Weil am Rhein Mikrokosmos der Weiler Jugend

Weiler Zeitung

Nachtsport I: Letzter Termin, bevor die Pause bis November beginnt / Vor der Halle wird gefeiert

Gedacht ist der Nachtsport als offene Jugendarbeit, also als möglichst niederschwelliges Angebot für alle Interessierten. Die Regeln sind klar: Kommen und Gehen, wie man will, Sport machen oder einfach gemeinsam Zeit verbringen, Alkohol und Drogen sind verboten. Letzteres ist aber auch mit Problemen behaftet. Ein Ortsbesuch.

Von Martina Proprenter

Weil am Rhein. Die Musik ist schon von weitem zu hören. Gläser klirren, Stimmengewirr und Lachen durchmischen sich. Es ist Freitagabend, etwa 21 Uhr. In einer halben Stunde werden sich die Türen der Egersporthalle öffnen, wo seit rund einem Jahr den Jugendlichen ein Treffpunkt geboten wird. „Weg von der Straße“, lautet der Grundgedanke der Kooperation zwischen Stadt und SAK Altes Wasserwerk Lörrach. Während auf dem Schulhof etwa 20 Jungen und Mädchen beisammenstehen, laufen in der Halle die letzten Vorbereitungen.

Fünf Helfer sind an diesem Abend gekommen, etwa 20 junge Menschen verbringen abwechselnd ihre Freitage in der Halle, um Ansprechpartner zu sein und für Ordnung zu sorgen. „Der Wunsch nach dem Angebot kam vom Jupa aus“, erzählt Sadaf Hamidi, während sie Brötchen belegt. Neben ihr gehören noch drei weitere Mitglieder des Jugendparlaments zu den „Nachtsport-Coaches“.

Vor der Halle wird derweil laut weitergefeiert. Eine Mädchengruppe erzählt, dass sie aus Friedlingen kommen und platzen direkt mit zahlreichen Kritikpunkten heraus. Die Pause bis November ist „doof“, die Brötchen sollten „besser“ sein, auch einen Nachtbus nach Hause wünschen sie sich.

Trotz der Kritik würden alle sehr gerne kommen, das zwanglose Zusammensein gefalle ihnen sehr gut. Obwohl sie das Rauchverbot sehr störe. Fast alle in der Gruppe rauchen, werfen die abgebrannten Zigaretten dann achtlos auf den Pausenhof. Den Einwand, dass sie mit 16 respektive 17 Jahren ja noch gar nicht rauchen dürften, wollen sie nicht gelten lassen. Zudem dürfen sie innerhalb der Halle keinen Alkohol trinken, hier auf dem Hof kontrolliert allerdings niemand, wie viel getrunken wird (siehe unten stehenden Bericht). Zwei fast leere Wodkaflaschen stehen zwischen den Jugendlichen.

In der Halle ist derweil ein Stufenbarren aufgebaut. Mehr redend als turnend stehen John (16), Ylber (20), Fabian (20) und Azad (18) beisammen. „Wir kommen, um fit zu bleiben“, sagen sie. Fast jeden Freitag sind sie hier. Dass sie kommen und gehen können, wie sie möchten, finden sie besonders gut. Normalerweise sei mehr los, im Schnitt kommen 30 Jugendliche pro Abend.

Nicht nur die Turner, auch die trinkfreudige Gruppe gehört zu den „Stammkunden“, erzählt Thomas Wieland. Der 22-Jährige ist heute der Abendleiter und koordiniert die anderen Helfer. Gegen elf Uhr kommen die Jugendlichen auch in die Halle herein, auf die Toilette. Zwei besonders laut grölenden und schwankenden Mädchen sagt er, dass sie die Halle leider verlassen müssten. Sie ignorieren ihn und gehen einfach weiter. So mischt sich nun zeitweise ein Teil der angetrunkenen Jugendlichen unter die nüchternen in der Halle, wo mittlerweile ein Volleyballfeld aufgebaut ist. In einem Hallendrittel wird auch Fußball gespielt. Einer davon ist Mark, 15 Jahre alt. Er kommt jede Woche, „hier kann man neue Leute treffen“, freut er sich. Und Halim kommt fast jede Woche zum „chillen mit Freunden“.

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