Weil am Rhein Mit Masken und mehr

Marco Fraune

Geschäfte in Weiler Innenstadt wieder geöffnet / Hörenz: "Vermisse die Unterstützung der Stadt"

Weil am Rhein - In die Weiler Innenstadt kehrt ein Stück weit Leben zurück. Geschäftsinhaber atmeten heute (Montag) auf, wieder öffnen zu dürfen. Es galt aber, verschiedene Auflagen zu erfüllen. Bernd Hörenz, Vorstandsmitglied der Händlervereinigung Weil-aktiv, vermisst jedoch die öffentliche Unterstützung der Stadtspitze bei der Werbung für die heimische Geschäftswelt.

Die Parkbank vor der Eisdiele von Carlos Carignani ist mit einem rot-weißen Absperrband versehen, auf einem selbst beschriebenen Schild steht der Hinweis, dass der Verzehr der kühlen Erfrischung erst ab einer Entfernung von 50 Metern erlaubt ist. Hinzu kommen ein abgetrennter Verkaufsbereich, Abstandsaufkleber am Boden und eine separate Ausgabe von Eis und Bezahlstation.

„Ich bin froh, wieder öffnen zu können“, lobt Carignani die erfolgte Abstimmung mit dem Ordnungsamt. Denn in der vergangenen Woche hatte er angesichts der frühsommerlichen Temperaturen zwar einen Lieferservice neu ins Leben gerufen, doch die zehn bis 15 Bestellungen am Tag würden sich angesichts der Fahrkosten nicht wirklich rechnen. Nun geht er von deutlich mehr verkauftem Eis aus.

Es werde wohl noch ein paar Tage dauern, bis wieder deutlich mehr los sein wird, glaubt die Altweiler Buchhändlerin Elke Gründler-Lindow. „Ich bin mit einem blauen Auge davongekommen“, ist sie zugleich froh, angesichts der eigenen Immobilie keine Pacht zahlen zu müssen und nun auf ihre guten Kunden wieder setzen zu können. Und diese erhalten beim Eintritt Einweghandschuhe und bei Bedarf auch Masken. Die Verkäufer tragen Masken und Baumwollhandschuhe, die ausgekocht und wiederverwendet werden können. „Ganz komisch“ sei die Situation, findet Gründler-Lindow.

Hinter seinem Mundschutz atmet aber auch Martin Frey, Inhaber von Intersport Gemo, auf. Zwar hatte der Familienbetrieb die vier Wochen Schließzeit genutzt, einen Online-Handel aufzubauen, doch viel Umsatz ging verloren. Frey hatte zudem die Sommerware auf Mitte Februar bestellt und bezahlt, doch dann stand die Schließung an. Dadurch, dass der Verpächter ihm für den halben März und den April die eigentlich fällige Miete erließ, bekam Frey in finanzieller Hinsicht Luft zum Atmen. „Und die Sparkasse hat uns den Rücken freigehalten.“

Nun gelte es, mit Plexiglasscheiben, Handschuhen, Mundschutz und Abstandsregelungen den Betrieb wieder aufzunehmen, den die elf Mitarbeiter in zwei Schichten absolvieren, um bei einer Infektion nicht komplett das Geschäft wieder lahm zu legen. Bis Ende des Jahres werde es aber wohl noch dauern, bis die Vor-Corona-Umsätze erreicht werden, kalkuliert der Sportfachgeschäftsinhaber.

Optik Burkart hat seit gestern am Samstag zwei Stunden länger als zuvor auf – ebenfalls mit Masken. „Es wird auch keinen großen Ansturm auf die Geschäfte geben“, glaubt Siegfried Burkart. Denn noch seien ja die Grenzen dicht. Knapp 40 Prozent an Schweizer Kunden hat das Optikerfachgeschäft. „Wir hoffen, dass die Grenze irgendwann wieder geöffnet wird.“ Zahlreiche Brillen würden zur Abholung bereit liegen.

Weil-aktiv-Vorstandsmitglied Hörenz weiß um die abwartende Haltung der Geschäftsleute. Auch am Dienstag werde noch betrachtet, wie das Geschäft anläuft. Entsprechend sollen die Öffnungszeiten, der Einsatz der Mitarbeiter und grundsätzlich das Einkaufsverhalten der Kunden analysiert werden. „Man wird sehen, wo es hinläuft.“ Auch müsse betrachtet werden, was mit den drei großen Einkaufs-Centern werde. Im Kaufring waren wie bisher einige Bereiche abgetrennt, während auf der Einkauf-Insel und im Rhein-Center weitere Geschäftte wieder öffneten.

Grundsätzlich hätten viele Weiler Händler nun neu Online-Aktivitäten für sich entdeckt und auch auf den Take-away-Service gesetzt. Kreativität sei freigesetzt worden, lobt Hörenz. So habe das Schuhhaus Wachenheim beispielsweise per Videotelefonie die Beratung vorgenommen. Aber auch Renovierungen seien in Läden vorgezogen worden.

Ob die Weiler Geschäftswelt nach der Corona-Krise eine andere sein wird, glaubt Hörenz zumindest in einem Punkt. „Der Umgang miteinander wird anders sein“ – mehr Höflichkeit bei mehr Abstand. Weiterhin würden die Schweizer Kunden einen zentralen Stellenwert einnehmen, nicht nur die Kreis-Bürger. „Lokal ist bei uns auch Basel und Frankreich.“

Enttäuscht zeigt sich Hörenz hingegen, dass im Gegensatz zur Lörrach oder auch Schopfheim, die Stadtspitze keinen Unterstützungsaufruf für den Weiler Handel vorgenommen habe. „Ich finde es persönlich schade, und ich vermisse die Unterstützung der Stadt.“

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