Weil am Rhein Mit geheimnisvoller Symbolik

Jürgen Scharf
Blick in den Raum: Ulrike Donié mit ihrem Mitaussteller Giuseppe Masini im Weiler Stapflehus Foto: Jürgen Scharf

Ausstellung: „Spuren“: Werke von Ulrike Donié und Giuseppe Masini in der Städtischen Galerie Stapflehus

Von Jürgen Scharf

Weil am Rhein. Eine neue Ausstellung mit intensiver Farbigkeit und geheimnisvoller Symbolik gibt es in der Städtischen Galerie Stapflehus. Unter dem Titel „Spuren“ zeigen Ulrike Donié und Giuseppe Masini ihre ureigenen Bildwelten. Zusammengebracht hat die beiden Ausstellenden Kurator Pierre Wechlin aus Kandern, der als Berater und Ideengeber für Künstler, Galerien und Museen fungiert.

Wechlin suchte nach Gemeinsamkeiten und fand sie in den speziellen Farbwelten der beiden Künstler und darin, dass ihre Arbeiten dem Betrachter Freiraum für Assoziationen lassen.

Die Doppelschau ist so konzipiert, dass im Erdgeschoss die bunte Malerei und die skurrilen Keramikskulpturen von Masini versammelt sind und im ersten Stock die großformatigen, farbgewaltigen Bilder und rätselhaften Objekte von Donié. Im Dachgeschoss treffen beide aufeinander.

Giuseppe Masini ist eine Doppelbegabung: Der Musiker und Maler studierte in Rom Violine im Konservatorium und Malerei im Kunstgymnasium. Er ist Geiger im Sinfonieorchester Basel und hat ein Atelier im Weiler Kesselhaus. Masini hat immer schon gemalt, seit seiner Kindheit, Keramiken fertigt er aber erst seit 15 Jahren an.

Die gezackten Skulpturen zeigen Ritter, denen ein Falke auf der Schulter sitzt. Bei diesen reitenden Figuren aus Keramik, die teils glasiert, teils mit farbiger Engobe bemalt sind, fällt das Kräftige, Unfertige, Grobe auf. Die archaisch wirkenden Rittergestalten erscheinen in vielfachen Variationen, die Pferde ähneln teilweise Drachen. Auch die Vogelfigur kehrt als Sujet immer wieder.

Das Rätsel ist bald aufgeklärt: Die Reiter kommen aus der russischen Ikonenwelt. Masini hat Anleihen genommen bei der Legende des Heiligen Tryphon, der auf orthodoxen Ikonen mit einem Falken dargestellt wird.

Ähnlich symbolbeladen ist auch seine Malerei, bevölkert mit mystischen Figuren, voller ornamentaler Muster und mit vielsagenden Texten beschriftet. Die überaus fantasievollen Bildtitel – als Beispiel etwa „Pharao Tutankamons privater Vogel“ – geben dem Betrachter einen Leitfaden mit, um ein Bildgeschehen besser zu verstehen.

Noch kryptischer ist das Motiv einer liegenden Figur und einer blonden Frau, das den sphinxhaften Bildtitel trägt: „In der eigenen Schutzhülle mit Atemgerät und mit Hilfe von Claudia Schiffer“. Bei dem Ölgemälde „Die italienische Familie träumt von einer Reise nach Indien“ darf man mutmaßen, dass hier eigene Sehnsüchte mit einfließen.

Diese vordergründigen Bilder speisen sich aus Träumen, Wirklichkeiten, Fotografien, uralter Volksreligion und alltäglichem Leben (wie Fußballern) und lassen an die „Art Brut“ eines Jean Dubuffet denken. Man kann gedanklich darin spazieren gehen, vielerlei assoziieren und hinter die Bildfassade blicken.

Verrätselte Bildwerke

Auch die Bildwerke von Ulrike Donié sind verrätselt. Die Künstlerin beschäftigt sich mit der Wahrnehmung, der Erinnerung, und verzichtet bewusst auf Bildtitel als Anhaltspunkte. Wenn man bei ihr auf Spurensuche geht, landet man in vergangenen Zeiten und versunkenen Welten.

Viele der Bildszenerien erinnern an Unterwasserwelten: Da tummeln sich quallenähnliche Gebilde, sieht man Korallen und fischartige Wesen, die im Bildraum zu schweben scheinen. In Doniés Fantasiewelt, die sie in einem großen Paravent als Triptychon ausbreitet, kann man richtig „eintauchen“.

Selten sieht man in Ausstellungen Rundformen. Doniés Tondobilder an der Wandschräge unterm Dach des Stapflehus wecken die Illusion von Deckenmalerei. Einmal mehr herrschen hier die dynamischen Farben und das eigenwillige Leben in den dunklen Sphären vor.

Die Malerin selber spricht von Urbildern, Tiersymbolen und stellt die Frage nach der Realität.

Was aber haben die riesengroßen dreidimensionalen Objekte zu bedeuten, die im Raum verteilt stehen oder liegen? Einerseits ergänzen sie die farbsinnlichen Bilder, andererseits scheinen diese archetypischen Elemente – folgt man Wechlins Deutung – „wie aus den Bildern herauszutreten“. Es sind Spuren von etwas Vergangenem.

Die Imagination und Vorstellungskraft der Betrachter ist jedenfalls stark gefordert bei dieser in jeder Hinsicht vieldeutigen und verschlüsselten Schau.  Bis 24. Juli, Sa 15-18, So und Feiertag 14-18 Uhr

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