich zu setzen sei mit einer Wohnung. Nonnenmacher: „Der Ansatz ist die Gefahrenabwehr, die Vermeidung von Obdachlosigkeit.“ Soweit dies gelinge, spare die Stadt unterm Strich, weiß OB Dietz.

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