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Weil am Rhein Mit richtiger Taktik ans Ziel

Alisa Eßlinger
Rena Rose will Betroffenen Hilfestellung geben. Foto: zVg

Ratgeber: Autorin Rena Rose setzt sich für Menschen mit Behinderungen ein.

Weil am Rhein - „Verständlich, effektiv und begleitend“, so beschreibt die unter dem Pseudonym Rena Rose auftretende Autorin ihr Buch „Nicht lange fackeln – GdB und Schwerbehindertenausweis in einem Jahr“. Betroffenen fehle die Kraft oder das Wissen, sich gegen eine Antragsablehnung zu stellen. Oft stünden sie vor einem Berg Formalien. Die Autorin mit Weiler Wurzeln will Betroffene und Angehörige an die Hand nehmen und sie durch „das bürokratische Chaos“ führen.

Rose ist 1969 in Weil am Rhein geboren. Auch wenn sie schon seit fast 40 Jahren in München wohnt, sind ihre Wurzeln in Weil. Ihre Mutter wohnt immer noch im Dreiländereck, ihr Großvater ist hier vielen Bürgern bekannt. Für die Gründung der Marinekameradschaft wurde ihm die Ehrenbürgerwürde der Stadt Weil am Rhein verliehen. Die Enkelin freut sich immer, wenn sie in der Gegend ist: „Meine Familie ist hier und ich verbinde viele schöne Kindheitserinnerungen mit Weil. Ich sehe die Toskana Deutschlands als meine Heimat an.“

Erfahrung im Krankenhaus

Ihr Engagement für Menschen mit Behinderung begann Rose im Krankenhaus. Sie arbeitete 25 Jahre im Münchner Hospiz in den Bereichen Neurologie, Psychiatrie, Controlling und Presseabteilung. Dabei kam die Autorin mit Patienten verschiedenen Alters in Kontakt, die reihenweise Ablehnungen bezüglich einer Einteilung des Grades der Behinderung (GdB) erhielten. Sogar Arbeitskollegen wurden wegen ihren vielen Krankheitszeiten gekündigt. Durch die Tätigkeit im Krankenhaus fiel Rose vermehrt „die Gnadenlosigkeit der Ämter“ auf. Es komme immer noch zu verzögerten Antworten und das Versorgungsamt lehne häufig Anträge ab, um Gelder für den Staat einzusparen. Die Behörden stünden häufig auf der Seite des Arbeitgebers und würden einer Kündigung wegen Krankheit vermehrt zustimmen. Für Rose steht fest: „Dieser Ungerechtigkeit muss entgegen gesteuert werden.“ Die Autorin ist sich sicher: „Mit dem Schwerbehindertenausweis ist man nicht mehr so leicht kündbar.“ Denn ab der Antragsstellung besitze der Betroffene einen Kündigungsschutz.

Wissen geteilt

Der Autorin kommt bei dem Verfassen des Ratgeber-Buchs ihre berufliche Erfahrung als ehrenamtliche Richterin am Landgericht München zu Gute. Mit dem Lesen vieler Fachbücher, den Gesprächen mit Betroffenen sowie Telefonaten mit Behörden und Ämtern konnte Rose ihr Wissen vertiefen. „Ich habe angefangen, Patienten, Kollegen und Freunde aufzuklären.“ In ihrem Umfeld half sie, Anträge auszufüllen und Widersprüche zu schreiben. Nun will sie mit dem Ratgeber vielen Menschen ihre Unterstützung anbieten.

Die Möglichkeit, einen Antrag zu stellen, ist laut der Expertin vielen Betroffenen nicht bewusst. Denn auch chronische Krankheiten, wie Depression, Zwangsstörungen oder Arthrose unterliegen einem Grad der Behinderung. Hausärzte halten sich zurück bei der Aufklärung zum Grad der Behinderung, wie Rose weiter erläutert. „Ärzte haben oft Zeitmangel, sind zu bequem oder haben kein Interesse, gerade auch weil der Arztbrief nicht bezahlt wird. Schnell fehlen dann wichtige Details und Diagnosen.“ Rose weiß, dass sie sich mit ihrem Ratgeber bei Ärzten nicht besonders beliebt macht. „Das ist mir egal. Mein Ziel ist, Betroffenen schnell und einfach zu helfen.“ Die Autorin verrät, dass bei einem erfolgreichen Antrag ein positiver und ausführlicher Arztbericht oder Abschlussbericht der Reha-Einrichtung erforderlich ist. „Ich ermutige sogar dazu, dem behandelnden Arzt auf die Finger zu schauen und notfalls sogar auf einen ausführlichen und aussagekräftigen Arztbrief zu bestehen.“ Denn im Endeffekt zähle die richtige Reihenfolge, ein kooperativer Arzt und ein positiver Befund.

Reihenfolge ist wichtig

Andere Ratgeber oder Informationsbroschüren sind Rose häufig zu oberflächlich. „Bei den meisten fehlen die praktischen Hilfestellungen.“ Statt Paragrafen und ellenlangen Erklärungen über das Thema Schwerbehinderung, konzentriert sich die Autorin auf das Wesentliche – Laien sind die Zielgruppe. Es werden auf den 164 Seiten auch verschiedene Krankheitsbilder und deren Auswirkungen auf den Antrag erklärt. Detailliert beschrieben ist die ausschlaggebende Reihenfolge bei einem Neuantrag sowie beim Folgeantrag bei einer Verschlechterung und bei einem Widerspruch. Das Buch enthält zu diesen Anträgen auch Musterbriefe. „Ich habe ein ehrliches Interesse daran, dass jeder sein Recht bekommt.“ Daher arbeitet die Expertin an einem weiteren Ratgeber: Es geht um das Thema Erwerbsminderungsrente. Das Werk soll noch in diesem Jahr erscheinen.

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