Weil am Rhein Mit drei Jahren nach Sibirien

Weiler Zeitung
Wilhelm Pfeiffer ist 80 Jahre alt. Foto: sc Foto: Weiler Zeitung

Geburtstag: Wilhelm Pfeiffer feiert seinen 80. Geburtstag

Weil am Rhein-Haltingen (sc.). Heute feiert Wilhelm Pfeiffer aus Haltingen seinen 80. Geburtstag. In Elisabethen in Georgien ist der Jubilar geboren. Die Erinnerungen an seine Kinder- und Jugendzeit wiegen noch heute schwer.

Als Deutsch-Russen war die Familie „Volksfeind“ und wurde daher nach Sibirien verbannt. Damals war Wilhelm Pfeiffer gerade einmal drei Jahre alt. Die Eltern durften nicht bei den Kindern bleiben, es waren die Großeltern, die die Erziehung übernehmen mussten.

Erst mit neun Jahren konnte der Jubilar die Schule besuchen. Vorher habe er keine warme Kleidung gehabt, bei 50 Grad Minus wäre er auf dem Schulweg erfroren, erinnert er sich. Mit zwölf Jahren musste Wilhelm Pfeiffer im Sommer als Hütebub arbeiten. Dann, gerade einmal 14 Jahre alt, wurde er auf einer Viehfarm angestellt. 15 Jahre lang lebte der Jubilar in der Verbannung. Ab 1954 durfte er sich in Russland bewegen, seine alte Heimat jedoch blieb tabu.

Endlich kamen auch die Eltern zurück. In Kemerow bekam er Arbeit in einer Gießerei, allerdings durfte er nur als Hilfsarbeiter tätig sein.

Deutschen war es nicht erlaubt, einen Beruf auszuüben. In dieser Zeit besuchte der Jubilar die Abendschule. Er zog mit den Eltern nach Kirgisien. 1960 bis 1963 wurde Wilhelm Pfeiffer in die Armee eingezogen. Jetzt bot sich die Gelegenheit, an der Universität zu studieren. Als Elektroingenieur schloss er die Ausbildung ab. Zusammen mit seinem älteren Bruder habe er darum gekämpft, aus Kirgisien herauszukommen.

„Wir haben uns freigekauft“, sagt er. 1979 gelang das Vorhaben. Mit seiner Frau und den zwei Kindern zog Wilhelm Pfeiffer nach Haltingen, wo ein Haus gebaut wurde. Arbeit fand er als Versuchsingenieur in der Sonnenenergieforschung in einem Forschungslabor in Weil. 17 Jahre arbeitete der Jubilar dort. Als seine Frau wegen Krankheit betreut werden musste, ging er in Rente.

Gute Kontakte in Haltingen hat der Jubilar. Neun Jahre war er als Kirchenältester in der St. Georgs-Gemeinde aktiv. „Ich fühle mich sehr wohl hier, ich bin zufrieden. Schön ist, dass wir vom ersten Tag an in Deutschland gut behandelt wurden“, sagt Wilhelm Pfeiffer. Erst als er hierher gekommen sei, habe er gesehen, wie schön das Leben sein könne.

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