Daher rappelt sich Armin Ruser im Jahr 1999 und 2000 auch immer weiter auf. Nach drei Tagen geht es von der Uniklinik Freiburg in die Reha-Klinik nach Basel. Die unglaublichen Schmerzen gehen irgendwann zurück, das Morphium kann beiseite gelegt werden. Das „zweite Leben“ beginnt damit, viel Zeit zum Nachdenken zu haben inklusive.
Dass er die Agentur in der jetzigen Form betreibt, führt Armin Ruser genau darauf zurück. „So zu denken, ist die Folge, dass man Zeit zum Nachdenken hat.“ Gleichzeitig gibt Gott ihm Halt, wie das Mitglied der freien evangelischen Gemeinde schildert. Hinzu kommen sein eigenes praktisches Tun und seine eigenen Entscheidungen, sein Selbstmanagement. „Wo will ich hin mit dem Leben und was kann ich tun, um dahin zu kommen?“, will Armin Ruser stets mit dem Machen beantworten. Denn für ihn steht fest: „Ich habe schon wenig Zeit, da habe ich keine Zeit, Zeit zu verplempern.“ Bei der Selbstorganisation helfen ihm selbst geschaffene Systeme, um Ordnung zu halten. Das Denken schärfen und dies zu kanalisieren, das sei wichtig, nimmt er sich einmal im Jahr bewusst eine Auszeit. Sein Leben reflektieren, ist angesagt.
Nach dem Unfall bis Mitte 2000 muss Armin Ruser sogar grundsätzliche Dinge erst einmal wieder einüben. Er will durch die Stadt rollen, ohne ständig an Bordsteinen hängen zu bleiben, er will ohne Probleme ins Auto steigen, er will einen Trainingsrhythmus für seinen Körper entwickeln, um nicht dick zu werden und seine lädierte rechte Schulter in Schuss zu halten, und er will einfach allein einkaufen gehen. Nachdem das alles einigermaßen klappt, geht es vier Jahre lang nach Zürich zum Studium der Theologie, wobei ein Master in Bonn den Abschluss bildet.
Ab 2004 folgt in Fischingen in der freien evangelischen Kirche die Tätigkeit als Organisatorischer Leiter der Freikirchen, später dann im G5 in Eimeldingen, wo er im Führungsteam aktiv ist. Nach einem Fernstudium, bei dem er das allgemeinverständliche Arbeiten mit Geld lernt, wäre der Weg in die Wirtschaft vorgezeichnet gewesen. Doch dann betreibt Armin Ruser seine eigene Firma – bis zum heutigen Tag weiterhin.
Die Zukunft nimmt der 43-Jährige nicht auf die leichte Schulter, erklärt er. Doch: „Wahrscheinlich habe ich mir mit 25 Jahren die Gedanken gemacht, die andere sich mit 60 Jahren gemacht haben.“ Für ihn sei wichtig, sich fit zu halten, denn er will lange fit bleiben und lange leben. Denn mittlerweile wisse er, dass im Rollstuhl ein gutes Leben geführt werden kann.