Weil am Rhein Mit Sonne und Stroh

Marco Fraune
Das Strohballenhaus gewinnt eine Kontur: (v.l.) Siegfried Delzer, Christoph Huber, Jürgen Hess, Eric Wasser, Rainer Stücklin und Frank Brauer wirken mit. Foto: Marco Fraune

Umwelt: Truz plant ein Schulungszentrum in Strohballenbauweise. An Heliodom angelehnt.

Weil am Rhein - Das Trinationale Umweltzentrum (Truz) treibt seine Pläne für ein neues Schulungszentrum neben dem Sundgauhaus voran. Ein Strohballenhaus, das sich an ein Heliodom anlehnt, soll hier für grob kalkuliert knapp eine Million Euro errichtet werden. Finanzierung, Bebauungsplan und Zeitplan sind Themen, die noch geklärt werden müssen.

Sowohl Truz-Vorsitzender Christoph Huber als auch Geschäftsführer Thomas Klug verfolgen das Ziel einer Realisierung, wobei diese nicht definitiv feststeht. „Wir versuchen, es zu realisieren“, setzt Klug auf die Umsetzung. „Für den Verein ist es ein riesen Projekt“, ergänzt Huber jedoch wissend um einige Knackpunkte.

Dazu zählt vor allem der knapp siebenstellige Euro-Betrag, den der kleine Verein stemmen muss. Entsprechend sind Sponsoren zu suchen, die sich hier finanziell engagieren wollen. Über den Badenova-Innovationsfonds konnte nicht nur 12 500 Euro für die Hälfte einer Studie bezahlt werden, sondern auch das Projekt damit Konturen gewinnen. Der Verein „Stroh + Paille + Paglia“ und die Stadt Weil sind bei der Machbarkeitsstudie in einem Boot.

Es fehlt jedoch auch noch ein Zeitplan für die Verwirklichung, erklärt der Truz-Vorsitzende. Geklärt werden müssten außerdem die rechtlichen Grundlagen, also der Bebauungsplan, oder auch die grundstücksrechtlichen Angelegenheiten. Huber: „Es steckt schon jetzt viel Engagement drin, daher ist das Ziel eine Realisierung.“ Von einer Fertigstellung im Jahr 2021 war zwischenzeitlich einmal die Rede.

Notwendig machen die Pläne für ein neues Schulungszentrum die Raumprobleme. So wird angestrebt, den Fachbereich Naturschutz in Richtung Sundgauhaus zu holen. Ziel ist also, die Raumsituation nachhaltig zu verbessern und zugleich eine ökologische und nachhaltige Bauweise zu verwenden.

Experten schildern Hintergründe

Der Lörracher Kybernetiker Siegfried Delzer zeigte bei der Jahreshauptversammlung des Truz (siehe auch Bericht unten), wie sich die an ein Heliodom angelehnte Bauweise positiv auf den Energieverbrauch des Gebäudes auswirken könnte. Möglichst autark soll dieses sein, wozu technische Hilfsmittel optimiert und natürliche Abläufe genutzt und vernetzt werden sollen. „Vernetzung heißt gleichmachen. Aber es ist gut, regionale Eigenarten zu pflegen“, womit man versuche, das Gebäude so abzubilden, dass der Energieverbrauch passt. Die Glasfront ist also nach hinten geneigt, womit die Sonne nicht direkt in die Räume strahlt. Zugleich orientieren sich die Fensterflächen am Sonnenverlauf. Heißt: Im Sommer wird es auch wegen des Dachvorstands nicht zu heiß, im Winter gelangt genug Licht herein. Die restliche Außenfassade besteht aus Stroh und Lehm plus Putz.

Und hier ist wiederum der Schweizer Strohballenbau-Verband „Stroh + Paille + Paglia“ engagiert, dessen Vorstandsmitglied Jürgen Hess auf große Abfallmengen verweist, die durch Gebäudeabrisse üblicherweise entstehen. „Dem Truz würde es gut zu Gesicht stehen, wenn dieses Tun unterbrochen wird.“ Das Dach könne aus gehäckseltem Stroh bestehen. Die Fassade aus Stroh, Lehm und Putz. Das Gebäue müsse sich in den Sonnenweg einpassen. Außerdem hofft er mit einer Realisierung des Strohballenhauses, ein Bewusstsein für diese Bauweise zu schaffen.

Schließlich weiß auch Delzer, dass die Nutzung des Naturbaustoffs Stroh in Vergessenheit geraten ist. Mit guter Behaglichkeit, vernünftigen Kosten und der ressourcenschonenden Bauweise will er hier gegensteuern. Unterschiedliche Energieströme gelte es, im Gebäude dann zu koppeln, von der Lüftung bis zur Geothermie sowie der zentralen Kraft der Sonne.

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