Einigen Mitbürgern fehlt die Wertschätzung
So freundlich und unproblematisch geht es aber längst nicht immer zu, wird während der Tour im Gespräch deutlich – nicht nur wegen einiger Mitbürger, die ihm keine Wertschätzung entgegenbringen. Nebenbei erzählt der Mitarbeiter der Straßenreinigung der Stadt Weil am Rhein, wie er vor einiger Zeit in Höhe der „Einkauf-Insel“ die Mülleimer geleert hat und auf dem Weg über den Zebrastreifen angefahren wurde. Der gebrochene Arm und die ausgekugelte Schulter sorgten für eine dreimonatige Zwangspause.
Doch auch die Leerung der Mülleimer an sich birgt Gefahren. Ein Messer ragte einmal sogar aus dem Müllsack, auch Drogenspritzen fanden sich schon im Unrat. Eher ärgerlich sei, wenn der Inhalt von halb vollen Milch- oder Süßgetränkegefäßen auf seiner Hose landet, woraufhin ein Zwischenstopp beim Betriebshof zum Umziehen erforderlich wird. Hinzu kommt aktuell angesichts der Pandemie die Sorge, sich an den weggeworfenen Masken, Einweghandschuhen oder Sonstigem anzustecken. „Momentan habe ich auch große Angst wegen der Krankheit. Aber was soll ich machen.“
Etwa 400 Kilo Müll an einem Wochenende
Auf etwa 400 Kilo schätzt seine Chefin, die Betriebshof-Leiterin Andrea Müller, die gesammelte Unrat-Menge grob, wenn am Wochenende schönes Wetter ist. Dass der Müll immer wieder wenige Meter entfernt vom Eimer liegen gelassen wird, gehört für sie zum Alltag. „Das Müllaufkommen hat sich insgesamt gesteigert“, kann sie auf 23 Jahre Tätigkeit im Bereich Straßenreinigung blicken. Seit einigen Jahren werde daher auch am Wochenende eine Tour gefahren, wobei jeder Mitarbeiter zwischen Mitte März bis Mitte Oktober drei Mal an der Reihe ist.
Schon um 6 Uhr in der Früh startet der Straßenreiniger am Samstag und Sonntag seine Fahrt, wobei samstags speziell rund um das Rheincenter viel los und für den Müllwagen kaum ein Parkplatz frei ist.
Gestern war noch bei etwas kühleren Temperaturen der Bereich der „Einkauf-Insel“ mit der Tram-Haltestelle der Startpunkt. Die Hauptstraße ging es dann entlang zum Berliner Platz, wo eine Menge Müll eingesammelt und auf den zum Ende des Tages vollen Wagen gehievt wurde. Die Zigarettenkippen an den Haltestellen werden hingegen für die Kehrmaschine am Montagmorgen schon an den Straßenrand gefegt. „Die Bürger sind unsere Brotzahler“, weiß Abdallah um den Arbeitsauftrag, möglichst eine saubere Stadt zu bieten.
Auch Hausmüll wird entsorgt
Doch so manche Bürger wollen auch sparen. In und neben den städtischen Eimern befindet sich Hausmüll, der eigentlich in die privaten grauen Tonnen gestopft werden müsste. Die Verursacher seien schwer ausfindig zu machen, sagt Abdallah, auch wenn er angehalten ist, hier auf mögliche Adressfelder zu achten. „So dumm sind die Leute aber auch nicht.“
In Friedlingen und an der Kandermündung fällt am Wochenende besonders viel Müll an, schildert der Straßenreiniger. Am Samstag hatte er bei seiner Tour sich schon darauf einstellen können, denn eine Familie bereitete am Rhein ein Fest vor, die Verpackungen einen Tag später zeugen davon.
Pro Tour kommen so unterm Strich mehr als 40 große blaue Müllsäcke zusammen sowie weitere kleinere graue. „Morgen ist der Mülleimer aber wieder voll“, weiß Abdallah beim Blick auf das am Rhein aufgestellte grüne Gefäß. Sagt es, und steigt wie jede paar Minuten rein in den Wagen, um zum nächsten Mülleimer zu fahren.
Eine Frage bleibt dann noch: Was ist eigentlich, wenn er Geld im Müll findet? Das will Ibrahim Abdallah dann zum Fundbüro geben. „Ich bin arm und bleibe arm, aber glücklich. Ich bin ein ehrlicher Mensch.“